Problem von Mon - 14 Jahre

Einsamer Teenie

Ich brauche Freunde
Hey, ich bin gerade echt einsam. Die letzten 4 Jahre hatte ich nur einen Freund,dem konnte ich aber nie wirklich mein Herz ausschütten wenn es mir nicht gut ging. Seit meinem Schulwechsel vor gut einem Jahr haben wir uns immer weiter voneinander entfernt und uns seitdem auch nicht mehr getroffen.
Ich bin aber leider zu unfähig mir neue Freunde zu suchen. Ich bin jetzt seit einem Jahr in meiner neuen Schule und habe noch keinen richtigen Anschluss gefunden,da ich einfach viel zu still bin und irgendeine Hemmung habe Leute anzusprechen. Außerdem denke ich dass viele nichts mit mir zu tun haben wollen weil ich sehr ''eigenartig'' bin und auch keine gute Figur besitze.
Naja und jz sitze ich halt öfters so herum und stelle mir vor wie schon es wäre wenn ich jz nicht alleine wäre, ich jemanden hätte der jz mit mir die neue Folge meines Lieblingsanimes guckt oder mich jemand einfach mal so in den Arm nehmen würde.
Meine Familie ist eigentlich ganz ok. Seit dem mein Vater tot ist wohne ich bei meiner Mutter und ja da gibt es halt das ein oder andere Verständigungsproblem da sie kein perfektes Deutsch spricht.Aber ich habe sie trotzdem lieb! Bei mir und meinem Bruder um den Rest der Fam. ist es genauso , die leben in Asien und ich spreche ihre Sprache nicht und sie kein Deutsch und auch kein Englisch.
Das heißt ich habe keinen mit dem ich über meine Probleme sprechen kann.
Kann mir jemand helfen Freunde zu finden?

Danke falls ihr bis hier gelesen habt =)

Nuala Anwort von Nuala

Liebe Mon,

ich kann dich total verstehen, dass du die aktuelle Einsamkeit überwinden möchtest. Nur ist es so, dass wir bei diesem unangenehmen Gefühl nicht daran vorbeikommen, bei uns selbst anzufangen: Denn Einsamkeit in der Außenwelt hat sehr viel mit uns im Inneren zutun. Das heißt: Solange du dich selbst nicht leiden kannst, an deinem Körper herummäkelst und dich als "zu still" und "eigenartig" brandmarkst, wirst du dich selbst nicht als die beste Freundin sehen können, die du für dich sein solltest, um dich dauerhaft wohl zu fühlen. Und das heißt nicht, sich immer gut zu finden - man kann sich durchaus zwischendurch satt haben und blöde Gefühle haben. Doch dann ist es eben wichtig, diese als genauso willkommenen Teil von sich selbst anzuerkennen, wie all die Talente und Stärken, die man hat. Du darfst dich mal komisch fühlen, aber genauso darfst du dich zu deinen Schokoladenseiten bekennen!
Genauso solltest du dir abgewöhnen, so hart mit dir ins Gericht zu gehen, was neue Kontakte betrifft. Das Wort "unfähig" ist sehr vernichtend. Und es stimmt nicht. Menschen sind soziale Wesen und daher alle +/- in der Lage, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Natürlich kann das sehr unterschiedlich ausfallen. Und an der Norm von den immer witzigen, immer gut gelaunten Abziehschablonen, mit denen man sich gerne vergleicht, solltest du dich nicht orientieren.
Dann kannst du, wenn du dich selbst friedvoller und versöhnlicher behandelst, deinen Blick auf deine Umwelt lenken. Du schreibst, du seist "zu still". Hast du das gedanklich schon mal umgedreht in "Die Anderen sind oft zu laut"? Klar, eigentlich ist dieses "zu" total doof, weil es andeutet, etwas ist falsch. Aber weder die Anderen sind in ihrer jeweiligen Art falsch, noch du bist es. Es kommt vielmehr darauf an, wer du WIRKLICH bist. Und was du vor deiner Mitwelt verborgen hältst. Und es kommt darauf an, wer dir tatsächlich etwas bedeutet.Und wer zu dir passt! Nicht alle werden naturgemäß für eine Freund:innenschaft bereit sein, das müssen sie auch nicht. Auch du musst nicht krampfhaft auf Leute zugehen, welche mit dir zu wenig gemeinsam haben. Wenn du kein Interesse an deinen Mitschüler:innen hast, ist es okay. Doch du kannst für ein nettes Miteinander sorgen, indem du freundlich und zugewandt bist. Mal hier und da eine Frage gestellt, etwas Nettes kommentiert und ein Lächeln geschenkt bringt oft kleine Wunder :)
Mein Lesetipp an dieser Stelle ist dieser: https://de.wikihow.com/Sch%C3%BCchternheit-in-Selbstbewusstsein-verwandeln
Außerdem gibt es ein klasse Buch für Jugendliche, die eher introvertiert sind. Es heißt "Still und stark" von Susan Cain.

Dann zum Thema Freundinnen und Freunde finden zum Beispiel diese Zuschriften:
- https://mein-kummerkasten.de/304208/Ich-wuensche-mir-eine-Beste-freundin.html
- https://mein-kummerkasten.de/330646/Keine-Freunde.html
- https://mein-kummerkasten.de/331861/Alle-Freunde-verloren.html
Wir haben dazu im Kummerkasten sehr viele Beiträge, die du via Suchfunktion rechts oben finden kannst.

Dann habe ich wegen deiner speziellen Familiensituation noch den Tipp, dass du die Sprachbarriere nutzen kannst - indem ihr euch gegenseitig Sprachunterricht gebt! Du kannst mit ihnen chatten, online telefonieren und ihnen Sprachnachrichten aufnehmen. Das kann am Anfang sehr mühsam sein, aber falls z.B. dein Bruder schon in dem Alter ist, in dem er sich selbst etwas Englisch oder Deutsch beibringen kann, wäre das ein guter Anfang. Dann wäre nach ein bisschen Vorlaufzeit vielleicht ein Austausch auf Englisch-Deutsch oder Deutsch und der Sprache deiner Familie machbar. Probier es ruhig mal, beziehe deine Mama mit ein! Und selbst wenn das Sprachliche hapert, es kommt ja vor allem auf den Kontakt an. Und den könnt ihr ja auch ohne gesprochene Sprache haben. Gemeinsam lachen, Blödsinn machen, Bilder teilen - lass sie doch an deinem Alltag teilhaben und zeige ihnen, was bei dir so los ist!

Du kannst lernen, sowohl mit dir allein Glück zu empfinden, weil der Ursprung dieser Empfindung in uns selbst liegt. Und du kannst lernen, durch eine neue Sicht auf dich und deine Umgebung positive Veränderungen zu bewirken. So kannst du nicht nur selbstsicherer werden, sondern auch den Anderen zu signalisieren: Ich bin toll und interessant und fühle mich gut in meiner Haut. Dann kommen auch Menschen auf dich zu, welche nicht unbedingt alle Interessen mit dir teilen, aber dich einfach sehr sympathisch finden. Was ja schon sehr viel wert ist! Und wer weiß, welche Gemeinsamkeiten sich dann im Laufe der Zeit ergeben werden, allein schon durch zusammen verbrachte Momente. Gib all dem die nötige Zeit. Du wirst dich in Geduld üben müssen, denn eigene Veränderungen brauchen meistens. Genauso mit neuen Bekanntschaften und Anbahnung von Freund:innenschaften. Manchmal dauert es Jahre, bis man wirklich mit jemandem befreundet ist. Und das ist total in Ordnung. Wie schon betont: An erster Stelle steht die gute Beziehung zu dir selbst, dann erst kommen die anderen Menschen.

Ich grüße dich!
Nuala