Problem von Lea - 19 Jahre

Fast ein halbes Jahr später (RE: Mutterkomplex- Dana kannst du mir antworten?)

Liebe Dana,

hier ist Lea. Kannst du dich noch an mich erinnern? Im August habe ich dir geschrieben. Du hasst mir gesagt du würdest dich freuen, wenn ich dir in einem halben Jahr noch mal schreibe. Jetzt ist Ende Januar und viel hat sich verändert... Ich habe ein Coaching gemacht, dass mir geholfen hat mein Selbstwert aufzubauen... Wir haben viel an meinem "inneren Kind" gearbeitet. Dazu habe ich in meinem Coaching auch Selbstverteidigung gelernt, was mir sehr geholfen hat, mich sicherer zu fühlen.
Mein Coach war toll, wir haben viel geredet, haben lange Spaziergänge in der Natur gemacht. Meine Beziehung zu meiner "Ersatzmama" habe ich losgelassen. Sie hat mich letzten Endes nicht verstehen können und ich sie auch nicht und ich habe erkannt, dass diese Beziehung nur Kraft geraubt hat. Im Oktober hatte ich eine sehr sehr schwere Zeit, Ich dachte oft daran, mich umzubringen, sehr oft. Nachdem ich nicht mehr zur Schule ging und finanzielle Schwierigkeiten bekam, hatte meinen Leben überhaupt keinen Sinn mehr. Die Sinnlosigkeit in meinem Leben wurde immer größer. Ich war mir selbst völlig fremd und die Welt mir plötzlich auch. Die Welt und alles um mich herum interessierte mich einfach nicht mehr. Ich konnte nicht mehr über mich nachdenken. Ich wollte nur noch eines, mich umbringen. Nicht aus Aufmerksamkeit, nicht als Hilfeschrei, nicht um Menschen zu manipulieren. Ich war einfach fertig mit mir, war ich doch nur noch der Zuschauer in dem Drama, dass sich "mein Leben" nannte.... Ich konnte nichts mehr fühlen, wollte nur noch dass es vorbei ist. Ich habe eine sehr aufmerksame Freundin, die an dem Abend, als ich mich umbringen wollte, mich davon abgehalten hat.
Das ist jetzt mehrere Monate her. Mir geht es besser. Im Moment suche ich eine Ausbildung für August. Ich denk drüber nach, mich selbst in eine Klinik zu schicken. Eine Therapie oder ein Coaching reichen mir nicht aus, spüre ich. Es gibt Tage, an denen geht es mir gut aber es gibt immernoch oft genug Tage, dass ich nicht aufstehen will weil alles so sinnlos erscheint. Ich habe auch daran gedacht, eine Selbsthilfegruppe zu kontaktieren, ich denke ich werde morgen oder nächste Woche anrufen.
Einen Rückschritt habe ich getan... ich arbeite wieder in der Prostitution. Diesmal nur aus finaziellen Gründen. Ich weiß nicht wie ich sonst die Mahnungen und Rechnungen bezahlen soll. Mir fällt es sehr schwer damit aufzuhören.
Es hat sich viel geändert, aber nicht alles.
Deine Antwort damals (auch die zweite) haben mir sehr geholfen. Du lagst sehr richtig mit dem was du geschrieben hast. Danke, dass du dir so viel Zeit genommen hast.
Liebe Grüße
Lea

Dana Anwort von Dana

Liebe Lea!

Natürlich erinnere ich mich an dich und dein Schicksal.

Du hast ein bewegtes Leben, aber durchaus jetzt schon "richtige Momente" drin. Es kann nicht alles sofort in Butter sein, aber es sollte alles in die Richtung laufen, die du dir vorstellst. Daher möchte ich dich gerne dazu ermutigen, den Weg mit der Klinik zu gehen.

Es ist ja nicht nur, dass dir dort geholfen wird, es ist auch so erleichternd! Man kann endlich mal Verantwortung abgeben, der Druck wird geringer, man kann durchatmen. Dazu sind Besuche beim Hausarzt und bei einem Therapeuten wichtig. Du kannst ja nicht einfach bei einer Klinik anklopfen. Ich bitte dich von Herzen, diesen Schritt zu machen, damit du zur Ruhe kommst.

Was die Prostitution angeht, ist es wirklich so, dass diese SO viel mehr bringt als ein normaler Job? Es ist in so vielen Hinsichten gefährlich...und es sieht nicht so aus, als würdest du es total gerne machen (gibt es ja auch). Von daher bin ich sehr froh, dass du schon selbst siehst, dass ein Klinikaufenthalt etwas Gutes wäre - mach es bitte. Du brauchst vor allem mal eine Strecke geraden Weges...eine Weile der inneren Ausgelichenheit - und vor allem die Möglichkeit, deine alltäglichen Probleme besser zu bewältigen.

Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg!

Dana