Problem von Anonym - 17 Jahre

Passt er zu mir?

Hallo,

ich bin mir total unsicher was dieses Thema anbelangt und deshalb würde ich gerne eine Meinung von einer Person hören, die ich nicht persönlich kenne. (wenn möglich von einer Frau, da sie mich vielleicht besser nachvollziehen kann.)

Jedenfalls habe ich durch einen guten Freund vor circa 2 Jahren einen Jungen kennengelernt, der seit diesem Zeitpunkt um mich 'kämpft'.
Anfangs fand ich ihn etwas komisch und habe nur aus Höflichkeit ein oder zwei mal mit ihm geschrieben. Eines Abends hab ich ihn dann nach längerer Zeit wieder gesehen und ich fand ihn total gut aussehend. Also hatten wir wieder mehr Kontakt und auch einige Treffen. Ich machte ihm immer mehr Hoffnungen und irgendwann kamen dann natürlich auch die ' innigeren Momente ' mit ihm. Er schrieb mir lange Briefe , gab sich alle Mühe der Welt, doch irgendetwas in mir entschloss sich gegen ihn und eine Beziehung mit ihm. Mein Verstand war naatürlich total auf seiner Seite, da er gutaussehend ist, nette Freunde hat, liebevoll ist, sportlich ist, die gleichen Hobbies hat als ich und ich mich einfach perfekt über alles mit ihm unterhalten kann. Und ja, ich weiß, dass sich das alles nach einem perfekten Traumtypen anhört.. nur manchmal ist er mir einfach zu nett, zu romantisch, zu vorkommend. Ist das nachzuvollziehen?

Ich habe ihm das dann gesagt und für ihn brach eine Welt zusammen, er sagte aber auch, dass er mich nie aufgeben wird, denn ich werde immer 'sein' Mädchen sein.
Wir hatten dann etwa 3-4 Monate keinen Kontakt mehr, ab und zu noch per whatsapp aber nicht mehr allzu oft.

Dann haben wir uns an einer Party unverhofft wieder getroffen.
Es hat sich so gut mit ihm angefühlt und wir haben die ganze Nacht nur geredet.
Seitdem (seit 2 Monaten) haben wir wieder mehr Kontakt und wir haben uns auch öfters getroffen. Ich habe mich noch zurückgehalten ihn zu küssen, da ich mir immer noch nicht sicher bin, ob ich eine Beziehung mit ihm haben will und ihn nicht wieder verletzen möchte.. was soll ich denn nur tun? Mein Verstand schreit nach ihm, mein Herz leider nicht. wenn er nicht bei mir ist, wünschte ich ich läge in seinen Armen, wenn ich mich mit ihm unterhalte fühlt es sich an als würden wir uns schon seit 10 Jahren kennen, aber nach einem Kuss oder auch mehr fühlt es sich nicht mehr richtig an.
Ich selbst bin eine junge Frau, die sehr selbstbewusst ist, manchmal auch bestimmerisch, sportlich, liebevoll, klug, teilweise egoistisch aber auch sehr fürsorglich. Ich dachte immer, dass ich einen Freund brauche, der mir sagt wo es lang geht und der nicht zu allem 'ja und Amen' sagt. Ich glaube das ist meine Angst. Dass er mir eben zu nett ist.
Denn wenn ich jetzt mit ihm eine Beziehung eingehe, dann kann ich nicht schon wieder nach 1 Monat mit ihm Schluss machen, denn dann kommt er sich total verarscht vor. Ich will mir sicher sein, ob ich das will oder nicht, aber ich bin es nicht. Und das schon seit einer halben Ewigkeit. Die Treffen mit ihm machen mir die Entscheidung auch nicht leichter.
Ich meine: Er ist äußerlich, sowie innerlich mein Traumtyp, aber irgendetwas in mir ist gegen ihn und meint einfach, dass er mir zu nett, unbestimmerisch und unerfahren ist.

Was ist deine Meinung nach dieser langen Geschichte?
Es wäre toll, wenn ich eine ehrliche und vielleicht auch hilfreiche Antwort bekommen würde! Liebe Grüße und danke schon mal:)

Dana Anwort von Dana

Liebe Unbekannte!

Als ich dein Problem las, dachte ich spontan: "Wozu braucht sie uns noch?"
Du bist so selbstreflektiert, beachtest so genau und sensibel dein und auch sein Wesen...und stellst eben fest, dass mehr als Nähe irgendwie für dich nicht geht.

Ich werde jetzt den Deibel tun und dich in eine Beziehung hinein quatschen, die dir selbst nicht sicher ist.

Es gibt Frauen, die brauchen einen härteren Umgang oder einen Mann, der einfach mehr "ego" ist und nicht nur der rote Teppich für seine Traumfrau. Ich wette, wenn er ab und an mehr Distanz hätte, sich mehr rar machen, ab und an seinen Kopf durchdrücken würde und auch mal sagen würde, wenn ihm was nicht passt, dann wäre es zu 100% DEIN Typ. Es ist egal, ob er gut aussieht oder ob du mit ihm gut reden kannst, wenn du merkst, dass du mit ihm nicht mehr erreichen willst. Liebe und Verliebtsein will MEHR als das. Liebe IST auch mehr als das.

Du möchtest dich reiben können. Es muss auch ab und an Funken sprühen, die nicht aus Herzchen gemacht sind, ich kann dich sehr gut verstehen. Ich kenne auch viele Frauen, die dir sehr ähnlich sind und genauso denken und sich Männer wünschen, die weniger "devot" sind, obwohl sie selbst recht dominant sind. Man braucht dann zwar als dominante Frau auch einen ausgleichenden Part, das muss der Mann auch sein, sonst fliegen jeden Tag die Teller (:D), aber alles gefallen lassen soll er sich GEFÄLLIGST auch nicht!! ;)

Das Problem: du kannst ihn da nicht ändern. Er ist so. Er opfert sich für dich auf, er scheint dich sehr zu lieben oder zumindest extrem zu mögen, er fokussiert sich anscheinend auch auf dich...und dir ist das too much. Selbst, wenn du ihm sagst, dass du ihn da gerne anders haben möchtest, weil du das so nicht magst, er wird das versuchen und wahrscheinlich kläglich scheitern...außerdem wird es ihn innerlich entwurzeln, weil er versucht, so zu sein, wie du das willst...und das ist er nicht. Außerdem ist das dann nur eine "fade Schablone", aber kein "ganzer Kerl". Würdest du eine Änderung von ihm verlangen, würdest du ihn so stark unter Druck setzen, dass es ihm nicht gut tut...und da musst du wirklich dann jetzt für euch beide denken. Er soll keinen Schaden erleiden, dazu ist er dir ja auch zu wichtig.

Wie also rangehen?

Es muss ein sanfter Weg sein...entweder hinein in eine innigere Beziehung oder weiter hinaus. Immer im Dialog mit deinem Freund. Du musst entscheiden, ob du diese Wesenszüge von ihm mitlieben können wirst...oder ob es immer ein Punkt des Anstoßes ist. Ich habe eine Freundin, die sich 2009 von ihrem Mann getrennt hat. Sie zog vom Norden Deutschlands wieder zurück in unsere gemeinsame Heimatstadt. Hier kam sie recht schnell mit einem Mann zusammen, mit dem sie früher gearbeitet hatte (er war quasi ihr Boss gewesen und fand sie schon immer toll). Seit 2011 würde ich sagen, ist sie total zwiegespalten. Sie vermisst den Norden, sie vermisst das, was sie und ihr Mann hatten (auch wenn da Streits dabei waren) und sagt jedesmal: mein Freund ist soooo lieb! Und er ist so ein guter Vater (sie haben mittlerweile eine gemeinsame Tochter)....und er sorgt soooo gut für mich, liest mir jeden Wunsch von den Augen ab....

...aber er ist ihr zu lieb. Zu nett. Zu glatt. Es ist nichts dran, woran sie sich reiben kann, das ihr auch mal Gegenpole bietet. Von daher habe ich im privaten Umfeld genau DIESE Diskussion. Und meiner Freundin geht es schlecht damit! Sie will weg...sie ist hier nicht daheim...sie will weg von ihrem Freund, aber irgendwie schafft sie es auch nicht...

Das zerreißt einen, wenn man sich auf so etwas einlässt, ohne es wirklich zu wollen. Du musst dich also fragen, ob all das, was du mit deinem "Freund" hast, ausreicht, um eine Liebe entstehen zu lassen oder ob dieses "zu lieb, zu glatt, zu freundlich, zu aufopfernd" immer im Weg stehen wird. Und wenn es das tut: Finger weg. Wenn du nicht hundertpro sagen kannst, dass du all seine Marotten und alles in seinem Charakter mitlieben kannst, dann lass es bleiben. Wenn ich nur überlege...ich habe SO viele Fehler. Mein Freund durchaus auch ein paar. Aber wir lieben gegenseitig alles mit...es gehört zu uns dazu. Wenn du das bei deinem Quasifreund nicht kannst, dann solltest du fair sein und ihm keine Hoffnungen mehr machen. Das ist einfach zu hart für den armen Kerl. Die Frage, ob du etwas anderes, besseres, tolleres bekommen könntest, darf sich auch nicht stellen. Du musst hier in diesem Fall entscheiden, wie du verfahren willst. Und das musst du durchziehen.

Ich darf dir nicht raten, welche Entscheidung du treffen solltest. Diese Verantwortung musst und sollst du selbst tragen. Und nur du. Alles andere würde dir später nur das Genick brechen.

Ich wünsche dir klare Gedanken...ehrliche Gedanken...und den Mut zum für dich besten Schritt.

Alles Liebe,


Dana