Problem von Anonym - 15 Jahre

(Hilfe)

HalloTeam

Ich weiß nicht mehr weiter. Ich kann bald nicht mehr. Stendig diese selbstmord gedanken und alpträume. Ich hab schon zweimal versucht mich zum umbringen. Ich hab mich vorm zug gestelt. Meine Freundin hat mich immer rechtzeitig von den schinen geholt oder geschupst.
Und ich will endlich mit dem rizten aufhören. Aber ich krig es nicht hin. Ich kreif jedes mal zur klinge wider. Ich schaf es immer 2-4wochen damit aufzuhören aber länger schlafe ich es nicht . Ich schäme mich dafür. Ich versuch immer so gut wie nur möglich meine narben und schnite zu versteken.
Ich rede manchmal mit meiner Lehrerin oder einen Sozialarbeiter. Mit meinen Eltern garnichts mehr.
Aber meistens rede ich nichts. Nur ganz selten. Weill ich alles in mich fresse. Und ich hab so das Gefühl das mich nimand versteht. Meine Freude machen sich immer über mich lustig. Und die Klassenkameraden auch. Die sagen immer kug mal da kommt das emo Mädchen...

Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich fühl mich so dum und hässlich u. zu fett... Und ich hab es nicht verdient zu Leben.

PS: Schuldigung wenn Rechtschreibfehler drin sind.

Ich hoffe das ihr mir vielleicht helfen könnt.

Mit L.G.

Meike

PaulG Anwort von PaulG

Liebe Anonyme,

dein Wunsch, mit dem Ritzen aufzuhören, erfüllt mich mit Hoffnung. Was dich von vielen Jugendlichen mit Selbstmordgedanken unterscheidet, ist, dass du sie als gefährlich erkennst, und etwas daran ändern möchtest. Du bist ein sehr gefühlsbetonter Mensch, das ist keine Schande, sondern etwas sehr Wertvolles. Zum Glück hattest du in deiner Freundin jemanden an deiner Seite, die dich gerettet hat. Dass du dich deiner Lehrerin und Sozialarbeitern öffnen konntest, war schon ein sehr großer, mutiger und wichtiger Schritt. Nun gilt es, nicht nachzulassen, sondern weiter zu kämpfen.

Als Erstes: Räume alle Klingen und Scheren weg, die ständig in deiner Nähe sind. Pack sie in einen großen Schuhkarton, den du ins Regal stellst. An einen Platz am besten, wo du ihn nicht von überall her sehen kannst. Schreib darauf: Ich bin ein tolles Mädchen, die in ihrem Leben noch viel vorhat. Und ich werde es allen beweisen. Jeder Schnitt ist eine Ungerechtigkeit, denn er trifft eine einfühlsame, liebenswerte Person." Schreib das darauf! Und in den Karton legst du die Klingen. Darüber breitest du Fotos: Von deinem Haustier, von deinen Großeltern, von den Plätzen, wo du schon immer mal hinreisen wolltest. Schaffe dir Hemmschwellen, die dich abhalten. Versuche, dich nicht im Bett zu verkriechen, sondern regelmäßig einen Spaziergang zu machen. Du musst deine Narben nicht offen zeigen, das ist klar. Aber was sind diese Narben? Du hast sie dir beigebracht, weil du in diesem Moment überzeugt warst, nichts wert zu sein. Aber die Narben und Schnitte sind keine Beweise, dass du nicht gut bist. Sie sind Auszeichnungen, die zeigen, dass du tiefgründig bist und bereit, Schmerz zu ertragen, weil du über dich selbst nachdenkst und über deine Fehler. Aber man kann sich auch zu viel abverlangen. Du bist nicht falsch, sondern sehr in Ordnung, und du bist es wert, am Leben zu bleiben. Später einmal - da vertraue ich auf dich - kann es dazu kommen, dass du die Narben als Erinnerung verstehst, als Erinnerung an eine sehr schmerzhafte, aber auch sehr wichtige Zeit, die zu dir gehört und dich hat reifen lassen. In der du aber auch in großer Gefahr warst. Ich mache mir Sorgen um dich. Deshalb solltest du dir überlegen, ob es nicht Sinn macht, mit deinen Eltern darüber zu sprechen. Und falls du dich nicht traust - mit jemand anders aus eurer Familie? Oder könntest du nicht deine Lehrerin oder die Mutter einer Freundin darum bitten? Es ist wichtig, dass du mit deinen Ängsten und deinem Schmerz nicht allein bleibst. Denn es besteht große Gefahr, dass dir etwas zustößt. Niemand, am wenigsten ich, wirft dir vor, dass es dazu gekommen ist; du kannst nichts dafür. Doch du besitzt die Kraft, mitzuhelfen, dich aus dieser Dunkelheit wieder zu lösen. Ich habe Vertrauen, dass du es schaffst. Dazu könnte - und sollte - auch die Suche nach einem Therapeuten gehören. Kannst du dir vorstellen, das in einem der Gespräche mal anzusprechen? Dein Schmerz wird nicht gleich verschwinden, und er hat seine Wurzeln und Gründe, die immer wieder berührt werden und dich weh tun. In einer Therapie kannst du daran arbeiten, diese Momente besser auszuhalten. Niemand ist immer und ganz stabil. Es wäre auch falsch, wenn nicht, denn es gehört zum Leben dazu. Du jedoch bist in eine Krise geraten, die dich deiner eigenen Kontrolle entgleiten lässt. Zwar ist das kein Fehler von dir - aber es ist wichtig, sich Hilfe zu holen, und nicht allein zu bleiben.

Du hast es sehr wohl verdient, zu leben! Und du bist sicher auch nicht hässlich und nicht fett. Auch für dich gibt es die Liebe, und denjenigen, der jedes Gramm an dir liebt, und deine Narben küssen wird. Das sage ich nicht einfach nur so. Allerdings braucht es deine Zustimmung und deinen Einsatz, um deinen Platz in der Welt zu kämpfen. Ich bin sicher, dass es dir gelingt, und ich bin auch nicht der Einzige. Sei so mutig, dir zu sagen, dass du schön und gut bist. Am Anfang wirst du es schwer glauben können. Aber wenn du daran festhältst, wird die Zeit dein Freund sein, und dir beweisen, dass es die Wahrheit ist.

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul