Problem von Anonym - 20 Jahre

Meine Mutter schlägt mich mein Hund und mein Pferd

Ich bin 20 Jahre alt und bin jetzt ins dritte Lehrjahr gekommen. Meine Mutter wollte mich nie und sagt mir jede Woche seit ich klein bin ich habe dir das leben geschenkt ich kann es dir auch wieder nehmen geschlagen werde ich seit ich denken kann, spiele mit dem Gedanken mich mein Pferd und meinen kleinen Hund umzubringen ohne diese Tiere würde ichves gar nicht so lange aushalten sie sind das wichtigste leider halte ich das nicht mehr aus die Schläge vor der Arbeit das arbeiten danach das sie nichts macht im Haus ich bin übervordert. Bitte helft mir ich bin am Limit angekommen mit meiner Blutarmut und meinen Schmerzen ich halte es nicht mehr aus.

Judith Anwort von Judith

Liebe Unbekannte,

Das, was Du uns hier beschreibst, klingt wirklich schrecklich. Ich bin froh, dass Du Dich an uns wendest, danke für Dein Vertrauen.

Beim Lesen baut sich bei mir das Gefühl auf, dass Deine Mutter Dich seit eh und je unter Druck setzt und in ihrer Abhängigkeit hält. Und das sowohl psychisch, mit Terrorisierung und Manipulation, als auch physisch mit Schlägen und Androhungen von Gewalt gegenüber dem, was Dir lieb und teuer ist (Deine Tiere).

Liebe Unbekannte. Du brauchst Hilfe. Und zwar schnell. Lass mich Dir eines sagen, und das musst Du mir glauben: Deine Mutter hat nicht das Recht, Dir das Leben zu nehmen, Dir Dein Leben vorzuschreiben, Dir Gewalt anzutun oder Dir sonstwie vorzuschreiben, was Du tun und machen darfst. Du bist ein erwachsener Mensch und hast die gleichen Rechte wie sie. Nur, weil sie Deine Mutter ist, hat sie nicht das Recht, über Dich zu bestimmen. Das ist einfach falsch, und zwar gesetzlich und moralisch.

Du musst da raus!

Deine Mutter schlägt Deine Tiere, wohl wissend, dass sie damit auch Dir weh tut. Denn Du liebst sie, und dadurch, dass Deine Mutter ihnen Gewalt androht, hat sie Dich weiter in ihrer Hand.

Die Tatsache, dass Du Dich mit dem Gedanken trägst, Dir und Deinen Tieren etwas anzutun, zeigt, wie schlimm diese Manipulation ist. Wie hilflos Du bist.

Nochmal: Du musst da raus! Nicht Du machst etwas falsch, sondern Du stehst unter dem Einfluss einer ganz schlimmen, wahrscheinlich kranken Person. Du musst Dir helfen lassen.

Wie geht das jetzt?
Also, wir vom KuKa können Dir leider nicht direkt helfen. Aber ich gebe Dir Ideen, Links und Telefonnummern. Du bist 20 Jahre alt und damit erwachsen. Du musst nicht mehr zu Hause leben, sondern kannst ausziehen. Ich könnte mir vorstellen, dass das Geld eher knapp ist, da Du im dritten Lehrjahr bist. Aber auch da gibt es Möglichkeiten.

Ich schlage folgendes vor. Bitte, wenn die Gedanken Dir oder Deinen Tieren etwas anzutun schlimmer werden, dann wende Dich an die Telefonseelsorge. Das ist eine anonyme Beratung (am Telefon, im Chat und per Webmail): 24 Stunden am Tag, kostenlos aus ganz Deutschland. Tel.: 0800-1110111 oder -1110222.

Hast Du Freunde? Andere Familienmitglieder, denen Du vertraust und die Dir helfen können? Ich halte es für wichtig, dass Du Dir „Verbündete“ suchst. Menschen, die Dich unterstützen und Dir den Rücken stärken. Kannst Du vielleicht zu einer Freundin oder einer Kollegin ziehen, bis Du eine eigene Wohnung oder ein WG Zimmer gefunden hast?

Und dann lass Dir bitte einen Termin auf dem örtlichen Sozialamt geben. Es gibt Möglichkeiten, dass Du bei geringem Einkommen einen Mietzuschuss oder einen sog. Wohnberechtigungsschein bekommst.
http://www.helpster.de/beim-sozialamt-eine-wohnung-beantragen-so-geht-s_51443

Oft gibt es auch psychologische und soziale Beratungspersonen, denen Du Deine Situation offen und ehrlich schildern solltest. Bitte sei nicht schüchtern, hab keine Scham. Denk immer daran: Du bist das Opfer, Dich trifft keine Schuld. Dir steht Hilfe zu!

Eine weitere Idee ist noch, dass Du Dir ärztliche Hilfe suchst. Das halte ich sogar für sehr wichtig. Die Schläge hinterlassen doch Spuren auf Deinem Körper. Bitte geh in ein Krankenhaus oder zum Arzt und schildere Deine Situation. Sicher bist Du krankenversichert; schliesslich bist Du in der Ausbildung. Geh hin, zeige Deine Wunden / blauen Flecke und bitte um Hilfe. Auch das kann in erster Instanz anonym erfolgen. Krankenhäuser haben auch Kontakte zu Sozialarbeitern, so dass Du dort Hilfe bekommst. Sollte es dazu kommen, dass Deine Mutter angezeigt wird, dann ist es gut, diese Verletzungen und Misshandlungen zu dokumentieren.

Lass Dich nicht abspeisen! Bestehe auf Dein Recht!

Also, hier noch einmal Deine Möglichkeiten:
- Telefonseelsorge! Sprich mit jemandem! Schildere Deine Situation und lass Dir helfen.
- Vertrau Dich jemandem an, der Dir helfen kann (Freunde, Verwandte)
- Erkundige Dich beim Sozialamt nach Möglichkeiten woanders zu wohnen, Wohngeld zu bekommen etc.
- Erkundige Dich nach Möglichkeiten, Dir psychisch helfen zu lassen
- Bitte geh zum Arzt und lass Dir helfen mit Deinen körperlichen Beschwerden. Schildere dem Arzt/ der Ärztin Dein Leiden, und frag nach Hilfe.

Falls Du Angst um Deine Tiere hast, über lege Dir, diese vorübergehend woanders unterzubringen, bis Du ausgezogen bist. Vor allem für das Pferd: Informiere den Stall, in dem es sicher steht, dass man Deiner Mutter keinen Zutritt gewähren darf.

Du solltest keinen Tag länger leiden müssen.

Melde Dich gen noch einmal bei uns.

Alles Gute und herzliche Grüsse,
Judith