Problem von Anonym - 22 Jahre

Finanzierung..

Hallo Kummerkasten-Team,
Ich habe ein folgendes Problem..
Ich bin momentan in einer Ausbildung um genau zu sagen als Friseurin im 3. Ausbildungsjahr.
Ich wohne immer noch zuhause mit meiner Mutter zusammen.
Meine Mutter findet keine Arbeitsstelle, da sie nicht so gut deutsch kann und Mathe kann sie schon mal gar nicht.
Mein Problem ist es das meine Mutter Unterstützung vom Amt bekommt (Hartz4) unter anderem bekommt meine Mutter noch Witwenrente und ich Halbweisenrente da mein Vater vor 3 Jahren verstarb..
Doch das Geld reicht nicht aus, ich muss mein Mutter sogar die Hälfte von meinem Gehalt überweisen damit wir alles finanziert bekommen...
Und mit dem Rest müssen wir natürlich einkaufen gehen damit wir was zum leben haben. Seit 3 Jahren kann ich mir nichts mehr gönnen, da wir Ende des Monats kein Geld mehr zur Verfügung haben. Wir müssen mindestens 2 Wochen lang schauen, was wir denn überhaupt kochen geschweige denn trinken sollen...
Doch mein größtes Problem ist, das meinte Mutter nicht mehr selbstständig sein kann, ohne mich geht sie kaputt, ich denke es nicht nur ich weiß es leider.
Ich muss sie sogar dazu zwingen was zu essen damit sie nicht umkippt, sie ist 1,70 groß und wiegt gerade mal 58kg.. durch denn ganzen Stress nimmt sie immer mehr ab.
So das auch ich am verzweifeln bin, ich weiß einfach nicht mehr was ich machen soll, es versteht mich sogar noch nicht einmal irgendjemand, das ich angst davor habe bald alleine da zu stehen... meine freunde, meine Arbeitskollegen und selbst meine Chefin sagt, das meine Mutter abhängig von mir ist und es finanziell selber auf die kette bekommen soll...
Soll ich sie etwa verhungern lassen nur damit es mir gut geht?
Was soll ich nur machen Bitte helft mir ich brauche dringen einen Rat was ich dagegen unternehmen kann...

Judith Anwort von Judith

Liebe Unbekannte,

Danke, dass Du Dich mit Deinem Problem an uns gewendet hast.
Das ist eine schwierige Lage, in der Du Dich befindest. Einerseits haben Deine Kollegen schon recht: Deine Mutter muss sicher lernen, wieder selbstständig zu werden. Ein Stück weit verlässt sie sich einfach auf Dich und je mehr Du ihr unter die Arme greifst, desto weniger wird sie die Notwendigkeit spüren, selbst tätig zu werden.

Anderseits hast Du natürlich auch eine Verpflichtung als Tochter: Du kannst sie nicht einfach sitzen lassen. Das verstehe ich gut, und das würden die meisten Menschen auch nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren können. Aber darunter leidest Du, denn Du kommst seit Jahren zu kurz. Gibst Dein "sauer verdientes" Geld ab und noch dazu gibst Du Dich selbst ein ganzes Stück auf. Hobbies und dass Du Dir mal was gönnst, liegt nicht drin.

Ich denke, dass es eine goldene Mitte gibt zwischen den beiden Varianten.
Als erstes solltest Du mal bei Eurem zuständigen Sozialamt einen Termin wahrnehmen. Schildere denen die Situation, und vielleicht habt ihr Anspruch auf mehr Zuschüsse (Wohngeld? Anderer Sozialhilfesatz?). Vielleicht hast Du das schon gemacht, aber falls nicht: Geh dort mal hin. Deine Mutter und Du bildet eine sog. "Bedarfsgemeinschaft". Mehr Informationen auch hier:
http://www.arbeitsratgeber.com/hartz-iv-bedarfsgemeinschaft/

Du solltest auch schauen, dass Deine Mutter Hilfe bekommt. Sie scheint in einer sehr schlechten psychischen Verfassung zu sein. Es wäre gut, wenn Deine Mutter psychologische Betreuung bekäme. Kannst Du mit ihrem Hausarzt sprechen? Oder zumindest mal mit dem zuständigen Berater auf dem Sozialamt reden? Es ist leider ein häufig gesehenes Phänomen, dass arbeitslose Menschen sich noch mehr zurück ziehen. Aus Scham, Hoffnungslosigkeit... das kann leicht zu einer Depression auswachsen. Schau auch mal hier:

https://www.therapie.de/psyche/info/ratgeber/lebenshilfe-artikel/arbeitslosigkeit/psychosoziale-folgen/

Daher glaube ich, dass Deine Mutter wirklich professionelle Hilfe braucht, und dass Du auch mittelfristig überlastet sein wirst.

Und so sehr Du Verantwortung tragen möchtest: Du muss auch auf Dich und Deine Gesundheit achten. Es ist nicht egoistisch, wenn Du Dir an den Abenden etwas vornimmst, am Wochenende auch etwas mi Kollegen oder Freunden abmachst. Es muss nicht immer viel kosten - und oftmals gibt es auch hier vom Sozialamt Initiativen, die Arbeitslosen und Geringverdienern unter die Arme greifen und es ihnen ermöglichen, kulturelle Dinge für wenig Geld zu erleben. "Kultur für alle" ist so ein Beispiel: http://www.kultur-fuer-alle.net/. Google doch mal mit dem Namen Eurer Heimatstadt und dann kannst Du für Deine Mutter und Dich mal was organisieren, was die Monotonie durchbricht.

Ich wünsche Euch alles Gute!

Herzlich,
Judith