Problem von Anonym - 20 Jahre

Gewaltfantasien

Hallo,

Vorab: ich habe während meiner Kindheit keine traumatische Ereignisse erfahren. Jedenfalls nicht dass ich wüsste. Und ich wüsste einfach gerne ob das normal ist oder ich mir Hilfe suchen sollte, da ich mich zu sehr schäme um das offen anzusprechen.

Ich möchte euch vorwarnen. Ich werde nicht zu sehr ins Detail gehen aber ich glaube das Folgende mag dem Einen oder Anderen sauer aufstoßen:
Ich kann mich nicht genau erinnern wie oder wann es anfing, aber als ich noch sehr klein war, hat es mir großes Vergnügen bereitet unserem Hund am Schwanz zuziehen oder Instekten auf widerwärtige Weisen zu quälen und langsam zu töten. Ich habe mich richtig daran ergötzt sie leiden zu sehen. Obwohl können Insekten überhaupt schmerzen empfinden? Jedenfalls dachte ich das damals. Meine Eltern erwischten mich einmal dabei und haben mir erklärt dass man sowas nicht machen darf. Bin da an wusste ich, dass sowas verboten ist. Sie haben es vermutlich als kindliche Neugier abgetan da ich nie wieder darauf angesprochen wurde.
Als ich 4 Jahre alt wurde schenkte mein Vater mir zum Geburtstag einen Hasen. Keine Sorge ich habe den Hasen nicht getötet. Ich habe ihn wie ein Haustier geliebt. Aber es hat mir wieder absolute Freude bereitet ihn schmerzen beizufügen. Ich war immer sehr vorsichtig da ich wusste, dass es verboten war. Einmal war meine kleine Schwester dabei die das garnicht mochte und anfing zu weinen. Und meine Mutter erwischte mich auch einmal. Offenbar muss ich damals so großen Ärger bekommen haben, dass ich es irgendwann komplett ließ. Wir hatten später noch weitere Tiere, und ich denke, die Bindung die man irgendwann zu seinem Haustier aufbaut hat mich wenigstens gezwungen diesen Drang so weit wie möglich zu unterdrücken. Mit 5-7 Jahren ungefähr fünf ich an Gewaltfantasien mit Menschen zu haben. Mit 12 täglich und ich denke das sind bis heute Fantasien die andere als feuchte Träume bezeichnen würden. Geschlechtsverkehr war nie etwas, was mich gereizt hat. Ich hatte bereits viel sexuellen Kontakt mit anderen Menschen, aber jedes Mal ertappte ich mich, wie ich meinem Partner weh tun wollte. Und das nicht auf die übliche BDSM-weise. Ich wollte ihnen richtig weh tun. Das einzige was ich manchmal tue ist Menschen seelich zu verletzen und ihnen das Gefühl zu geben, Sie seien nichts wert und erbärmlich. Ich konnte schon immer Leute manipulieren. Ich weiß dass es falsch ist. Und das ganze klingt jetzt so nach einander bestimmt schlimmer als es ist. Ich bin kein sociopath ich habe sogar ein sehr hohes empathieempfinden. Das einzige was mit mir nicht stimmt ist eine bipolare Störung mehr nicht. Aber sollte ich das ansprechen oder ist das einfach was, was jeder mal hat, da ich ja schließlich weiß, dass es nicht richtig ist und es unterlasse. Ich hoffe echt das klingt nicht irrational aber ich bin mir wirklich, wirklich nicht sicher ob sowas normal ist, da man als Kind auch viel Unfug anstellt.
Danke und mit freundlichen Grüßen

Nuala Anwort von Nuala

Hallo du,

Danke, dass du dich überwunden und uns geschrieben hast!

Zu deiner Frage: Nein, dein Verhalten klingt nicht "normal". Als normal kann vieles gelten, solange alle Beteiligten damit einverstanden sind, beispielsweise im BDSM. Normal ist es auch, hin - und wieder Fantasien mit Rache und Gewalt zu haben, um sich abzuregen oder weil man sauer oder enttäuscht von jemandem ist. Aber in den allermeisten Fällen will man das nicht wirklich in die Tat umsetzen, es genügt die Vorstellung, um innerliche Genugtuung zu erlangen.
Zum Thema Tierequälen: Kleine Kinder machen das vielleicht wenige Male und unterlassen es dann, wenn man ihnen erklärt, dass das den Tieren wehtut oder sie sterben müssen. Es geht ja um deine Absicht, anderen Lebewesen zu schaden. Das ist der zentrale Punkt. Ich würde das an deiner Stelle professionell im Rahmen einer Therapie besprechen. Vielleicht kannst du dadurch lernen, deine Impulse nicht in die Tat umzusetzen. Außerdem sollte geguckt werden, ob du nicht doch eine psychopathische/soziopathische Veranlagung hast. Denn leider sprechen einige Punkte dafür. Und da wäre es für deine Mitmenschen schon gut - und auch für dich - dass sie vor seelischen und körperlichen Übergriffen geschützt werden, indem du lernst, dich "im Griff" zu haben und nicht allen destruktiven Eingebungen nachgehst. Vielleicht kannst du in einer Verhaltenstherapie lernen, diese schädlichen Gedanken in etwas Positives, Produktives umzuwandeln. Das kannst du auch so schon versuchen.

Hast du dich denn schon einmal gefragt, WARUM du jemanden manipulieren, verletzen, demütigen möchtest? Das könnte auch ein interessanter Ansatz sein, mehr über dich und deine Motive herauszufinden.

Übrigens sind Psychopath:innen durchaus zu Empathie fähig - was ihre geschickten Manipulationen ja überhaupt erst ermöglicht. Als Buchtipp kann ich dir Literatur von Dr. Hare empfehlen, der viel zum Thema Psychopathie forscht.

In einer Therapie könnte außerdem genau analysiert werden, ob nicht doch etwas in deiner sehr frühen Kindheit geschehen ist, was in einem bestimmten Zusammenhang zu deinem Problem stehen könnte.

Natürlich ist es sehr schwer, sich jemandem direkt zu öffnen. Doch eines kannst du mir glauben: Therapeut:innen haben schon sehr viele "krasse" Geschichten gehört und stellen sich auf alles ein. Eine kompetente Fachperson weiß damit auch gut umzugehen und neutral zu bleiben. Und selbstverständlich gilt immer die Schweigepflicht. Ich kann dich nur ermuntern, diesen Schritt zu gehen!

Leider kann ich dir nicht mehr Sinnvolles schreiben, außer zu hoffen, dass du im Laufe deiner weiteren Lebensjahre einen angemessenen Umgang finden lernst.

Ich wünsche dir alles Gute!
Nuala