Problem von Anonym - 15 Jahre

Kein sinn zu leben

ich komme nicht mehr klar mit meinem leben ich weis nicht mehr was ich machen. soll habe meine tante verloren meine zwillingsschwester verloren. ich nehme jeden tag 20-25 tabletten seid drei tagen ich will sterben es funktioniert nicht hab sogar veruscht vor den zug zuschmeisen wurde aufgehalten. ich will mich ritzen traue mich aber nicht bin kurz davor. alle fallen mir in den rücken. meine famlie steht nicht hinter mir. ich gehe nicht mehr in die schule seid einer woche meine mutter hat es rausgefunden. ich hab sie geschlagen sie mich.. Ich war auch schon oft bei einer therapie.. seid dem ich acht bin wird mein leben von tag zu tag schlimmer. ich kann nicht mehr meine bf versteht es auch nicht bin schon oft von zuhause weggelaufen...

PaulG Anwort von PaulG

Liebe Anonyme,

wenn dich meine Antwort erreicht, wird es hoffentlich noch nicht zu spät sein. Ich bin sehr erschrocken, zu lesen, dass wieder ein junges Mädchen, die doch noch ihr ganzes Leben vor sich hat, keinen Sinn mehr darin sieht. Ich hoffe wirklich, dass ich dich erreiche - und dich davon abhalten kann, dir etwas anzutun. Denn das darf einfach nicht geschehen, es wäre schrecklich.

Der Tod deiner Tante und deiner Schwester tut mir von Herzen leid. Sicher ist die Bindung zu ihnen sehr eng gewesen, und das macht deinen Schmerz verständlich. Nur, denkst du wirklich, sie würden es wollen, dass du dich nach ihnen aufgibst? Ich glaube eher, sie wünschen sich an dem besseren Ort, an dem sie jetzt sind, dass du dein Leben leben und genießen kannst. Wenn du es nicht für dich selbst tun willst, tu es für sie! Dein Gefühl im Moment ist sehr begreiflich. Gerne würde ich noch etwas mehr erfahren, um zu überlegen, was dir konkret helfen könnte. Nicht zuletzt deshalb möchte ich dich bitten: Schreib uns doch noch einmal. Schildere mal in aller Ruhe, was dich umtreibt, was alles geschehen ist - ich werde dir dann rasch antworten, wenn du magst. Vorerst möchte ich dich bitten: Bleib am Leben. Suche nicht den Tod, denn das ist nicht gerecht. Es gibt immer einen Weg aus dem Dunkel, so unwahrscheinlich dir das gerade vorkommen mag. Je tiefer du in dem Sumpf der Schmerzen versinkst, desto auswegloser kommt es dir vor. In der Tat - vielleicht ist es ein langer Weg, kein einfacher Weg ans Licht. Aber trotzdem einer, der gegangen werden kann. Wenn du dich aufgibst, gibst du nicht nur das Leben selbst ab, sondern noch viel mehr: Schöne Ereignisse, Freundschaften, die du geschlossen, Glück, das du empfunden hättest... es mag sein, dass du dich fühlst, als wäre alles hoffnungslos. Doch da täusche dich nicht - so wenig wie es gerecht ist, dass ein junger Mensch wie du solchen Schmerz leidet, so wenig ist dieser Schmerz ohne Rettung. Deine Mutter und auch deine Freundin nehmen deine Veränderung wahr, und ich kann mir vorstellen, dass sie in ihrer eigenen Angst nicht mehr ein noch aus wissen. Möglicherweise ärgerst du dich über sie, doch denk mal - wie würde es dir gehen, wenn du merken würdest, du musst alles versuchen, deine Tochter oder deine beste Freundin vom Selbstmord abzuhalten? Darüber hinaus hat deine Mutter in deiner Schwester ja auch ein Kind verloren. Auch sie ist aufgewühlt, auch wenn es schon länger her sein sollte - denn so etwas ist nie vergessen. Gehorche der Stimme, die dir sagt, die auch in dir ist, dass noch nicht alles zu spät ist. (Vielleicht sind es die Verstorbenen, die sich darin äußern!) Trau dich, dir zu sagen, dass es eine Zukunft gibt. Manchem wird der Weg voller Steine gelegt, aber deswegen ist er noch nicht verschwunden.

Wenn du am Leben bleibst und nicht aufgibst, tust du nichts Anderes, als dein Recht zu fordern. Was immer geschehen ist, das dich dahin getrieben hat, wo du jetzt bist: Ruft nicht etwas in dir, es ihnen zu beweisen? Zu beweisen, dass du ein Mensch bist, der seinen Platz und sein Recht in dieser Welt hat? Kämpfe um dich, um dein Glück, biete der Dunkelheit die Stirn. Sie ist groß, aber nicht unermesslich stark. Du bist stärker. Du verdienst das Gute, das Leben, du sollst es erhalten. Die Düsternis hat es an sich, dass sie sich immer weiter vergrößert, je mehr man glaubt, sie sei endlos. Doch sie ist es nicht. Man kann sie besiegen. Entscheide dich für dein Leben, für den Kampf gegen deine Angst, deine Trauer, deinen Schmerz - und es werden sich wieder Türen öffnen. Vielleicht erscheint es dir nach Therapie, endlosem Streit und Hin und Her sinnlos; doch glaub mir, nicht immer fruchtet eine Hilfe sofort. Und sie kann es nur, wenn du es von ganzem Herzen willst. Willst du das? Du willst doch eigentlich nicht tot sein - oder? Ist es nicht so, dass du glaubst, es ginge nicht anders? Das ist nicht dasselbe! Vergiss nie, dass jeder Mensch seine Aufgabe in dieser Welt hat. Das niemand geboren worden ist, mit all seinen fantastischen Anlagen, seinen Eigenschaften, die sich lieben lassen, seinen Fähigkeiten, mit denen er Großes bewirken kann, nur um dann schon so früh aus der Welt zu scheiden. Ich vertraue dir, dass du der Stimme deines Herzens gehorchst, die dir sagt: Ich will kämpfen! Ich will weiter leben! Ich will meinem Unglück mit Macht entgegen treten! Denn wo auch immer seine Wurzeln liegen, sie sind dort nicht zu Recht, und du kannst dem entkommen. Versprichst du mir, dir nichts anzutun? Versprichst du mir, die Hoffnung nicht aufzugeben? Bitte, schreib mir / uns weiter, was immer dich umtreibt, gib dich noch nicht verloren. Hör nie auf, in deinem Umfeld nach Möglichkeiten zu fragen, was man noch tun könnte. Man kann. Immer. Und vielleicht ist die Erlösung nicht mehr fern. Wenn du nur entscheidest, dich nicht aufzugeben. Ich sage nicht, dass es leicht ist. Deine Probleme mögen noch so groß sein, du kannst über dich hinaus wachsen. Ich glaube dir, dass du große Schmerzen leidest. Aber ich versichere dir, sie können besiegt werden. Und das tue ich nicht, weil ich sie gering schätze, sondern weil es mir unerträglich ist, wenn ein junges, hoffnungsvolles Mädchen wie du sich am Ende fühlt. Denn es ist noch nicht vorbei. Bitte glaub mir das. Bitte tu dir nichts an - versprich es mir, bitte!

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul