Anwort von Johannes

Liebe Ratsuchende,

den ersten Schritt zur Besserung hast du bereits getan, auch wenn es dir vielleicht noch nicht bewusst ist. Du hast dich jemandem anvertraut und das ist etwas sehr Wichtiges.

Zuerst einmal möchte ich dir sagen, wie leid es mir tut, dass dir soetwas schreckliches angetan wurde. Dafür gibt es weder eine Erklärung noch eine Entschuldigung. Soetwas geht einfach nicht! Ich möchte dir unbedingt ans Herz legen, dass du es noch jemandem aus deinem näheren Umfeld anvertraust. Ich weiß nicht, ob du zurzeit einen festen Freund hast, aber er wäre sicherlich der richtige Ansprechpartner für dein Problem. Ich finde es ganz toll, dass du deinen Eltern erzählen möchtest, was passiert ist und möchte dich gerne dazu ermutigen. Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass du Angst vor deren Reaktion hast bzw. dass sie dir nicht glauben, vor allem, wenn ich lese, dass deine Schwester eine Vergewaltigung vorgetäuscht hat. Meistens steckt in solchen Fällen ein anderes Problem dahinter. Hast du eine Idee, was deine Schwester so sehr belasten könnte?

Bleiben wir aber mal bei dir. Vielleicht traust du dich auch eher mit einer guten Freundin darüber zu reden. Egal, für welchen Weg du dich entscheidest: Ich weiß, dass es dich wahrscheinlich eine große Überwindung kostet, liebe Ratsuchende, aber ich bin mir sicher, dass du es schaffst, da du uns auch davon erzählt bzw. geschrieben hast. Sicherlich wird sie/er im ersten Moment ziemlich geschockt sein, aber ich glaube, das wäre jeder in einer solchen Situation. Sie/er ist bestimmt stolz auf dich, dass du ihr/ihm davon erzählt hast. Du brauchst dich deswegen auch überhaupt nicht zu schämen, denn dich trifft absolut keine Schuld. Es gibt einen einzigen, der sich in Grund und Boden schämen sollte und das ist der Kerl, der dir diese schreckliche Tat angetan hat. Wenn du jemanden ins Vertrauen gezogen hast, vielleicht auch den Vertrauenslehrer, könnt ihr gemeinsam überlegen, wie ihr am besten vorgeht. Eventuell kannst du dies auch mit deinem Kumpel tun, mit dem du schon arüber geredet hast. Ich kann dir nur dringend raten, zur Polizei zu gehen und eine Anzeige zu erstatten. Er hat sich strafbar gemacht und muss seine gerechte Strafe dafür bekommen. Sicherlich ist es nicht immer leicht, eine solche Tat nachzuweisen, gerade auch im Hinblick darauf, dass die Vergewaltigung mittlerweile schon einige Zeit her ist. (Das genaue Datum habe ich übrigens absichtlich gelöscht.) Dennoch solltest du es meiner Meinung nach diesen Schritt gehen.

Gleichzeitig möchte ich dir ans Herz legen, dass du dich an einen Psychologen wendest und eine Therapie beginnst, um das Erlebte besser verarbeiten zu können. Ich merke, wie sehr du unter der Vergewaltigung leidest und wie verzweifelt du bist. Deswegen ist dieser Schritt meiner Meinung nach sehr wichtig. Über Google wirst du entsprechende Hilfe in deiner Nähe finden. Ansonsten kannst du auch erst zu deinem Hausarzt gehen und ihm das Problem schildern. Er wird sich dann ganz bestimmt um dich kümmern und dafür sorgen, dass du so schnell wie möglich einen Psychologen oder eine Psychologin bekommst. Wichtig ist, dass du ihr oder ihm auch vertrauen kannst. Leider funktioniert das oft nicht beim ersten oder zweiten mal. Deswegen solltest du unbedingt mehrere Anlaufstellen haben und warten, bis du jemand passenden für dich gefunden hast, denn es ist ganz wichtig, dass du dich mit ihr/ihm verstehst.

Folgende Links möchte ich dir gerne ans Herz legen:
http://www.hab-keine-angst.de/
http://www.wildwasser.de/
http://www.gegen-missbrauch.de/home.html
http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Professionelle-Hilfe-Wie-finde-ich-einen-Psychotherapeuten.html

Liebe Ratsuchende: Ich hoffe, dass ich dich hiermit ermutigen konnte, dass du dir Hilfe suchst. Am liebsten würde ich dich jetzt an die Hand nehmen und den Weg mit dir gemeinsam gehen. Das funktioniert aber leider nicht. Ich bin mir jedoch sicher, dass du es schaffst, denn du bist ein starkes Mädchen. Ich glaube an dich!

Ich wünsche dir ganz viel Kraft.


Alles Liebe,

Johannes