Problem von Joey - 18 Jahre

ständiges versagen

Liebes Kummerkasten Team,

Seit dem lersten Jahr Herbst mache ich nun meinen FührerSchein und zu anfangs lief es auch entsprechend gut. In der letzten zeit aber führt jeder Kleinigkeit die schief läuft dazu,dass ich einen Hass gegenüber meiner Person entwickelt habe. Dieses Problem betraf eigentlich immer andere Bereiche,aber nun hat er auch noch den Bereich Führerschein betroffen. Sobald etwas schief läuft, entwickele ich einen Tunnelblick und mein Kopf sagt, was ich doch für eine Versagerin bin und das ich es zu nichts bringen werde. Dann kommen Erinnerungen über anderes Versagen wie z.B. ein schrecklicher Stationseinsatz (ich mache eine Ausbildung im Krankenhaus),wo ich nicht gut behandelt wurde...Ich weiß keinen Rat mehr,wie ich auf Dauer weitermachen soll. Oftmals stelle ich mir dann die Frage, wofür das ganze? Dafür,dass ich dann nicht mehr leben will? Oder Substanzen zu mir nehmen will die nachweislich Krebs verursachen?Zu einerTherapeutin gehe ich..aber das ist genauso sinnvoll, wie wenn ich mit einer Freundin darüber spreche. Nämlich gar nicht..Sie sieht die problematik nicht und das obwohl sie eine Therapeutin ist,dementsprechend vergibt sie an mich nur selten Termine.

Ich bedanke mich schon mal im voraus,falls sich jemand dieses jämmerliche Herumgeheule durchliest. Liebe grüße und einen schönen Donnerstag Nachmittag

Anwort von Stephanie

Liebe Joey,

danke für dein Vertrauen ins uns!
..ich freue mich sehr, dass du uns von deinem Problem erzählst hast! Dir zu helfen, liegt mir sehr am Herzen. Erst einmal möchte ich dir jedoch sagen, dass ich deine Zuschrift auf gar keinen Fall als jämmerliches Herumgeheule interpretiere, sondern als ernsthaftes Problem. Dies soll in keinster Weise negativ rüberkommen, aber, das was du beschrieben hast, bereitet mir unheimliche Bauchschmerzen, weil ich merke, wie du immer mehr in ein tiefes Loch fällst. Und das möchte ich nicht!

Wenn man deine Zuschrift liest, denkt man sich im ersten Moment: Wow, das ist aber eine sehr junge, ehrgeizige Frau. Sie hat Ziele und kämpft wahnsinnig doll dafür, diese zu erreichen.
Doch ich lese auch etwas anderes heraus und zwar eine verdammt sensible Person, die ZU ehrgeizig ist.
Du absolvierst gerade eine Ausbildung im Krankenhaus - ein toller Job, aber mit sehr viel Verantwortung. Du möchtest alles richtig machen und deine Ausbildung am Liebsten mit Bestnoten abschließen. Dazu kommt noch der Führerschein. Auch dort erlaubst du dir keine Fehler und möchtest ALLES perfekt machen. Und dann gibt es diese Momente, wo nicht alles perfekt läuft. Und das ist die Problematik. Die Problematik liegt aber nicht darin, dass du all das nicht unter einem Hut bekommst, sie liegt darin, dass du dir selbst viel zu viel Druck aufbaust und daran kaputt gehst. Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht nächste Woche, aber irgendwann wird dieser Punkt kommen, an dem du nicht mehr kannst. An dem dein Körper nicht mehr kann.
Du denkst sogar darüber nach, Substanzen zu nehmen, um den Druck standhalten zu können und deinen Lebensstil so weiterzuführen. Aber dies ist nicht die Lösung des Problems, sondern wird dich immer mehr reinreißen. Bitte versprech mir, dass du diesen Gedanken zur Seite wirst und nichts zu dir nehmen wirst, was dir schädigen könnte? Denn diese Substanzen versprechen viel, aber halten nichts. Vielleicht denkst du im ersten Moment, dass sie dir helfen, aber es ist eine Sucht, aus der man nur schwer wieder herauskommt. Einmal angefangen, ist es schwer da wieder rauszukommen. Denn ohne dieses Mittel hat man das Gefühl, all dem, was man sich vorstellt, nicht mehr gerecht zu werden. Und dann nimmt man mehr und vielleicht noch eine Dosierung höher. Man befindet sich in einer Traumwelt und funktioniert nur noch. Bis dein Körper innerlich so erschöpft ist, dass er nicht mehr kann. Aber wozu all das? Um wem glücklich zu machen bzw. wem alles perfekt zu gestalten? Man selbst mit Sicherheit nicht. Man muss nicht perfekt sein, um stark zu wirken. Dies alles übermittelt nur die heutige Gesellschaft. Man darf keine Fehler mehr machen, muss perfekt sein, um anerkannt zu werden. Doch dem ist nicht so. Wichtig ist, dass du mit deinem Leben zufrieden bist. Und, glaube mir, das bist du mit Sicherheit nicht, indem du allen anderen immer nur etwas beweisen möchtest. Und eigendlich weißst du das auch.
Das klingt jetzt vielleicht einfach daher gesagt, aber so kann es nicht weitergehen. Du musst versuchen, einen Gang herunterzuschalten und auch einmal an dich zu denken. Glaube mir, ich weiß, wie schwer das ist. Am Anfang wird es dir sicherlich sehr schwer fallen, auch mal zu sagen: Nein, ich muss jetzt nicht perfekt sein und die ersten Male wird es schwer sein, aber mit der Zeit wird es besser werden. Dies ist ein reiner Lernprozess.

Und dies kann sogar im Zusammenhang mit einem Therapeuten erfolgen. Einem, der die Problematik erkennt und mit dir zusammen an dem Problem arbeitet. Denn es ist nicht Sinn der Sache, dass du dich und deinen Körper so kaputt machst. Das möchte ich nicht! Deshalb wäre nun der nächste Schritt, sich jemanden zu suchen, der sich dir annimmt und dir hilft. Das liegt mir sehr am Herzen und wünsche ich mir! In der nächsten Therapiestunde könntest du eventuell auch mit deiner Therapeuten darüber reden, dass du das Gefühl hast, dass sie die Problematik nicht ganz ernst nimmt. Dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder wird sie es verstehen und dich dahingehend unterstützen, oder ihr werdet euch einvernehmlich trennen und du wirst dir jemanden anderes suchen müssen. Dies ist absolut keine Schande, denn manchmal passt es einfach nicht. Hilfreich wäre dann ein Anruf bei deiner Krankenkasse. Ich weiß, dass dir das nicht leicht fallen wird, weil du innerlich dieses Schamgefühl hast. Du denkst: Ja, ich habe versagt, doch das hast du nicht. Denn du bist auf dem bestem Wege zu gewinnen. Das alleine zählt! Auch, wenn es dir schwer fällt: Versuche denen zu erzählen, was du uns erzählt hast, vielleicht haben sie einen guten Tipp, welcher Therapeut hinsichtlich dessen am Geeignetesten wäre. Wichtig ist nur, dass du nicht aufgibst. Versprichst du mir das, liebe Josy?

Du darfst dich nicht kaputt machen lassen, glaube mir, das Leben ist es wert! Du bist es wert!

Du darfst dich jederzeit gerne wieder an uns / mich wenden! Denn wir sind gerne für dich da! Denn du bist wichtig!

Liebe Grüße,
Stephanie