Problem von Anonym - 42 Jahre

Bin Luft für meinen Mann

Hallo,
ich bin seit 20 Jahren mit meinem Mann verheiratet, wir haben zwei Kinder (12 und 10 Jahre alt) . Wir hatten sehr viele Tiefen und Höhen. Alles aufzuschreiben, würde dieses Schreiben sprengen. Vor ca. 5 Jahren hat er mir gesagt, er sei in eine andere verliebt, seit dem ist mein Vertrauen in ihn ganz erschüttert worden. Er meint, es fand nichts körperliches zwischen ihnen statt, aber mich plagen seit dem öfters Albträume, dass er mich bertrügt. Dazu sei gesagt, dass ist nicht das erste Mal, dass er sich anderweitig verliebt hat. Als die Kinder kleiner waren, hatte er ein Jahr lang eine depressive Stimmung, in diesem Jahr hat er kaum mit mir gesprochen. Vor ca. 2 Jahren sagte er mir, dass er kein Interesse an Sex hätte, mit 40 Jahren. Einmal im Monat eine Umarmung ist das Höchste der Gefühle, was ich an Zuwendung von ihm bekomme. Sich beim Arzt gründlich untersuchen lassen, wollte er nicht. Nur einen Hormontest hat er machen lassen, der wohl unauffällig gewesen ist.
Seit ca. einem Jahr, machen wir fast nichts mehr zusammen. Er will nicht mal mit mir und den Kider mit zu meinen Eltern, wenn Feiertage oder Geburtage sind. Er steht morgens auf, schaltet seinen PC an und dort verbringt er den ganzen Tag (wenn er nicht auf die Arbeit muss), bis er wieder schlafen geht. Er ist sicher Spielsüchtig, auch wenn er das nicht zugibt. Was er noch am PC macht, weiß ich gar nicht, weil er meist schon um 5 h morgens am PC sitz, da schlafe ich noch. Fairer Weise muss ich dazu sagen, dass er seit einem Monat Schmerzen in der Schulter hat, die OP ist Ende Januar. (Sehnenriss) Ich habe versucht mit ihm zu reden, wurde aber auf `s übelste von ihm beschipmft, seit dem redet er gar nicht mehr mit mir.
Bin mit meinem Latain am Ende.

Janine Wochnik Anwort von Janine Wochnik

Liebe Ratsuchende,

vielen Dank für deine Nachricht.
Es tut mir sehr leid für dich. Eine Beziehung wie diese ist wirklich schrecklich.
Ich bewundere dich sehr!
Du hast nicht das Handtuch geschmissen. Du bist noch bei ihm.
Du versuchst etwas. Das ist wirklich große klasse!

Dennoch kann es so nicht weitergehen. Weder für dich, noch für deine Kinder.
Die betrifft es nämlich auch. Selbst wenn es nicht direkt ist. Kinder bekommen die Gefühle der Eltern unmittelbar ab.
Selbst wenn man versucht genau das nicht zutun.
Du solltest dir diese Tatsache dringend bewusst machen!

Für mich hört es sich stark danach an, als sei dein Mann depressiv.
Und das nicht erst seit kurzem. Ich würde darauf tippen, dass er damals nichts gemacht hat und sich die Depressionen verschlimmert haben.
Es ist extrem schwer dagegen anzukämpfen. Vor allem, weil man es selbst wollen muss. Doch schon dazu fehlt einem die Motivation.
Menschen mit Depressionen sind nicht in der Lage sich noch um andere Menschen zu kümmern, weil sie schon mit sich vollkommen überfordert sind. Ob es das ist oder nicht kann ich natürlich nicht beurteilen. Die Vermutung liegt aber nahe.
Für dich heißt das aber, du kannst nichts tun. Für ihn nicht und somit auch nicht für dich.

Wäre es mein Mann, würde ich mit ihm reden. Würde ihn fragen was los ist.
Und wenn er nicht will oder kann, dann würde ich ihm ein Ultimatum stellen. "Entweder du suchst dir Hilfe, oder ich verlasse dich. "
Denn von allein wird dieser Zustand nicht besser.
Er selber wird wahrscheinlich nichts tun. Und du wirst garantiert schon einiges versucht haben.
Du musst dir die Frage stellen, inwieweit du das noch mit machen kannst und willst.
Immerhin ist es auch dein Leben. Und so ehrenwert es von dir ist, du kannst das nicht auf Dauer.
Deine Kinder werden dich noch eine ganze Weile brauchen. Das kostet Kraft, die du irgendwann nicht mehr aufbringen kannst.

Du sollst nichts einfach wegwerfen. Du solltest ihm eine Chance geben. Euch eine Chance geben.
Aber wenn er nichts tut, tun will. Dann hast du keine großen Wahlmöglichkeiten.
Noch dazu hast du das Problem mit dem Vertrauen, was natürlich nicht gerade förderlich ist.
Deshalb kann ich dir nur raten: Frage dich selbst, was du willst!
Was das Beste für euch ist.
Und such dir jemanden zum reden.
Alleine mit sich solche Dinge auszumachen ist meistens noch schwerer. Man muss sich zwar erst einmal überwinden, danach merkt man aber schnell, wie gut es tut.
Du kannst dich an eine Beratungsstelle wenden. An die Telefonseelsorge: https://www.telefonseelsorge.de/ oder auch an einen Arzt/Psychologen oder ähnliches.
Vielleicht auch mit deinem Mann oder/und deinen Kindern.
Denke an dich. Tue etwas für dich.

Bleibst du in diesem Käfig sitzen, wirst du irgendwann kaputt gehen.
Mehr, als du es jetzt schon bist.
Ich hoffe du verstehst mich, ich meine es absolut nicht herablassend.
Du bist ein Mensch mit Bedürfnissen. Wünschen.
Du hast ein recht auf ein Leben.
Und wenn du es mit deinem Mann nicht bekommst, dann musst du es allein versuchen.
Es muss ja nicht dauerhaft sein. Du könntest ja auch erst einmal eine Auszeit von eurer Ehe nehmen.
Über ein paar Wochen oder Monate.
Mache dir Gedanken, was passiert wenn.
Überlege dir, was sich ändern muss. Für dich und für euch. Welche Punkte sind dir wichtig?
Was wäre noch akzeptabel für dich? Was nicht?
Was sind deine Ideen für eine Lösung?
Hat er Ideen? Ist er zugänglich?
Überlege auch, welche Hilfe du annehmen könntest und wolltest.
Versuche das mal richtig gut zu durchdenken. Dann musst du es "nur" noch durchziehen.
Egal was kommt, es wird schwer. Jedoch ist nichts so schwer, wie deine jetzige Situation.
Alles was dann folgt ist ein Fortschritt. Ein Schritt in die richtige Richtung.

Gib nicht auf. Fange an zu kämpfen.
Steh auf und tue etwas.
Passivität, abwarten, hoffen und so weiter, bringen gar nichts.
Das klingt gemein ist aber die Wahrheit.
Ich wünsche euch alles erdenklich Gute.
Drücke euch ganz doll die Daumen!
Viel Erfolg.
Melde dich gerne wieder bei uns.
Liebe Grüße,
Janine