Problem von Mayla - 21 Jahre

Freundschaft zu Borderlinerin

Hallo liebes Team,
ich (w,21) bin seit zehn Jahren mit meiner Freundin befreundet. Eigentlich war alles immer ziemlich normal und lustig, merkwürdig ist jeder mal. Einen größeren Streit hatten wir schon, aber auch den haben wir überstanden. Vor zwei Jahren nun haben wir unseren Schulabschluss gemacht und auf einmal wurde es schlimm. Unsere Freundschaft ist seitdem konstant einseitig und besteht nur noch aus ihr und ihren Problemen, ich komme gar nicht mehr vor. Hinzu kommen ihre Beschimpfungen und wirklich fiese Kommentare, die mich glauben lassen, ich sei ein schlechter Mensch mit schlechtem Charakter. Ich merke immer mehr, dass ich das nicht tragen kann. Sie war jetzt einmal bei einer Therapie und bekam die Diagnose Borderline, die sie jetzt als Entschuldigung nutzt. Im letzten Jahr hat sie mindestens zehnmal unsere Freundschaft per WhatsApp beendet, und doch nie richtig. Ich selbst kann es irgendwie nicht beenden, weiß aber nicht, ob das nicht manchmal besser für mich wäre. Vielleicht hilft ihr ja aber auch die Therapie. Ich selbst bräuchte wahrscheinlich auch eine nur aus persönlichen Gründen habe ich diesen Schritt noch nicht gewagt, ich weiß aber nicht, ob es sich weiter lohnt zu kämpfen.

Hoffnungsvolle Grüße,
Mayla

Janine Wochnik Anwort von Janine Wochnik

Liebe Mayla,

das du in so einer blöden Situation steckst tut mir wirklich leid.
Freundschaften sind nicht immer einfach. Jeder Mensch ist ein Individuum und macht was er möchte.
Dadurch kann man sich manchmal auch in verschiedene Richtungen entwickeln.
Probleme die man hat können einen verändern.
Allerdings sollte man das nicht permanent an seinen Freunden auslassen.
Das hält auch die beste Freundschaft nicht aus.
Es scheint so, als würde deine Freundin dich als Fußabtreter nutzen und das ist nicht in Ordnung.
Wenn das mal vorkommt ist das eine Sache mit der man umgehen kann. Unter bestimmten Umständen hat man auch Verständnis dafür. Nur hört das irgendwann auf.
Dann muss man für sich selber sorgen.

Diese Entscheidung schwirrt dir jetzt im Kopf herum.
Und das ist wirklich verständlich.
Sie hat eine Persönlichkeitsstörung. Borderline ist wirklich schwierig.
Die Menschen brauchen Freunde, mehr noch als normale Menschen. Allerdings macht es ihnen diese Störung nicht gerade einfach. Sie hassen sich selbst. (Krass formuliert und immer unterschiedlich ausgeprägt).
Ihre Stimmungen sind nicht vorhersehbar. Weder für sie selbst noch für andere.
Auch bringen sie Kleinigkeiten aus dem Gleichgewicht. Andere Menschen können über so was hinwegsehen, Borderliner nicht.
Borderliner neigen dazu sich selbst zu verletzen. Ob nun durch körperliche Verletzungen oder seelische.
Dazu gehört manchmal auch, dass sie ihre Freundschaften torpedieren.
Nicht unbedingt bewusst.
Diese Störung hat ein sehr umfangreiches und sehr unterschiedliches Erscheinungsbild. Deshalb ist es schwer da konkret etwas zu zu sagen.
Fakt ist aber, dass man sich deshalb trotzdem nicht alles erlauben darf. Und du als Freundin musst dir deshalb auch nicht alles gefallen lassen.
Da ist dein Gedanke schon ganz richtig.

Wie du nun damit umgehst ist eine Entscheidung, die dir keiner abnehmen kann.
Du kannst die Freundschaft natürlich beenden.
Ich würde ihr noch eine Chance geben und mit ihr darüber reden.
Du könntest ihr sagen, wie es dir damit geht, dass es nur um sie geht. Das du verstehst, dass es ihr nicht gut geht und sie Probleme hat. Du aber ebenso welche hast. Das eine Freundschaft nichts einseitiges ist.
Das du sie gern hast und du die Freundschaft aufrecht erhalten möchtest, aber unter der Voraussetzung, dass es auch eine echte Freundschaft ist.
Erkläre wie du dich fühlst, was du gut findest und was nicht. Das du gerne für sie da bist, aber nicht ihr Mülleimer sein möchtest.
Das sie ihre "Krankheit" als Ausrede nutzt, ist natürlich ein sehr einfacher Weg den sie wählt.
Sie schiebt damit jegliche Verantwortung von sich, was auch ihr selbst nicht gut tut.
Auf Dauer wird sie damit alles nur verschlimmern, mal davon abgesehen, dass sie ihren sozialen Stand auch nicht verbessert.

Alles in allem solltest du deine eigenen Grenzen beachten. Ganz besonders, wenn es dir selbst nicht gut geht.
Schreibe doch mal eine Liste mit Dingen die dich stören. Mit Dingen die du gut findest.
Und dann überlege wie du es kommunizierst. Oder ob du das überhaupt tun möchtest.

Was deine eigenen Probleme angeht...bitte suche dir auch da Hilfe, bevor es schlimmer wird.
Nutze Menschen aus deiner Umgebung um mit ihnen zu sprechen. Manchmal hilft auch das schon einiges weiter.

Ich wünsche dir viel Erfolg.
Achte auf dich.
Liebe Grüße
Janine