Problem von Felizita - 14 Jahre

Kein Mitgefühl

Hey, also einer meiner Probleme is das ich kein Mitgefühl für anderen Menschen habe. Zum Beispiel hat ein Mädchen aus meiner Klasse (was ich auch mag) geweint Weill ihre Eltern sie geschlagen haben (öfters) und ich habe gedacht sie soll nicht wie neh pussy rum heulen Aber ich weiß das es scheiße ist. oder ich habe gehört das ein Mädchen aus meiner Schule auf ner Party sexuel belästigt wurde und ich dachte mir nur selber schult wen sie Wie neh Schlampe in Minirock auf Partys geht . Ich hatte deswegen auch schon Streit mit der Sozialarbeiterin in meiner Schule ich meinte wen mein Freund Pornos gucken würde ( wir haben so eine Doku über ein Pornosüchtigen geguckt ) hätte ich ihn geschlagen sie meinte Dan das ich noch nie was mit Gewalt zu tun Gehabt hätte sonst würde ich sowas nicht sagen aber meine Eltern schlagen mich auch manschmal selten und wen Weill ich es verdient habe also nicht so schlimm aber ich hab generell kein gutes Verhältnis zu meinen Eltern mit meiner Schwester komme ich gut klar ( mit ihr Exfreund hat sie sich immer geprügelt das war schon schlimm für mich )aber was kan ich machen damit ich Mitgefühl kriege.

Anwort von Shannon

Liebe Felizita,

jeder Mensch reagiert unterschiedlich sensibel auf die Geschichten oder Schicksalsschläge anderer. Einige finden Dinge schlimm, die für andere eine Kleingkeit sind, und reagieren dann dementsprechend empathischer, also mitfühlender.

Du schreibst, dass deine Eltern dir gegenüber manchmal gewalttätig sind. Ich nehme an, dass sie dir allgemein wenig Mitgefühl gezeigt haben, als du kleiner warst. Nun stehst du vor der Frage, wie man überhaupt Empathie zeigt, weil deine Eltern dir das vermutlich nicht vorgelebt haben. Ich finde ziemlich verständlich, dass dir das dann schwer fällt.

Bei den Prügeleien zwischen deiner Schwester und ihrem Exfreund scheinst du, Empathie gezeigt zu haben, weil du diese Situationen als schlimm für dich beschrieben hast. Eine gewisse Grundempathie hast du also bereits. Kann es sein, dass die eigentliche Schwierigkeit für dich darin besteht, diese Empathie zuzulassen, als darin, sie zu verspüren? Wer Mitgefühl zeigt, zeigt dich nahbar und vertraut. Das kann missbraucht werden, wovor dich die Mauer aus Gleichgükltigkeit, die du mit der Zeit gebaut hast, schützt.

Vielleicht hilft es dir, in Situationen, in denen du gerne mitfühlender wärst, nicht dabei anzusetzen, warum sich eine Person schlecht fühlt, sondern einfach dabei, dass sie sich schlecht fühlt. Dann kannst du überlegen, welche Gefühle und Gedanken gerade genau in dem anderen vor sich gehen. Das herauszufinden ist gar nicht so einfach, weil zum Beispiel Trauer, Wut und Enttäuschung bei einigen Menschen von außen sehr ähnlich aussehen, sich aber für die Personen selbst ganz unterschiedlich anfühlen.
Danach kann es dann um die eigentliche Empathie gehen, also um das Mitfühlen und das Verstehen, warum sich das Gegenüber schlecht fühlt. Meistens lässt sich die Frage nach dem warum schon beantworten, indem man die betroffene Person einfach fragt, wenn sie es nicht sogar von selbst erzählt.
Es geht bei der Empathie nicht darum, nachzuvollziehen, warum eine Situation das bestimmte Gefühl ausgelöst hat, das sie ausgelöst hat, sondern eher, erstmal hinzunehmen, dass es so ist, ohne es zu bewerten, und sich dann auf das Gefühl zu konzentrieren. Unabhängig davon, ob man sich in der Position des anderen ähnlich fühlen würde.
Darauf aufbauend kannst du dann handeln. Ein offenes Ohr haben, aufmuntern, ablenken oder im Dialog mit der Person nach guten Lösongen für das Problem suchen. So kannst du dich Stück für Stück an die Empathie herantasten.

Ich möchte dir aber noch mit auf den Weg geben, dass du nicht in jeder Situation Mitgefühl zeigen musst. Es ist nicht verwerflich, wenn man bestimmte Dinge weiterhin distanziert betrachtet. Diesen schmalen Grat zu finden, ist nicht leicht, aber die oberste Regel ist, dass es dir damit gut gehen muss. Sicher, Empathie zu zeigen erfordert bei dir vielleicht immer Überwindung, aber wenn du noch nicht bereit bist, in einer bestimmten Situation oder bei einer bestimmten Person Mitgefühl zu zeigen, ist das vollkommen okay.

Solltest du noch weitere Unterstützung brauchen, oder die Vergangenheit und das Verhältnis mit deinen Eltern etwas klären wollen, kann ich dir den Tipp geben, dich in einer Psychotherapie vorzustellen. Es dauert zwar häufig ein paar Wochen, bis man eine Therapie beginnen kann, aber es kann sich wirklich lohnen und sehr befreiend sein. Beim Haus- oder Kinderarzt kannst du dich auch beraten lassen und dir eine Überweisung holen.

Ich hoffe, ich konnte dir etwas helfen und wünsche dir alles Gute für die Zukunft!

Shannon