Problem von Anonym - 19 Jahre

Keine Lust auf irgendwas

Hey,

wie schon im Titel beschrieben hab ich seit Wochen keine Lust auf irgendwas. Eigentlich studiere ich seit grade einmal 2 Wochen, hab aber jetzt schon keine Lust mehr darauf. Kein Bock in eine Vorlesung zu gehen, kein Bock irgendetwas zu lernen, lesen, üben. Aber das ist nicht das einzige worauf ich keine Lust hab. Ich wohne in einem Wohnheim für Studenten, eigentlich alles schön und gut. Leute in meinem Alter, freundlich, nett und alles. Aber ich hab keine Lust irgendwas mit Ihnen zu machen, Wenn sie fragen ob ich komm, erfind ich immer irgendeine Ausrede um nicht zu gehen.
Ich sitz den ganzen Tag vor dem Rechner, schau Youtube, Streams, Serien und spiel League of Legends. So auch heute, bzw. jetzt. Es ist gerade 6.12 morgends, ich hab keine Sekunde geschlafen, und werde in keine meiner 3 Vorlesungen gehen.
Ich fühl mich einfach nur beschissen, allein, obwohl viele Leute hier wären.
Immer wenn ich andere seh, und an ihr Leben denk, schau ich auf meins, und denk mir "Was kannst du vorweisen? Was hast du?".
Meine "Nachbarn" zum Beispiel, 2 Mädels, beide in einer Beziehung. Ich als 19 jähriger noch nie eine richtige Freundin gehabt, denk jedesmal wenn ich sie seh, wie schön es sein muss, jemanden zu haben. Passiert bei mir hald nie. Ist es nicht und wird es wahrscheinlich nicht, so wie ich mich grade verhalte.
Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich mein ich schreib grad um die Uhrzeit in einen Kummerkasten.
Ich rauch zu viel, drink zu viel, schlaf zu wenig, mach zu wenig für die Uni. Keine Ahnung was ich machen soll. Also schreib ich alles was mich an mir stört hier rein. Eigentlich sollte ich mich freuen. Eigentlich sollte ich studieren, schließlich bezahlen meine Eltern für alles. Also hab ich auch noch en schlechtes Gewissen, da ich nichts für die Uni mach.
Trotzdem ändert sich nichts.

Help me. I am drowning.

Dana Anwort von Dana

Lieber Unbekannter!

Dein letzter Satz ist es eigentlich exakt, was dein Problem ausmacht.
"I am drowning".

Man nennt das auch gerne "Abwärtsspirale". Es ist ein Teufelskreis aus Negativem, der sich immer mehr fortsetzt.

Du fühlst dich alleine, alles neu, alles fremd, du igelst dich ein, fühlst dich schlecht, igelst dich mehr ein, gehst nicht in deine Vorlesungen, fühlst dich schlechter, isolierst dich noch mehr, vergleichst dein Dasein mit dem der Anderen, da die aber mehr machen, fühlst du dich NOCH schlechter...und so weiter und so fort. Dazu kommt die Flucht an den PC, die nicht gerade hilft, dein Gefühl zu verbessern, selbst wenn du beim Gaming Erfolgserlebnisse haben solltest.

Dazu kommen noch so Dinge wie zu viel Rauchen und Trinken.

Das Gute: du merkst es selbst. Und du merkst es recht zeitnah. Es gibt viele Menschen, die dieses Problem haben, gerade, wenn sie von daheim und der normalen Ordnung weg sind..und die es viel zu spät merken und arg Zeit verloren haben, bis sie endlich raffen, dass es so auf keinen Fall weiter gehen kann.

Du hast es sehr früh begriffen, das ist gut und der erste Punkt, bei dem du dir selbst auf die Schulter klopfen kannst. Und du suchst Hilfe, dein Selbstschutz funktioniert also.

Ok. Du hast verstanden, was passiert, du siehst, dass es so nicht geht, dass du "ertrinkst". Also paddele.
Paddeln = aktiv sein, sich bewegen. Und damit meine ich jetzt nicht unbedingt körperlich, wobei dir das sicher dann auch gut täte, ich meine vor allem geistig. Komm in Bewegung, in Aktion, sei für dich selbst aktiv.

Wie?
Oh, da gibt es viele Möglichkeiten, ich versuche mal, ein paar aufzuzählen, von denen ich mir für dich Erfolg verspreche.
1. Mach dir einen Plan, an den du dich strikt hältst.
- wann geh ich zur Uni?
- wann muss ich dafür aufstehen und losgehen?
- wann habe ich Zeit für Mittagessen, PC, Hobbies, etc?
- wann und was muss ich lernen?
- wann muss ich abends ins Bett?
Richtig mit Uhrzeiten, mit klaren Vorgaben. Stelle deine Ordnung im Leben wieder her, die dir komplett flöten gegangen ist..
Regeln: es werden keine Vorlesungen ausgelassen, die Pflichten werden zu 100% erfüllt. Bei dem, was freiwillig ist, machst du das, was du möchtest, es sollten pro Woche einige Möglichkeiten in Gemeinschaft mit anderen Menschen genutzt werden. ZB an der Uni oder in deinem Wohnheim. Sport wäre auch wichtig, denn Bewegung macht aktiv und lebenslustig.
Am allerbesten wäre es, wenn es in deiner Umgebung einen Menschen gäbe, dem du dich anvertrauen könntest und der dir bei der Umsetzung ein wenig hilft, damit du nicht alles alleine machen musst. Oft ist es zwar schwierig, sich da zu outen, aber die Hilfe und das "sanfte Aufpassen" sind enorm gut für das Durchhalten.

2. Such dir also Menschen, mit denen du kannst.
- Menschen, die mit dir in der Freizeit "abhängen"
- Menschen, mit denen du lernen kannst (Lerngruppen), damit du da nicht auf dich allein gestellt bist
- Menschen, denen du dich anvertrauen kannst, eben auch mit diesem Problem hier
- Menschen, die dir auch bei deiner Tagesordnung helfen und dich aus der Isolation holen können, egal, ob sie in dein Problem eingeweiht sind oder nicht
- Menschen, die Anlaufstellen sind, egal wofür.

Isoliere dich nicht mehr! Das ist enorm wichtig. Dieses Einigeln macht alles nur noch viel schwerer.

3. Sorge für Ausgleich.
- Sport
- die Ausübung eines Hobbies
- Vereinsarbeit, Studienvertretung, freiwillige Arbeit irgendwo

Tu etwas, das dir seelisch und körperlich gut tut und das dich zwingt, deine "Höhle" zu verlassen, dann wird mit großer Sicherheit auch der Punkt "Freundin" änderbar sein. Denn wie willst du jemanden kennen lernen, wenn du daheim hockst und die Tür geschlossen ist?

Dein Leben ist momentan nach innen gerichtet...und du musst beginnen, es nach außen zu stülpen. Dies ist mit einiger Arbeit verbunden, es muss Energie hinein gesteckt werden, damit etwas anlaufen kann. Die erste Energie war das Schreiben an uns. Und ich kann nur hoffen, dass du es wirklich ändern willst und nicht nur über das Dunkel klagen wolltest, anstatt ein Licht anzuzünden.

Werde aktiv. Ordne dich neu.
Du wirst dich wundern, welche Möglichkeiten sich dir eröffnen. Du musst es halt wollen und durchziehen, sonst wird es nicht besser und es wird sich auch nichts ändern. Nur wenn du selbst Energie reinsteckst, funktioniert es.
Nur du kannst das.

Warte nicht, bis du so im Schlamassel steckst, dass du abbrechen und völlig neu anfangen musst oder es dir so schlecht geht, dass erst einmal nichts mehr funktioniert.

Ich wünsche dir dafür alles erdenklich Gute und würde mich freuen, in ein paar Monaten von dir zu hören mit einem "Zwischenbericht"...und hoffentlich einem positiven. :)

Alles Liebe,

Dana