Problem von Yana - 22 Jahre

Selbstmord

Hallo, ich weiß nicht so recht wie ich beginnen soll. Nun erstmal vorweg ich leide Seit ca. 3 Jahren an starken Depressionen und dazu an Borderline.
Ich bin ein sehr sensibler und ängstlicher Mensch. Mein Leben wird nicht durch mich bestimmt sondern durch meinen Depression. Es gibt Tage , Manchmal auch Wochen, in denen es mir super geht aber dann kommen die Tage (meist Wochen) in denen ich einfach nichts auf die reihe bekomme.
Jeder Tag ist für mich wie ein neuer Kampf und jedes mal zerreißt es mich aufs neue.
Ich musste schon viel durch stehen in meinem kurzen Leben. Meine Mutter hat mich lange alleine gelassen weil sie arbeiten musste um uns beide durch zu bringen, sie hatte kaum Zeit für mich. Meine erste große Liebe hat mich immer wieder geschlagen und dann noch geschwängert. Ich habe mein Kind verloren, weil ich maßlos überfordert war, ich war ja auch erst 15 Jahre alt. Wie soll man auch mit 15 Jahren schon erwachsen sein?
Er hat mich sitzen lassen und hat sich lieber mit anderen vergnügt. Ein Jahr hat es gedauert bis er mich gehen lassen hat, Aber bis heute bin ich nicht ganz von ihm los gekommen.
Als ich 18 Jahre war, hatte ich eine wilde Phase und habe versucht mein Leben zu genießen, und war naiv. Das hat sich ein Mann zu nutzen gemacht und mich vergewaltigt. Dies habe ich bis ich 21 war verschwiegen und niemanden erzählt.
Und dann vor 8 Monaten passiert es mir fast wieder, ein junger Mann hat mich auf dem Heimweg versucht zu vergewaltigen aber dieses Mal konnte ich flüchten und habe schlimmeres verhindern können.
Ich wünsche das keiner Frau auf der Welt. Man fühlt sich dreckig und schuldig, obwohl man das Opfer ist.

Ich weiß nicht, ob es die Erlebnis sind die mir in meinem Leben passiert sind oder was es auch immer sein mag. Aber meine Depression lässt mich keine Sekunde am Tag frei denken. Meine Gedanken drehen sich dauernd um meinen Tod. Dauernd male ich mir meinen Tod aus. Und dauernd versuche ich Gründe dafür zu finden zu sterben aber auch Gründe um nicht zu sterben. So stark wie jetzt , war dieses Gefühl der unmacht und leere in mir noch nie. Es findest sich einfach keinen Grund für mich noch weiter zu leben. Ich bin es so Leid, das ich dauernd so leiden muss und jeden Tag aufs neue kämpfen muss.
Ich habe die Lust am Leben verloren.
Ich würde mir so sehr wünschen das ich nach dem Tod neu geboren werde und ein völlig neues Leben beginnen kann indem alles anderes ist. In dem ich glücklich und frei bin. Frei von diesem unglaublichen Leid und Schmerz.
Natürlich gibt es Menschen die mehr leiden als ich und die trotzdem Leben wollen. Das bewundere ich sehr aber ich habe diese Stärke nicht!
Ich möchte auch eigentlich keinen Rat oder sowas hören wie " das wird alles wieder gut, das ist nur eine Phase" , den das ist es nicht und das spüre ich.
Ich habe einen Versuch schon hinter mir und da hat es sich falsch angefühlt aber wenn ich nun dran denke, spüre ich dass es das richtige sein wird.

Ich weiß selber nicht genau wieso ich hier schreibe , Vielleicht ist es ein Hilferuf aber vielleicht musste ich das nur nochmal los werden.
Ich weiß nicht wann es passiert und wo es passiert. Aber ich weiß mit Sicherheit das es passieren wird. Ich fühle mich bereit endlich den Schmerz hinter mir zu lassen.

Ich danke Ihnen das Sie sich Zeit genommen habe meine Geschichte zu lesen.
LG .

Dana Anwort von Dana

Liebe Yana.

Die Antwort an dich wird sehr schwer. Und ich befürchte, sie wird für MICH mehr überfordernd als für dich, das schreibe ich gleich mal vorweg. Ich bin keine Fachkraft. Dennoch versuche ich, dir hier in dieser "Einwegplattform" meine Gedanken mitzugeben. Ob sie etwas bringen oder etwas ändern? Oh, das kann ich nicht sagen. Keinen blassen Dunst. Aber ich setze mich mal in die Kommunikation mit dir - und ich lade dich ein, mir auch gern nochmals zu schreiben, falls du Ansätze siehst, widersprechen möchtest, mehr erfahren möchtest oder auch noch zusätzliche Infos oder Gedanken hast, die der Kommunikation helfen.

Zuerst: ich werde nicht versuchen, dir zu erklären, dass das Leben doch lebenswert ist. Dazu habe ich gar nicht das Recht, es ist DEIN Leben. Du hast sehr genau beschrieben, warum es dir schlecht geht, dauerhaft und intensiv schlecht. Und das ist verständlich, sehr sogar. Du hast schlimme Dinge erlebt, die Krankheit hemmt dich, ein normales Leben anzustreben, das endlich auch mal positiven Chancen Raum geben könnte und du siehst keinen Ausweg. Wofür also noch kämpfen? Immer wieder dasselbe? Ich kann diese Gedanken nachvollziehen, auch wenn ich sie selbst nicht teilen kann.

Ob dein Schreiben hier ein Hilferuf oder ein "NochmalsdurchdenKopfgehenlassen" ist, weiß ich nicht, aber es ist manchmal gut, einfach nochmals alles in Schriftform zu sehen. Sich vor Augen zu führen, wie etwas aussieht.

Du schreibst, dass du gern die Schmerzen hinter dir lassen möchtest, dass du frei sein willst, dass du gerne ein besseres Leben hättest, ein neues Leben, in dem alles anders ist. Das Grundproblem des Freitods: dieser wird dir jegliche Chance darauf nehmen. Du schaltest halt alles ab. Gut, dann sind keine Schmerzen mehr da. Aber auch sonst nichts. Alles ausradiert. Und daran denken die wenigsten, wenn sie sich das mit dem Freitod überlegen. Alles, was der lebende Mensch erleben kann, ist weg. Leid natürlich, aber auch jegliche Möglichkeit, etwas anderes zu fühlen als Schmerz. Es gibt dann kein neues LEBEN. Es gibt nix mehr. Endgültig. Du spürst dann auch keine Erleichterung, weil du als Mensch, so wie du jetzt denkst, siehst, fühlst, nicht mehr existierst. Wie eine Existenz nach einer Tötung oder dem Tod an sich aussieht, weiß natürlich niemand, aber alles, was sich ein lebender Mensch ausmalen kann, wird so auf keinen Fall existieren, weil man als Mensch nicht mehr existiert. Das ist sicher. Sicher, es gibt die Religionen, die vom "Leben nach dem Tod" sprechen oder von "Wiedergeburt" oder ähnlichem. Doch das kann man nur glauben, nicht wissen.

Mit dem Freitod steuert man also in etwas, das man weder fassen kann, noch sich sicher sein kann, dass da überhaupt irgendwas ist. Es könnte auch das dunkle Nichts der Ewigkeit sein. Fassen kannst du nur das Leben. Und eingreifen und kontrollieren. So scheiße und schlimm dieses momentan sein mag, es ist dein einziges. Und nur dieses Leben birgt gewisse Chancen auf Besserung, der Freitod nicht. Denn mit NULL kann man nicht rechnen, da passiert überhaupt nichts.

Du hast nichts geschrieben darüber, wer so alles deinen Kampf begleitet. Bist du zB in Therapie? Bist du beim Psychiater gewesen? Bist du medikamentös eingestellt? Hast du eine begleitende Psychotherapie? Was ist mit deiner Mutter? Ist sie da für dich oder eher Teil deines Problems?

Depression ist eine Krankheit, genau wie Borderline. Bist du diagnostiziert? Von wem? Ich frage deshalb, weil darüber in deinem Text überhaupt nichts steht, es aber sehr wichtig wäre für eine weitere Beratung von meiner Seite aus. Was ist alles schon passiert? Was bedeutet für dich "der Kampf"? Worin liegt er?

Klar ist nur eins: Veränderungen sind nur im Leben möglich, nicht mehr im Tod. Keiner weiß, ob der Tod nicht Qualen verlängert, weil man im seelischen Moment gefangen ist. Klar, das klingt nach Schwarzmalerei, aber dass "alles besser wird und der Schmerz vorbei ist", ist Weißmalerei. Wir wissen es einfach nicht, wie es "danach" weiter geht. Daher wäre ICH immer für die Option, die sich steuern lässt, egal, ob die weh tut oder nicht. Verstehst du, was ich meine? Aber um dir aufzuzeigen, welche Möglichkeiten es gäbe, an deinem Schmerz zu arbeiten, dass er sich lindert, muss ich mehr über dich wissen.

Du kannst gerne über die Rubrik FEEDBACK nochmals schreiben, gerne gleich an mich. Du kannst darin auch bitten, nicht weiter veröffentlicht zu werden und mir etwas mehr erzählen. Es hat keinen Sinn, auf Mutmaßungen aufzubauen, da kann ich nicht gut weiter beraten. Vielleicht magst du dich ja drauf einlassen?

Alles Liebe,

Dana