Problem von Karin - 17 Jahre

Probleme mit meinem Vater

Ich habe schon seit meiner Kindheit immer wieder Streitigkeiten mit meinem Vater. Das geht mir langsam echt auf den Geist. Wenn es eine Auseinandersetzung gibt, dann ist meine Mutter entweder ruhig oder gibt meinem Vater Recht. Mein Vater ist beruflich viel unterwegs und jedes Mal, wenn er das Haus verlässt bin ich echt froh ihn los zu haben. Es ist auch nicht so, als hätte mein Vater zur Zeit Schwierigkeiten. Eher im Gegenteil: Er wird demnächst wahrscheinlich befördert und finanziell geht es uns auch nicht schlecht.
Das hauptsächliche Problem ist, dass er sich wegen jeder Kleinigkeit so dermaßen aufregt. Zum Beispiel: Ich habe einmal ein Handtuch nicht richtig aufgehängt und dann ist es, ohne das ich es bemerkt habe, zu Boden gefallen. Eigentlich ja nicht schlimm. Man hängt es einfach wieder auf. Aber nein, mein Vater kommt wutentbrannt in mein Zimmer und hält mir einen Vortrag wie unordentlich ich doch bin und so weiter. Nachdem er sich dann einigermaßen wieder eingekriegt hatte, ging er dann aus meinem Zimmer. Dann gab es Abendessen und man kam wieder auf das Thema und dann durfte ich mir nochmal alles von vorne anhören. Und das ist nur ein Beispiel von vielen .Und dann behauptet er, dass so ein Beispiel doch zeigt, wie sehr ich wahrscheinlich in meinem Leben versagen werde. Das macht mich einfach nur traurig und auch wütend. Im Moment bin ich allerdings schon so weit, dass ich meinen "Vater" einfach nur verachte.
Ich bin kein Kind, das groß Schwierigkeiten bereitet: Ich besaufe mich nicht bzw. ich trinke überhaupt keinen Alkohol, ich rauche nicht und generell bin ich auch nicht der Partygänger, der erst spät in der Nacht wieder auftaucht. Meine Noten sind im durchschnittlichen Rahmen oder sogar sehr gut.
Seit kurzem leide ich unter Stimmungsschwankungen aufgrund einer Krankheit, auf die ich nicht näher eingehen möchte. Auf jeden Fall gehe ich wegen dieser regelmäßig zu einem Arzt und lasse mir deswegen Tabletten verschreiben. Und mein Vater meint immer, dass ich nicht übertreiben soll oder dass er an meiner Stelle die Tabletten nicht nehmen würde. Er selber hat einmal einen krassen Anfall von mir miterlebt, aber anstatt er mich getröstet hätte, hat er mir Schläge angedroht, wenn ich nicht sofort aufhöre. Aber erst letztens meinte er noch so, ich sei völlig normal und bräuchte keine Tabletten und so weiter.
Nur meiner Mutter zur Liebe habe ich nichts gesagt, als ein Arzt mich mal gefragt hat, ob ich Probleme daheim hätte.

Wenn ich könnte würde ich jetzt sofort ausziehen. Ich schreibe demnächst auch noch Abi und da kann ich echt nicht noch mehr Stress gebrauchen. Meine Frage wäre, wie ich das Verhältnis zu meinem Vater verbessere, obwohl ich ehrlich gesagt darauf keine Lust mehr habe. Ich habe es sooft probiert mit ihm mal zu reden oder einfach mal mit ihm was zu unternehmen, aber er blockt immer ab. Jetzt will ich einfach nur meine Ruhe.
So leid es mir selber tut, aber ich glaube sobald ich mal ausgezogen bin, ist er für mich passé.
Ich weiß nicht genau, wie ich die Zeit bis zu meinem Ausziehen mit ihm aushalten soll. Deswegen würde ich mir auf eine Antwort sehr freuen! Liebe Grüße und schon mal Danke für eine Antwort!

Delia Anwort von Delia

Hallo Karin,

ich kann verstehen, dass dich die Situation ziemlich fertig macht, vor allem weil du mit deinem Vater unter einem Dach lebst. Du schreibst, dass du bereits oft versucht hast mit deinem Vater zu reden, bist du dir sicher, dass du alles unternommen hast was für dich möglich ist um das Verhältnis zu deinem Vater zu verbessern? Damit möchte ich keine Vorwürfe andeuten, sondern dich einfach nur zum Nachdenken anregen.

Wenn du meinst, dass du die ganze Sache momentan einfach nicht verbessern kannst, dann kann das durchaus einfach die Realität sein. Du schreibst bald dein Abi und da kannst du wirklich nicht noch mehr Stress gebrauchen. Wenn dir der Umgang mit deinem Vater also nur Probleme bringt und dich aufregt, wäre es wohl wirklich am besten, wenn du erst einmal Abstand zu ihm nimmst sofern es eben möglich ist. Da er beruflich ja viel unterwegs zu sein scheint, sollte das auch kein allzu großes Problem für dich werden. Verhalte dich ihm gegenüber einfach neutral und versuch dich nicht so schnell provozieren zu lassen. Das ist schwer wenn man sich ungerechtfertigt beschuldigt fühlt, aber es bringt ja auch nichts, wenn du dann zurück brüllst. Das sorgt nur dafür, dass die Situation nur noch mehr eskaliert und genau das brauchst du deiner Aussage nach momentan ja überhaupt nicht. Gehe ihm einfach möglichst aus dem Weg, lass dich nicht auf eine Diskussion ein und fang auch nicht an dich hinter seinem Rücken über ihn zu beschweren. Du wirst wahrscheinlich nicht umgehen können dir trotzdem zwischendurch noch seine Meinung anhören zu müssen, aber wie bereits gesagt: Lass dich nicht provozieren. Wenn das seine Meinung ist, ist das ja schön für ihn, aber das heißt noch lange nicht, dass du der gleichen Meinung sein musst. Und es bedeutet auch nicht, dass du mit ihm darüber diskutieren/streiten musst.

Und wenn dich ein Arzt fragst ob du Probleme Zuhause hast kannst du ihm durchaus die Wahrheit sagen. Wenn du darüber nicht reden möchtest ist das die eine Sache, aber du musst nicht zum Wohl deiner Mutter lügen. Wenn du Probleme hast, hast du eben Probleme und fertig. Das bedeutet ja nicht, dass du deswegen automatisch deine Mutter schlecht reden musst, aber du musst auch nicht so tun als wäre alles in Ordnung. Vor allem wenn du bereits wegen Stimmungsschwankungen in Behandlung bist, wäre es sinnvoller, deinem Arzt einfach mal die Wahrheit zu sagen. Dein Arzt ist ja auch nicht dumm, der wird wissen, dass solche Probleme nicht einfach so ohne Grund entstehen und wird sich auch etwas bei der Frage ob du Zuhause Probleme hast gedacht haben. Es gibt keinen Grund für deine Mutter zu lügen, vor allem nicht wenn es um deine Gesundheit geht!

Wenn du dieses Jahr dein Abi machst und anschließend eventuell ein Studium oder eine Ausbildung beginnst, dauert es bis zu deinem Auszug vielleicht ja nicht mehr so lange. Das mag dir noch lange vorkommen, aber immerhin hast du die letzten 18 Jahre mit deinem Vater auch ausgehalten, dann schaffst du es jetzt noch etwas länger. Meiner Erfahrung nach ist es oft auch so, dass sich das Verhältnis zu den Eltern verbessert sobald man sich nicht mehr jeden Tag sehen muss und jeder seine eigene Wohnung hat. Ob das bei dir auch so sein wird kann ich dir natürlich nicht sagen, aber selbst wenn nicht, du bist ja nicht dazu gezwungen weiterhin Kontakt zu deinem Vater zu halten. Wenn du ausziehen möchtest, informiere dich aber bitte früh genug darüber was du alles beachten musst und welche finanziellen Mittel du zur Verfügung hast.

Ich wünsch dir für dein Abitur viel Erfolg und für deine weitere Zukunft alles Gute!