Problem von Anonym - 24 Jahre

An Bernd: HILFE ich will die Trennung, Scheidung -> Schuldentilgung Haus?? (2)

Danke Bernd für deine Antwort.
Ich weiß, dass es alles sehr naiv von mir war. Aber ich klammere mich förmlich an die Hoffnung.
Wir haben für die Kalkulation Excel Tabelle, wo genau berechnet wird nach Ausgaben, Einnahmen. Das Haus können wir (und er wohl auch alleine) locker stämmen. In 30 Jahren wären wir fertig gewesen. Natürlich ist das eine lange Zeit und viel Geld. Aber ob wir nun Miete bezahlt hätten oder das Haus abbezahlen wäre etwa gleich viel gewesen….
So war die Denkweise. Jedesmal wenn ich doch Zweifel hatte, hat er sie mir ausgeredet und mich überzeugt, dass wir es schaffen. Ja, ER schafft es scheinbar auch.

Er will das Haus um jeden Preis behalten und falls es zur Trennung kommt auch alleine drin wohnen und es auch alleine bezahlen. Es wäre mir recht, wenn es so klappt.
Eigenkapital hatten wir keines, er hat aber einen Zinssatz herausgehandelt der so niedrig ist, als hätten wir ein Eigenkapital mit eingebracht. Und im Grundbuch stehen wir zur Hälfte, ein Ehevertrag gibt es nicht.
Als wir den Kredit-Vertrag abgeschlossen hatten, war auch noch recht alles ok. Zumindest hätte ich mit den Macken, dass er faul und PC anhängig ist, leben können. Aber dabei ist es ja nicht geblieben…

Über die Zukunft hatten wir auch immer geredet. Es war auch von nichts anderes die Rede. Auch wann ich wieder arbeiten gehen möchte, wenn wir Kinder haben, selbst das war geklärt. Wir planten Kinderzimmer im Haus. Wann wir fertig sind mit dem Hausabzahlen, was wir dann ansparen wegen der Reparatur etc.

Meine Mama ist übrigens unsere Steuerberaterin. Jetzt sollte man meinen, dass ich voll den Durchblick hätte…. Ich hab noch nicht mit ihr geredet, auch sie denkt, dass alles bei bester Ordnung sei. Mitte Juli kommen sie uns besuchen und ich freue mich so sehr darauf. Aber dann werde ich mit ihr reden, in Ruhe.
Da wir ein gemeinsames Konto haben, kommt das Steuergeld dann darauf.

Ich werde mich jetzt auf jedenfalls informieren und Kontakt zum Anwalt aufnehmen, ihm Fragen stellen. Mit meiner Mutter reden, Argumente sammeln etc.
Ich will auch nicht so ausgeliefert sein, mein Selbstwertgefühl macht einen rasanten knick, oft denke ich, dass alles so aussichtslos ist. Und meine Traumwelt ist auch daran zerbrochen: eine glückliche Familie, verheiratet, Kinder, Hunde. Scheinbar bin ich jetzt in der Realität angekommen…

Liebe Grüß und danke für deine Zeit :)

Bernd Anwort von Bernd

Hallo.

Naiv finde ich nun nicht den richtigen Ausdruck! Dagegen spricht eigentlich alles, was Du hier ja doch an Kenntnis eurer Situation so spontan auf meine Antwort zurückgeben kannst.
Nach Deinen Zeilen möchte ich sogar meinen Begriff der "Blauäugigkeit" zurücknehmen.
Wo ich unterschwellig glaubte, dass Dein Mann (wie "Mann" es oft gerne tut) die Finanzen als große Wissenschaft, mit der "Frau" nicht belastet werden sollte, behandelt...
hast Du mich ganz schnell eines Besseren belehrt: eure Finanzen sind auf gegenseitiges Vertrauen und Transparenz aufgebaut! Mit Deiner Mutter als Steuerberater will er Dir sicher kein Bein stellen!?!
Zum Vergleich (und um es bei den großen Zahlen einigermaßen überblicken zu können) habe ich mir gerade auch einmal ein Excel Tabelle gemacht: bei einem Zinssatz von 2,1 % sind 400 T€ in 30 Jahren abbezahlt bei einer monatlichen Belastung von 1501,56 €.
Klar kann da das Argument gelten: Miete ist rausgeschmissenes Geld. Also besser Eigentum schaffen.
Bloß: 386,28 €/Monat davon sind die durchschnittlichen Zinsen. Also genau so rausgeschmissen?
In den ersten 3 Jahren sind die Zinsen sogar zwischen 650 und 700 € / Monat.
Schau selbst einmal nach, was für eine Wohnung ihr (kalt) in eurer Region dafür mieten könntet?

Ich will das nicht werten. Bin selber eher der "Bausparertyp": die niedrigen Zinsen per Vertrag sichern, aber mir keine monatliche Belastung über einen Zeitraum an die Backe heften, den ich nicht überblicken kann. Immobilie macht Immobil (unbeweglich). Meine Wohnung wächst mit den Erfordernissen: hauptsächlich mit den Kinderzimmern :-)

Und genau da scheint es im Grunde bei euch beiden auseinander zu driften?

Ich schreibe das mal ganz bewusst provokativ: hattest Du bei dem Hausbau eher im Blick, dass er Dir ja etwas tolles bieten will? (Ankleidezimmer :-) )
Was macht das schönste Haus, wenn ein junges Paar es nicht mit Leben erfüllen kann?
Wenn die monatlichen Belastungen einerseits leicht zu stemmen sind, aber andererseits auf einmal Nachwuchs "zu teuer" machen?
Wenn Du Deine eigene Arbeitskraft auf einmal mit vereinnahmt siehst für einen "immobilen Klotz am Bein"?

Bei Deinem Satz: "Aber ich klammere mich förmlich an die Hoffnung." ist mir aufgefallen, dass sehr oft von Frauen zu lesen ist, das sie in ihren Männern oft eher das Potential lieben, dass sie verändern wollen, als den Kerl, den sie vor sich haben.
"Ich hoffe, dass ich ihn bekehren kann?!"

Dabei sind die Mehrzahl der Männer Veränderungsresistent: Männer können nur ihre Taktik ändern (anpassen), bis sie ihr Ziel erreicht haben.

Wenn du Deinem Mann noch eine Chance geben willst: darfst Du ihm niemals ganz gehören! Dich niemals ausliefern!

Wo Du schreibst, dass Deine "Traumwelt zerbrochen ist", dass Du nun in der Realität angekommen bist, möchte ich Dir antworten:
Vielleicht hast Du bisher Dein Leben geträumt?
Nun ist es an der Zeit, Deinen Traum zu leben! (Was bedeutet: kämpfen! Nicht einfach einbeziehen lassen, sondern selbst konstruktiv gestalten, was Dich selbst ausmacht!)

Es ist keine Niederlage, die Du gerade erlebst: es ist der Wecker, der Dich aus dem Schlaf holt!

Alles Liebe,

Bernd