Problem von Ina - 20 Jahre

Schwere Dreiecksbeziehung

Liebes Kummerkasten-Team!

Es geht um eine komplizierte Dreiecksbeziehung mit meinem besten Freund, seiner Frau und mir. Ich kenne meinen besten Freund schon mein ganzes Leben lang, er ist irgendwie auch wie ein großer Bruder für mich, da er 8 Jahre älter ist als ich. Unsere Mütter sind genauso allerbeste Freundinnen seit der Kindheit und seine Mama ist wie eine zweite Mutter für mich da sie mich schon mein ganzes Leben begleitet und auch in der ganzen Familie verstehen wir uns alle sehr gut.
Er ist nun seit 10 Jahren verheiratet. Und seit seiner Ehe ist er irgendwie ein komplett anderer Mensch geworden. Er entwickelte eine Spielsucht, er ging jeden Abend fort, trank viel Alkohol, wobei er auch stark alkoholisiert Auto fuhr. Er konsumierte Drogen und wurde zu einem großen Frauenheld. Ich sah wie er ins Verderben lief und seine Ehe aufs Spiel setzte. Seine Frau hatte es am Ende dann auch herausgefunden und wollte die Scheidung, doch er kaufte ihr immer wieder teure Geschenke und sie kam zu ihm zurück, und das war nicht das erste Mal. Seine Frau wusste auch weiterhin dass, er sie betrügt doch sie wollte sich nicht mehr scheiden lassen, sondern ließ sich schön mit teuren Geschenken und Geld verführen. Obwohl er sie gar nicht liebte, kaufte er ihr einfach weiter hin Geschenke und sie spielten die perfekte Ehe vor. Bis heute weiß ich nicht wieso sie überhaupt geheiratet haben obwohl sie sich nicht lieben.

Seit ich älter wurde, begann dann die komplizierte Dreiecksbeziehung. Ich entwickelte mich natürlich in der Pubertät und veränderte auch mein Aussehen komplett. Seine Frau
wurde total eifersüchtig und sauer auf mich nur weil, er mehr Zeit mit mir verbringen wollte. Sie dachte ich würde was mit ihm anfangen. Auch er wurde immer eifersüchtig, z.B. wenn ich einen neuen Freund hatte, ihm gefiel dass überhaupt nicht, wenn er mich mit anderen Jungs sah.

An einem Abend da ging ich mit ihm die ganze Nacht lang fort, wir gingen in verschiedene Bars, tranken Alkohol, redeten über viele Dinge und hatten echt viel Spaß. Nach langer Zeit und dem vielen Alkohol wollte ich nach Hause, und er begleitete mich zu Fuß nach Hause. Als wir nach Hausen ankamen, kam er noch mit hinein, da seine Wohnung viel weiter weg war als meine. Wir legten uns ins Bett und er umarmte mich und gab mir einen Kuss auf die Wange. Wir waren zwar sehr stark betrunken doch ich konnte irgendwie nicht einschlafen, weil mir sehr schwindelig war. Plötzlich fing er an mich zu streicheln und wir küssten uns leidenschaftlich. Wir hätten beinahe fasst miteinander geschlafen, doch es kam nicht dazu, da ich nicht wollte und auch nicht konnte. Zu einem wegen seiner Frau, ich würde ihr nie wieder in die Augen schauen können und zum anderen ich nicht eine weitere Eroberung von ihm sein wollte.

Seit dem Abend bin ich total verwirrt, unsicher und habe Angst, dass ich unsere Freundschaft zerstört habe. Ich weiß nicht wie es weiter gehen soll mit ihm. Er sagte mir dass er mich liebt, doch ich habe Bedenken dass, er das alles nicht ernst meint und mich nur ins Bett bekommen will. Immer wenn ich in seiner Nähe bin werde ich nervös und unsere Freundschaft ist auch nicht mehr die, wie sie es mal war. Ich bin mir zu hundert Prozent sicher dass, ich nicht in ihn verliebt bin, doch trotzdem fällt es mir schwer mit ihm zu reden oder mit ihm was zu machen. Ich habe keinen Plan wie es jetzt weiter gehen soll!

Hoffentlich habt ihr einen Rat für mich und könnt mir weiterhelfen. :(

PaulG Anwort von PaulG

Liebe Ina,

eigentlich könnte man deinen Text auch ganz anders schreiben: Überall, wo "ich" steht, müsste dann "er" stehen.

Was ich damit sagen will: Es ist ziemlich faszinierend, dass DU dir Gedanken machst, du hättest eure Freundschaft zerstört, und dir Vorwürfe machst, weil du keinen Plan hast. Ina, wie könntest du? Wie könnte es in einer Situation wie der deinen ein "richtiges" Vorgehen geben? Er hat dich vor die Wahl gestellt: Entweder seine Ehe mit dir zu zerstören, oder aber seine Gefühle zu enttäuschen. ER ist es, der sich unerwachsen verhält, der dich vor eine Wahl gestellt hat, bei du nur verlieren kannst: Weist du ihn zurück, wird er sich gedemütigt fühlen und erstmal seine Wunden lecken - lässt du dich auf ihn ein, wirst du sein Selbstbewusstsein stärken, aber zugleich dein gutes Gewissen zugrunde richten, weil der Mann verheiratet ist.

Ina, wir beide wissen, dass dein Freund es ist, der sich ändern muss. Er ist es, der es kompliziert macht. Er kann sich entscheiden - sollte sich entscheiden! - ob er seine Ehe, die nicht auf Liebe gegründet ist und keine wirkliche Zukunft hat, beendet - was besser jetzt geschehen sollte, wo noch keine Kinder vorhanden sind, die Verpflichtungen erzeugen, und seine Frau gleichzeitig noch alle Zeit hat, mit einem Mann, der sie wirklich liebt, eine Familie zu gründen, falls sie das will. Du aber wirst dich ihm erst wieder nähern können, wenn er Ordnung in sein Leben gebracht hat. Dann wird es dir auch wieder möglich sein, seine Gefühle dir gegenüber unbefangen zu sehen: Du weißt dann, dass er in der Lage ist, Prioritäten zu setzen, sich zwischen A und B zu entscheiden, und deshalb vielleicht auch für dich eine neue Richtung einschlagen würde. So, wie er jetzt lebt - als notorischer Fremdgeher und Frauenheld - ist es nur logisch, dass du keine Gefühle für ihn entwickeln kannst, weil sein Lebensstil dich verärgert, und andererseits auch nicht weißt, ob du überhaupt etwas gewinnen würdest, wenn du dich in ihn verlieben und mit ihm zusammen kommen würdest. Er lebt vor sich hin, verantwortungslos, er reagiert eifersüchtig auf dein Liebesleben (als ob ihn das was anginge!), während er in Bezug auf sich selbst mit ganz anderem Maße misst. Da kannst du nicht wissen, ob sich das ändern würde, wärt ihr zusammen, und deine innere Stimme kommuniziert dir das sehr klar.

Es gibt keine "Dreiecksbeziehung", wie du es genannt hast, Ina! Es gibt deinen Freund, der seine Frau betrügt, der dich verführen wollte und dich unter Druck setzt. Er hat die verdammte Pflicht, sein Leben in Ordnung zu bringen - und das ist es, was du ihm sagen solltest. Deine jetzige Irritation hat nichts damit zu tun, dass dir die freundschaftliche Zuneigung zu ihm verloren gegangen wäre, oder dir die gemeinsame Zeit nichts bedeuten würde - es hat vielmehr etwas damit zu tun, dass er selbst diese eure gemeinsame Geschichte entwürdigt, indem er mit deinen Gefühlen spielt und sich vor deinen Augen zum Mann ohne Rückgrat entwickelt hat. Denn Fremdgehen ist nichts, worauf man stolz sein kann, und auch nichts, wofür man bei Freunden Verständnis haben muss. Wirklich nicht.

Stelle ihn vor die Wahl: Entweder entscheidet er sich jetzt, was er will - seine Ehe oder seine Freiheit -, oder du kannst dich erstmal nicht mehr mit ihm treffen, bis er sich entschlossen hat, die Frauen in seinem Leben nicht mehr nach Belieben mal so, mal so zu behandeln: Mal so, als wäre er mit ihnen zusammen, mal so, als wäre er der unwiderstehlichste Mann auf dem Planeten, und mal so, als wäre ihm alles egal. Das hast du nicht verdient, und das hat auch seine Frau nicht verdient. Was immer die Gründe für seine Lebensweise sein mögen, er kann sie nur fortführen, wenn er eine Wahl trifft. Durch seine Angewohnheit, immer den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen, hat er es jetzt so weit gebracht, dass du gar nicht mehr weißt, ob du ihm überhaupt trauen kannst. Ina, es ist weit gekommen, wenn du fürchten musst, für einen Mann, den du dein Leben lang kennst, nur eine "Eroberung" zu sein! Was du fühlst, ist nichts, das DU irgendwie lösen oder abbauen müsstest, um deine Freundschaft zu ihm zu erhalten. ER muss die Initiative ergreifen, wenn ER die Freundschaft erhalten will, die ER gefährdet und mit Füßen tritt.

Hör auf, die Unzulänglichkeiten deines Freundes zu den deinen zu machen! Beweise ihm deine freundschaftliche Zuneigung, indem du intervenierst und ihm klar machst, dass er sich zu einem unerträglichen selbstsüchtigen Ekel entwickelt hat, dem man nicht mehr zu trauen wagt. Wenn ihm noch irgendwas an dir liegt, wird er daraus seine Schlüsse ziehen. Wenn nicht, muss er vielleicht solange weiter durchs Leben gehen wie die Axt durch den Wald, bis er irgendwann zur Ruhe kommt und von allein bei dir um Entschuldigung bittet. Dann musst du dich solange zurückziehen, wie er dafür eben braucht - in seinem Interesse, aber genauso und vor allem in deinem. Es ist eine grundsätzliche Frage, die er sich stellen muss: Bedeuten ihm die Frauen, die es in seinem Leben gibt, mehr als nur Sex? Dann sollte er sie so behandeln, wie sie behandelt zu werden verdienen: Als etwas Besonderes, sei es als beste Freundin, sei es als Ehefrau. Wenn er sich erlaubt, neben seiner Frau in dir noch eine weitere zu behandeln, als wäre er quasi mit dir zusammen - aber dein Liebesleben geht ihn nichts an! -, dann zeigt er damit nur, dass er sich nicht entscheiden kann. Das muss er aber. Denn ihr beide wollt ihn nicht teilen: Du willst deinen besten Freund nicht an den Leichtfuß verlieren, der sich in seinem Wesen breitgemacht hat, und sie will ihren Ehemann nicht aufgeben. Wenn sie nicht begreifen kann, dass er sie längst aufgegeben hat, musst du ihm zeigen, dass er sich dabei vor allem selbst verliert. Vielleicht wird er dann Nägel mit Köpfen machen. Er ist nicht mehr der, als der du ihn schätzen gelernt hast. Das tut verdammt weh. Und nur er soll dafür die Verantwortung übernehmen. Du kannst sein Leben nicht zurecht bügeln, das muss er ganz allein tun. Du solltest einsehen, dass deine Möglichkeiten begrenzt sind, und damit wird es dir auch besser gehen. Vorher aber verlangt es die Freundschaft, dass du ehrlich zu ihm bist und ihm sagst, dass du ihm weder seine Liebeserklärungen glauben kannst, noch ihn genug begehrst, um auf eine Ehe einzutreten, die eh schon in Scherben liegt. Er stößt dich ab, weil er nicht der Mann ist, mit dem du guten Gewissens irgendetwas sein kannst - Freunde, Bettgefährten, Partner. Und das sollte IHM zu denken geben, nicht dir.

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul