Problem von Jessica - 14 Jahre

Es wird mir alles zu viel

Ich habe seit über 4 Jahren Depressionen und Suizidgedanken, hab mich auch schon 2 mal versucht umzubringen. Ich hatte 2 Klinik Aufenthalte ( 3 Wochen//4 Monate). Eigentlich bin ich schon seit mehreren Monaten clean von ritzen, aber ich hab jeden Tag Ritzdruck und Suizidgedanken und male mir Szenarien aus wie ich mich umbringe. Es wird mir einfach wieder alles zu viel, meine Familie, meine nicht vorhandenen Freunde, ich selber... einfach alles. In der Schule werde ich gemoppt weil ich mich anders kleide (Gothic/Punk) und andere Musik höre.Ich hab wieder angefangen fast nichts zu essen und hocke 24/7 total isoliert in meinem Zimmer. Ich bin eine totale Versagerin und enttäusche sowieso jeden. Wenn ich tot wäre, ginge es sovielen besser und die würde es wahrscheinlich garnicht jucken. Ich kann nicht mehr. Ich sehe keinen Grund mehr weiterzuleben wenn ich sowieso nur jeden Tag antriebslos und traurig mein erbärmliches Leben dahinlebe.

JuliaG Anwort von JuliaG

Liebe Jessica,

ich freue mich, dass du uns geschrieben hast!

Nach deinen Schilderungen kann ich nachvollziehen, wie schwer sich der Rucksack auf deinen Schultern anfühlen muss. Du hast mit vielen Sachen zu kämpfen - mit Mobbing in der Schule, Appetit- und Antriebslosigkeit, Isolation und Einsamkeit, Suizidversuchen und Klinikaufenthalten, Ritzdruck und Suizidgedanken... da machst du für dein junges Alter bereits wirklich viel durch und das tut mir von Herzen leid. Dass du all das bislang - trotz der Rückschläge - so tapfer und ausdauernd ausgehalten hast, rechne ich dir ganz hoch an, liebe Jessica. Du hast es geschafft am Leben zu bleiben und darüber bin ich sehr froh.

Nun hast du durch die Klinikaufenthalte bestimmt schon ein paar Erfahrungen mit professioneller Hilfe (also Psychotherapeuten u.ä.) sammeln können. Und auch jetzt sehe ich da noch einen Bedarf an Unterstützung für dich - denn: du musst das nicht allein durchstehen. Ein Jugendpsychologe kann dir bei der Bewältigung der einzelnen Probleme langfristig helfen, sodass es dir in Zukunft besser gehen kann. Das kennst du vielleicht aus der Klinik. Eine Therapie muss allerdings nicht immer in einem Krankenhaus stattfinden. Es besteht auch die Möglichkeit außerhalb, also eine ambulante Psychotherapie, zu machen, bei der du nach den Sitzungen wieder nach Hause kannst und nicht so sehr vom Alltagsleben abgeschnitten bist.

Bei der Vermittlung an einen Jugendpsychologen kannst du durch deinen Hausarzt/ deine Hausärztin unterstützt werden. Vereinbare dazu einfach einen Termin zur Sprechstunde bei ihm/ bei ihr. Wenn du dort nicht allein hingehen möchtest, kannst du gern eine Person deiner Wahl mitnehmen, der du am meisten vertraust - z.B. deine Eltern (oder auch nur ein Elternteil), Geschwister, Großeltern oder ein Vertrauenslehrer deiner Schule. Ich verstehe, dass es zu solch einem Schritt immer ein bisschen Mut braucht. Jedoch merke ich auch deutlich, wie sehr du unter den Depressionen und dem Mobbing leidest. Hiermit möchte ich dir gerne zeigen, dass du noch eine ganz andere Möglichkeit hast, diese Probleme zu überwinden. Du hast also mehr in der Hand als das Ritzen oder einen erneuten Suizidversuch.

Meinst du nicht auch, dass es nicht wenigstens einen Versuch wert wäre, die Möglichkeiten einer Psychotherapie zu nutzen? Ich bin mir ziemlich sicher, dass du dabei nur gewinnen kannst! Der Rucksack, den du auf deinen Schultern trägst, wird auf deinem Weg des Lebens leichter werden, wenn du Menschen hast, die dir beim Tragen helfen.


Ich wünsche dir viele gute Erfahrungen und Begegnungen und auch eine große Portion an Kraft. Ich glaube an dich, dass du das schaffst!

Alles Liebe,

Julia G