Problem von Tamara - 27 Jahre

Chronisch krank - alles schon vorbei?

Hallo liebes Kummerkastenteam,

ich weiß nicht mehr, an wen ich mich noch wenden soll, also suche ich jetzt schon Hilfe im Internet... aber ich bin froh, dass es sowas gibt.
Mein Problem ist, dass ich zuviele Probleme habe und eigentlich niemand, mit dem ich wirklich gut reden kann und der immer für mich da ist.

Ich habe eine chronische Krankheit (so was ähnliches wie Rheuma, ist irre kompliziert) und das schon mit 27 und so einige andere gesundheitliche Probleme. Man sieht aber nichts und deshalb nimmt mich keiner ernst und alle sagen immer nur ich soll mich nicht anstellen. Seit ich die definitive Diagnose weiß, überlege ich, einen Schwerbehindertenausweis zu beantragen. Es kann doch nicht richtig sein, dass ich immer nur Schmerzen habe und trotzdem alles so machen soll wie alle anderen.
Aber so richtig glücklich bin ich mit der Entscheidung nicht.

Dazu kommt, dass ich zwar einen sehr lieben Freund habe, der aber sehr weit weg wohnt, so dass wir uns nur einmal im Monat sehen. Wir telefonieren zwar jeden Tag aber ich bin trotzdem sehr einsam. Außerdem habe ich immer noch Angst, dass er mich verlässt, wir waren nämlich schon einmal getrennt und er wollte anfangs keine feste Beziehung, aber jetzt ist eigentlich alles wunderbar, wenn wir uns sehen. Nur dass er keine Anstalten macht, an der Entfernung was ändern zu wollen (er will auch nicht dass ich in seine Nähe ziehe) und er meint es wäre noch zu früh um zusammen zu wohnen und überhaupt. Jedenfalls habe ich oft das Gefühl um ihn kämpfen zu müssen, auch wenn er sehr lieb zu mir ist und ich sehr oft gut mit ihm reden kann und er versucht mir zu helfen. Ich habe auch Angst, ihn zu überfordern.

Freunde habe ich nicht viele, und oft muss ich auch Treffen absagen, weil es mir nicht gutgeht. Ich habe auch oft so eine niedergedrückte Stimmung, dass ich denke ich habe Depressionen.
Ich gehe ab und zu zum Therapeuten, aber das Problem ist, dass die Kasse nicht zahlt und ich deshalb nicht so oft hingehen kann, dass es was nützen würde. Außerdem habe ich das Gefühl, das Gerede nützt sowieso nix. Was bringt es mir, zu wissen, warum ich mich schlecht fühle ohne zu wissen was ich dagegen tun kann? Depressiv im klinischen Sinne bin ich aber laut ihm nicht. Warum geht es mir dann so schlecht und ich könnte nur noch heulen und mich in eine Ecke verkriechen? Ich habe oft das Gefühl, es geht einfach nicht mehr weiter.

Jobmäßig ist auch nur Stress und Ärger angesagt. Es macht keinen Spaß, alle sparen wo sie können, natürlich auch am Personal und das merkt man an der Stimmung im Betrieb. Der Chef ist ziemlich schwierig und es gibt viele Intrigen und all so etwas. Das belastet mich sehr, ich hasse dieses Hintenrumgequatsche und dass jeder jeden fertig machen will.

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, meine Probleme zu lösen! Ich versuche schon so viel, aber viele Dinge kann ich nicht tun, z.B. Sport ist schwierig wegen der Schmerzen, und oft habe ich auch keine Lust zu gar nix. Ich hänge viel zu Hause alleine rum und ruhe mich aus. Natürlich macht mich das noch einsamer aber ich finde keine Lösung dafür, ich kann ja auch nicht von meinen Freunden und Bekannten verlangen, sich um mich zu kümmern. Ein Jobwechsel funktioniert zz. nicht, mein Freund ist ewig weit weg und meine Freundinnen haben auch wenig Zeit bzw. ich kann oft nicht so wie ich will.
Ich versuche immer mich zusammen zu reißen, aber ich kann einfach nicht mehr. Ich wünschte, ich könnte ein normales Leben haben. Ich weiß, es gibt Leute denen geht es schlechter, und die kommen zurecht, aber ich komme nicht zurecht!
Ich habe das Gefühl, dass sich dieser Zustand nie ändern wird und das macht mich noch mutloser.

Vielen Dank fürs Zuhören bzw. Lesen....
Tamara

Jeanett Anwort von Jeanett

Hallo Tamara,

du schreibst zwar so gut wie gar nichts über deine Kranbkheit, aber ich kann mir gut vorstellen, dass dich das unheimlich belastet, wenn du chronisch krank bist und noch Schmerzen hast. Ich kann dich gut verstehen, weil ich selbst mit 23 eine chronische Krankheit bekommen habe, mit der ich von da an leben musste. Allerdings ist diese nicht mit Schmerzen verbunden, also muss es schon sehr belastend für dich sein.

Versuch aber auf alle Fälle, einen Schwerbehindertenausweis zu beantragen. Wenn er dir auch deine Gesundheit nicht zurück gibt, so kannst du dir doch damit deinen Job sichern. Schwerbehinderte haben nämlich einen guten Kündigungsschutz. Solange die Firma nicht pleite geht, müssen sie dich weiterbeschäftigen. Und ein weiterer Vorteil der Einstufung als Schwerbehinderte ist, dass du einen Steuerfreibetrag bekommst. Und außerdem 5 Tage zusätzlichen Urlaub. Also, wenn du schon in den sauren Apfel mit der Krankheit beißen musst, dann solltest du wenigstens alle Vorteile rausholen, die rauszuholen gehen.

Was die Sache mit deinem Freund betrifft, da glaube ich, dass er sich wohl ziemlich unsicher ist, ob er überhaupt eine feste Beziehung (mit dir) will. Aber wie dem auch sein, du hast das Gefühl, um ihn kämpfen zu müssen, und das finde ich sogar gut. Jeder sollte immer um seine Liebe kämpfen, auch wenn es eine feste Beziehung ist. Darum kämpfen muss man wohl täglich.

Versuch, deine Krankheit zu akzeptieren, auch wenns schwerfällt. Wenn du weißt, dass du sie nicht mehr los wirst, dann bleibt dir nichts anderes übrig. Akzeptiere sie und lebe mit ihr, sonst machst du dich kaputt. Vielleicht kannst du dich mit anderen unterhalten, die die gleiche Krankheit haben. Dann kannst du erfahren, wie andere damit umgehen.

Du beklagst dich, dass du wenig Freunde hast. Aber ich glaube, dass es auf die Anzahl gar nicht so ankommt. Wichtig ist, dass deine Freunde richtige gute Freunde sind, die dich so nehmen wie du bist. Wenn du solche Freunde hast, dann kannst du glücklich sein, sei einfach froh darüber.

Manchmal fühlt man sich einfach vom Leben überfordert, da möchte man am liebsten den Kopf in den Sand stecken und nicht mehr rausziehen, um das ganze Elend nicht mehr zu sehen, was einen fertig macht, stimmts? Ich glaube, du steckst gerade in so einer Krise und hast den Kopf im Sand stecken. Aber wenn du einen guten Therapeuten hast, dann kannst du auch wieder froh sein. Ich finde, es ist doch wichtig zu wissen, warum du dich schlecht fühlst, weil du erst dann rausfinden kannst, was du dagegen tun kannst. Ein Therapeut kann dich dabei unterstützen, dafür ist er doch schließlich der Spezialist.

Du kannst natürlich auch allein versuchen, aus der Krise rauszukommen. Viele Leute geraten in seelische Krisen und finden auch ohne Therapeuten da wieder raus. Das kannst du also auch. Es ist sicher nicht ganz einfach, aber auf alle Fälle machbar. Natürlich gehört dazu viel Kraft, ohne Anstregung wirst du da nicht rauskommen. Aber denk daran: Du lebst schließlich nur dieses eine Mal. Und dabei wird dich eine Krankheit begleiten, ob du willst oder nicht. Aber du wirst dich doch davon nicht unterkriegen lassen!! Raff dich auf, zeig der Krankheit ne lange Nase, hau mit der Faust auf den Tisch und sag: Dir werd ich´s zeigen, von dir lass ich mich nicht unterkriegen! Ich will mein Leben leben und ich werd mein Leben leben, daran wirst du mich nicht hindern. Und wenn ich manche Sachen vielleicht nicht tun kann, dann mach ich eben andere Sachen, basta!

Liebe Tamara, du wirst dich und dein Leben doch nicht von so einer blöden Krankheit kaputt machen lassen, lass das nicht zu! Du hast einen Freund, du hast einen Job und du hast ein paar gute Freunde, jetzt brauchst du nur noch den Kopf aus dem Sand zu ziehen und das Leben hat dich wieder! Also packs an und viel Erfolg dabei!!! Alles Gute für dich!