Problem von Anonym - 17 Jahre

Leere/Einsamkeit

Ich hoffe einfach, dass ich hier rat bekomme, denn ich bin eigentlich so ein Mädchen, welches nie ihre Probleme anderen erzählt, außer ab und zu dem besten Freund von mir..
Mein Problem kann ich nicht so wirklich in Worte fassen. Ich bin vor ca. 1 Monat für die Ausbildung 400 km von zuhause weggezogen, zu meinem besten Freund in die Großstadt, dort lebe ich in einer sog. Zweck-WG, man hat nicht wirklich etwas miteinander zu tun. Ich bin von zuhause ausgezogen, weil ich insgeheim den Stress nicht ausgehalten habe. Mein Opa ist vor rund 9 Monaten gestorben, seitdem hat sich meine Oma sehr an mich gebunden gehabt, meine Schwester ist Borderlinerin und ich konnte den Freund von ihr nicht leiden, meine Mutter hat schwere Depressionen und hat seit dem Tod von meinem Großvater ziemliche Gelüster für Alkohol. Mich hat es zuhause wirklich sehr belastet, deshalb dachte ich, dass es hier alles besser wird. Doch seitdem ich alleine wohne, ist da diese Leere und Einsamkeit in mir, ich gehe unter Menschen und lache, versuche durch diese sogenannte Maske, die ich immer trage indem ich steht's lächel, glücklich zu wirken, was auch wirklich hilft. Am Telefon ist es einfach seine Stimme zu verändern um meiner Familie keine Sorgen zu bereiten. Ich glaube wenn ich eins am wenigsten wollen würde, dass meine Familie weiß wie es mir geht. Die letzten Tage ist es besonders schlimm, sodass ich mir mit einer Nadel auch ein paar Kratzer in die Haut gemacht habe, nichts wildes. Doch ich kann langsam nicht mehr. Ich kann dieses glücklich wirken nicht mehr & meinem besten Freund traue ich es nicht zu erzählen, weil ich nicht will dass er sich Sorgen machen muss, eventuell auch aus dem Grund, weil ich minimal auf ihn steh, seit knappen 1 1/2 Jahren... durch die Treffen mit ihm ist die einsamkeit ein wenig leichter, doch selbst da nicht ganz weg. Mir tut es weh, die ganzen Pärchen überall zu sehen, ich versteh gar nicht warum, aber jedes Mal verletzt es mich. Vielleicht sehne ich mich nach einem Freund, wer weiß ich bin 17 und hatte noch nie einen Freund, was mich manchmal auch echt runterzieht, aber seit Tagen belastet mich alles noch viel mehr als sonst. & ich bin überfordert mit mir. Ich komme an so einem Punkt an, wo ich wirklich sage, dass ich langsam nicht mehr kann. Doch ich will keine Psychologin aufsuchen, dafür hab ich keine Zeit, da ich ja zur Zeit die Ausbildung angefangen habe und immer erst um 17 Uhr aus habe. Ich hab einfach Angst vor mir, einfach davor das ich dass alles nicht schaffe...

Christina B. Anwort von Christina B.

Liebe Anonyme!
Danke dass du dich mit deinen Problemen uns anvertraut hast. Ich kann gut verstehen, dass das eine schwierige Situation für dich sein muss. Das Ausziehen und Abnabeln von der Familie ist nie einfach, aber bei dir war es anscheinend schon höchste Eisenbahn, weil du zuhause ziemlich gelitten hast - unter den Familienverhältnissen. Oma klammert sich an euch, Schwester Borderlinerin, Mutter schwere Depressionen,... Es ist klar, dass dich das sehr belastet hat und du da nur mehr raus wolltest. Aber natürlich bist du jetzt auch einfach alleine - in einer Wohnung, wo man mit den Kollegen nicht befreundet ist, sondern halt nur nebeneinander wohnt, kann es auch schnell einsam werden. Ich verstehe auch, dass du nicht länger eine Maske tragen und der Außenwelt was vormachen willst und es auch nicht mehr kannst. Das ist vollkommen klar, deine Gefühle müssen jetzt auch einfach mal raus. Und das ist auch gut so, dass du nicht länger "spielen" willst, sondern jetzt zu deinen Gefühlen stehst. Du brauchst dich dessen nicht zu schämen, es ist ganz normal, sich einsam zu fühlen, wenn man auszieht und von einer Familie plötzlich alleine ist. Warum willst du nicht, dass deine Familie weiß, dass du einsam bist? Es wäre doch nur natürlich. Glaubst du, dass du ihnen damit eine Last bist? Was hindert dich daran, mit ihnen darüber zu sprechen? Es ist nicht gut, wenn du weiterhin mit dem Problem allein bleibst. Dein bester Freund würde es glaub ich verstehen, wenn du mit ihm da drüber sprichst oder ihn bittest, dass er öfter zu dir kommt oder ihr etwas unternehmt. Und wer weiß, vielleicht steht er ja auch auf dich? Was ist mit deinen Mitbewohnern? Du könntest ja auch mal den Kontakt zu diesen suchen, vielleicht würde sich hier auch eine Freundschaft ergeben (: Ansonsten kannst du auch versuchen, dir so viel wie möglich mit Freunden auszumachen - an einem Abend die Freundin besuchen, am anderen mit dieser weggehen, am dritten kann jemand zu dir kommen usw. - Verplane dir deine Freizeit so gut wie möglich mit sozialen Kontakten (: Das hilft gegen Einsamkeit. Und wenn du dann doch mal an einem Abend alleine zuhause bist, dann versuche, nicht in Selbstmitleid zu versinken, sondern die Freuden des Alleinseins zu genießen. Ungeschminkt auf deinem Bett im Jogginghose herumgammeln, Chips essen und deine Lieblingsserie auf Netflix genießen - das kannst du am besten, wenn du alleine bist (: Wenn du nicht besonders viele Freunde oder Freizeitkontakte hast, kannst du dich auch im Internet auf Foren, Apps und Internetseiten schlau machen, Freunde werden immer und überall gesucht (z.B.: auf studenteninserate.de).

Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen. Kopf hoch, du wirst diese Situation auch meistern, denn du trägst viel Mut in dir! Dass du es geschafft hast, auszuziehen, beweist das (:
Alles Liebe wünsche ich dir. Wenn du noch etwas brauchst, kannst du mich gerne erneut kontaktieren. Richte dazu am Anfang deines Textes deine Nachricht "An Christina B.", dann wird mich die Nachricht erreichen.
Herzliche Grüße,
Christina B.