Problem von Anonym - 13 Jahre

Extreme selbstmordgedanken und probleme in der familie

Hallo, Ich bin 13 und ich weiss nicht ob das nurnoch pußertät ist... Also ich bin seit 4 monaten EXTREM aggresiv gegenüber meinen eltern und bin sehr schnell gereizt auch wenn jemand mich irgendetwas fragt dann bin ich sehr aggresiv. Und neulich bin ich von daheim abgehauen (wurde von der polizei wieder nach hause gebracht) ich habe die ganze zeit durch selbstmordgedanken und habe sogar schon geplant wie genau ich mich umbringe und wann... Ich habe sogar schon einen abschiedsbrief geschrieben. ich kann nicht mehr und ich weiss nicht mal genau warum das so ist... Eine zeit lang habe ich mich auch geritzt ich habe nur aufgehört wegen den narben. Ich will einfach nurnoch sterben. Mein leben hat sowieso keinen sinn. Eigendlich ist nichts sehr schlimmes passiert aber seit ca. Einem jahr will ich einfach nurnoch sterben. Ich glaube ich lebe auch nurnoch wegen meinen freundinnen. Ich kann mich auch in der schule kaumnoch konzentieren. Was soll ich nur tun? Ich möchte auf gar keinen fall mit meinen eltern darüber reden!!!

PaulG Anwort von PaulG

Liebe Anonyme,

deine Gedanken als Pubertät abzutun, wäre sicher nicht richtig. Es bereitet mir Sorge, das zu lesen. Natürlich ist es eine schwierige Zeit: Stress in der Schule, Ärger mit den Eltern, und - last but not least - das Erwachsenwerden... trotzdem möchte ich dich bitten, gut auf dich aufzupassen. Wenn du dir etwas antun würdest, wäre das furchtbar. Ich bin sicher, dass keiner das wollen würde, weder deine Eltern noch sonst jemand. Ich würde gern versuchen, dir dein Gefühl der Sinnlosigkeit zu nehmen. Auch für dich gibt es einen Sinn - ich möchte dich ermutigen, dich auf die Suche danach zu machen.

Du hast geschrieben, dass eigentlich nichts sehr Schlimmes passiert ist. Könnte es aber nicht sein, dass viele kleine Dinge zusammen kommen? Dass du aus Rücksicht auf deine Freundinnen oder Eltern, viel Ärger und Trauer hinunter geschluckt hast? Es darf dich stolz machen, dass du trotz allem weitergemacht hast, und niemanden belasten möchtest. Aber das absolut Grauenhafteste für deine Eltern wäre es, wenn du nicht mehr da wärst. Du bist ihre Tochter, die sie lieben, und die niemand auf der Welt ersetzen kann - auch, wenn es einem manchmal nicht so vorkommt.

Ich kann gut verstehen, dass du es nicht mit deinen Eltern besprechen möchtest. Aber es ist auf jeden Fall wichtig, dass du mit deinen Sorgen nicht allein bleibst. Kannst du dir vorstellen, es deiner Oma, deiner Tante, oder auch einer Lehrerin zu erzählen? In diesem Fall ist eine Freundin vielleicht nicht die richtige Ansprechpartnerin, denn sie könnte es auch überfordern. Vielleicht erfahren es Leute, die es auf keinen Fall wissen sollten, weil sie es nicht aushält: Vor lauter Angst um dich. Wenn aber niemand davon weiß, läufst du Gefahr, dass eines Tages, ganz plötzlich, alles zuviel wird. Es muss nur eine kleine Situation in der Schule sein, oder ein Streit daheim, über den du sonst gelacht hättest... und schon könnte etwas geschehen, das entsetzlich wäre. Ob du vor lauter aufgestauter Verzweiflung dir etwas antust, oder noch einmal wegläufst, vielleicht verunglückst: Es wäre entsetzlich. Und der Schmerz der Menschen, die dich lieben, und denen du wichtig bist, umso gewaltiger. Alle würden sich Vorwürfe machen - all die vielen, die wie ich unbedingt möchten, dass du am Leben bleibst.

Wenn du es einmal jemandem erzählt hast, kann das schon viel erleichtern. Dann weißt du, dass jemand nach dir sieht, und du mit deinem Schmerz nicht allein bist. Ihr könntet gemeinsam überlegen, was weiter zu tun ist. Dazu gehört vor allem, dass man dir den Stress etwas nimmt. Vielleicht könntest du ein wenig von der Schule ausruhen, ihr könntet in Gesprächen herausfinden, wie es dazu gekommen ist, und was sich ändern lässt. Es gibt immer einen Weg aus dem Dunkel - und es wäre so wunderschön, wenn du ihn gehen könntest. Für deine Sehnsucht nach dem Tod kannst du nichts, aber du bist auch nicht dazu verurteilt, so jung schon zu sterben, oder ewig so weiter zu leben. Es kann ein Ausweg gefunden werden - es wird einer gefunden werden. Dafür jedoch musst du dich zuerst öffnen. Ich habe Vertrauen in dich, dass du das kannst. Es ist schon eine große Leistung, dass du dich hier im Kummerkasten geöffnet hast. Das zeugt von Mut und davon, dass du es schaffen kannst, deinen Schmerz zu besiegen. Habe den Mut, den nächsten Schritt zu tun - es wird besser werden, ganz bestimmt.

Im Moment geht es vor allem um dich - du bist die Hauptperson. Es ist sehr wichtig, dass es dir gut geht, und dir Druck genommen wird - und dass du in Sicherheit bist. Wie sich das Problem voll und ganz bewältigen lässt, dafür gibt es viele, viele Möglichkeiten, und eine davon passt ganz sicher auch für dich. Ich würde mir sehr wünschen, dass du den ersten Schritt gehen kannst. Denke immer daran: Du hast sehr viel ertragen, und sehr viel geleistet - das hat dich Kraft gekostet, und du darfst auch etwas zurück fordern. Deine Gedanken muss man sehr ernst nehmen, aber sie bedeuten nicht, dass du wertlos oder krank wärst. Sie sind nicht deine Schuld, man kann sie besiegen. Das geht nur mit Hilfe - und die solltest du dir holen. Ich weiß, dass es schwer ist, doch es ist das Beste. Sei sicher, dass es viele Menschen gibt, für die du immer und ewig einzigartig bist, und die sich wünschen, dass du lebst. Weil du viele glücklich machst und ihr Leben bereicherst, einfach weil du da bist. Genauso gut und richtig, wie du bist, mit allen Schwächen und Stärken. So schwer es dir fallen mag, mir zu glauben: Ich bin ganz fest davon überzeugt. Ich wünsche dir Kraft und Mut, dich zu öffnen. Bitte, tu dir nichts an. Es ist wichtig, dass dir geholfen wird, und es ist gerecht, dass du weiter lebst. So kann schon bald, das einzig Richtige wieder kommen: Dass du glücklich bist, dich am Leben freust, und freudig in die Zukunft schaust. So freudig, wie es einmal war, und wie du es verdienst. Das wäre so schön - und ich glaube fest, dass es geschieht.

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul