Problem von Julia - 16 Jahre

Falsches Geschlecht

Hallo meine Name ist Julia
Also so nennen mich alle. Ich habe seit langen das Problem das ich ein Junge sein will. Damals mit ca. 6 habe ich mich auch immer so verhalten ich bin immer oberkörperfrei rumgelaufen und wollte eigendlich nie ein Mädchen sein. Wo ich etwas älter wurde verdrengte ich es etwas und probiert mehr wie ein Mädchen zu sein. Meine Mitschüler mobben mich weil ich nicht so mädchen haft war wie sie. In der 6 Klasse wechselte ich dann die Schule. Nicht wegen dem Mobbing so deren wegen meinen Noten. Die 5 und 6 Klasse war eine sehr schwere Zeit für mich. Meine Eltern trennten sich gerade, meine Mitschüler mobben mich, meine Mutter schlug mich meine Vater betrag sich und mein Bruder schloss sich immer in sein Zimmer ein. In dem Zeitraum habe ich mich sehr alleine gefühlt. Mittlerweile sind meine Eltern getrennt, meine Mutter hat aufgehört mich zu schlafen, mein Bruder ist ausgezogen und ich bin Stufensprecher geworden. Aber ich fühle mich immer noch so alleine ich will ein Junge sein und ich habe das Gefühl das ich nicht darüber reden kann. Ich habe mit einen meiner Lehrer ein ganz gutes Verhältnis aber er beleidigt mich aus Spaß mit meiner Freundin. Das hört sich jetzt vielicht krass an aber es ist ganz witzig er beleidigt mich nur mich eigendlich alle. Ich habe kein Problem mit ihm aber ich habe mir die Haare kurz schneiden lassen und trage immer die Klamotten von meinem Bruder oder von meinem Vater und damit zieht er mich immer auf. Ich will ihm mein Problem aber auch nicht erzählen weil er meint das er solche menschen nicht versteht. Mein anderer Lehrer wäre damit überfordert meine Mutter würde ausrasten meine Oma mich enterben und mein Vater trau ich es mir nicht zu sagen. Mein Vater ist ein sehr lieber Kerl er hat probiert mit meiner Mutter so lange klar zu kommen obwohl sie ihn immer wieder nieder gemacht hat am ende hat sie ihm betrogen doch selbst da wollte er nicht von ihr weg als sie sich aber dann von ihm getrennt hat, hat er angefangen viel zu trinken er trinkt jeden abend 6-10 Biere. Er hat eine neue Freundin die sehr nett ist aber ich mag sich nicht so ich weiß nicht wiso. Und meine Mutter hat ein neuen Freund. Er ist auch nett aber er geht mir sehr auf die Nerven. Ich weiß einfach nicht was ich machen soll mir ist immer so zum heulen zu Mute ich weine nicht oft ab und zu wenn ich alleine bin aber bei manchen Dingen kommen mir immer die Tränen. Ich fühle mich immer noch so alleine so als wolle mich keiner haben in der Schule fühle ich mich etwas besser aber meine Freude beleidigen mich immer es ist natürlich nur Spaß aber es tut weh. Und wenn ich ihn das sage sind sie beleidigt. Ich habe mich auch schon oft selbstverletzt. Ich habe mir mal das Handgelenk gebrochen weil ich so sauer war das ich gegen eine Wand geschlagen haben. Aus dem gleichen Grund habe ich mir den Mittelhandknochen gebrochen nur das es da ein Baum war. Ich habe mich mal geritzt und mir ein Blauesauge gaschlagen. Mir Schürfwunden zugefügt mich mit nassen Sachen nachdrausen gesetzt um mich zu erkältet. Ich bin nicht gerade der gesundeste Mensch. Ich habe Asthma was eine Lungen Erkrankung ist. Ich habe es seit dem ich 6 bin. Ich habe auch Übergewicht wodurch mir der Sport sehr schwer fällt wegen mir mussten schon ein paar male der Krankenwagen geholt werden. Mir fällt es auch schwer abzunehmen wegen den Medikamente die ich nehmen muss. Ich habe mich auch mal probiert damit umzubringen aber es hat nicht geklappt. Die Mord Gedanken sind bei mir verschwunden. In der Schule tu ich immer so als wäre alles gut und wenn mich jemand fragt warum ich immer so gut drauf bin antworte ich mit das Leben ist zu schön um traurig zusein. Aber ich Lüge mich immer nur selber an. Es nervt mich immoment alles. Meiner Besten Freundin geht es immoment auch nicht so gut aber gerade das nervt mich so sehr. Ich will eigendlich einfach gar nichts mehr machen einfach gar nicht mehr existieren. Dann würde ich auch immanden mehr nerven und mit meinen Problem belasten. Ich kann Nacht nur sehr schlecht schlafen und wachen früh auf es nervt mich. Aber ich wusste nie an wenn ich mich wenden soll. Weil wende ich mich an meine Lehrer wenden sie sich an meine Eltern und die sind dann sehr sauer. Und von wo anders kann ich mir keine Hilfe holen meine Freunde haben selber genug Probleme. Ich hoffe eigendlich nur das bald alles ein Ende hat.

Nuala Anwort von Nuala

Hallo du!

Auch an dich geht eine große Entschuldigung wegen der sehr späten Antwort!
Ich hoffe sehr, dass ich dir trotzdem ein wenig Trost spenden und weiterhelfen kann.

Zunächst einmal möchte ich dir sagen, wie sehr ich bei deiner Vorgeschichte nachfühlen kann, dass du sehr traurig bist und dich allein fühlst. Mobbing und familiäre Schieflagen beeinträchtigen die Betroffenen und wirken sich langfristig negativ aus.
Doch all das, was dir widerfahren ist, ändert nichts an deiner Kostbarkeit! Du bist ein ganz wunderbarer Mensch, der seine Schönheit, seine Besonderheit und seine Gaben in die Welt tragen soll. Du wirst auf dieser Welt gebraucht! Du bist wichtig! Bitte vergiss das nie. Du bist genauso großartig wie alle anderen Erdenbürger:innen auch. Beginne, dein Licht zu entzünden. Beginne mit einem Teelicht, das dich innerlich schon etwas wärmt und dir den Blick auf all deine Reichtümer gewährt. Und dann fange an, immer mehr Licht zu entzünden. Bist du inmitten eines Meers aus Kerzen stehst und selbst leuchtest. Denn genau das macht dich aus! Und daran kann nichts aus der Vergangenheit etwas ändern. Egal wie schlecht deine bisherigen Erfahrungen waren, egal was deine Eltern tun - es ändert NICHTS an deinem Wert als Individuum.
Und dazu gehört selbstverständlich auch, dass du dich zu deinem wahren Geschlecht bekennst. Das musst du auch nicht sofort allen verraten, aber wenn du anfängst, in dir selbst ganz klar und bewusst der Junge zu sein, der du eigentlich bist, tust du dir einen enormen Gefallen.

Hier findest du weiterführende Links:
- https://transmann.de/
- http://www.meingeschlecht.de/
- Brüste abbinden (Binder): https://queer-lexikon.net/wp-content/uploads/2019/07/Brosch%C3%BCre_Binder_Femref.pdf
- Einige Beratungsstellen werden hier gelistet: https://www.dgti.org/beratungsstellen.html
https://www.transsexuell.de/wegweiser-bistduts01.shtml
- Übrigens helfen die Mitglieder des queeren Kummerkastens auch gerne weiter: https://queer-lexikon.net/category/queerer-kummerkasten/ und der Chat für direkten Austausch: https://queer-lexikon.net/regenbogenchat/

Umso bedeutsamer ist es, dass du nicht mehr so tust, als wäre alles in Ordnung! Du trägst eine Maske, die dir nur noch mehr schadet! Bitte versuche, zu dem zu stehen, was du bist und was in dir ist. Was eben auch bedeutet, dich zu deinen gesamten Gefühlen und Gedanken zu bekennen. Das meint nicht, dass du z.B. deinen Lehrkräften alles erzählen musst, aber es besteht ein großer Unterschied zwischen Heucheln und Nicht-Alles-Erzählen. Du kannst z.B. zeigen, dass du einen schlechten Tag hast - du musst aber nicht die Details dafür sagen. Manchmal reicht es schon zu sagen, dass man traurig ist, weil viele Probleme zusammenkommen. Und wenn man jemanden sehr mag und vertraut, kann man auch noch mehr berichten. So kann gegenseitige Anteilnahme entstehen. Wenn du aber schauspielerst und alle belügst, wirst du niemanden an dich heranlassen können. Letztlich belügst du dich selbst damit und schadest dir.

Du kannst dir in erster Linie selbst helfen. Wenn du, wie gerade beschrieben, dich an die Wahrheit gewöhnst und alle deine Empfindungen annimmst, wirst du immer mehr auch mit anderen Menschen in Wahrheit und Frieden leben können. Es bedeutet nämlich nichts Anderes, als JA zu dir selbst zu sagen und dadurch auf lange Sicht die Leute zu treffen, die zu dir passen und dich unterstützen können. Es bedeutet, dass du deinen Neigungen und Interessen nachgehst, sodass du selbst Freude empfindest und sie mit Gleichgesinnten teilen kannst. Das geht z.B. über Netzwerke im Internet, Jugendclubs, diverse Vereine etc. (ja, während Corona schwierig, aber du kannst schon mal anfangen, dir schöne Anlaufstellen herauszusuchen). Vielleicht wäre auch ein Ehrenamt etwas für dich, wir brauchen das mehr denn je!
Wenn du merkst, dass dir bestimmte Leute in deinem Umfeld eher schlecht bekommen, solltest du den Kontakt reduzieren oder sie bitten, anders mit dir umzugehen. Du entscheidest, wohin deine Energie geht. Du solltest dich nicht mit den Sorgen anderer Menschen befassen müssen, wenn du selbst kaum Unterstützung erfährst. Es ist total okay und auch sehr wünschenswert, sich in einer echten Freund:innenschaft von den Sorgen zu erzählen und um Beistand zu bitten. Doch sollte es da auch einen gewissen Ausgleich geben, indem es auch schöne gemeinsame Erlebnisse gibt, mal ein "Danke" und die Bereitschaft, ebenfalls ein offenes Ohr zu haben.

Hilf dir, indem du dich gut behandelst. Dein Körper ist dazu da, dich zu tragen. Wenn du ihm schadest, schadest du dir insgesamt.
Versuche, dich gesund zu ernähren. Achte auf ein gutes Schlafklima.
Achte darauf, wie du deine Wut rauslässt. Nimm einen Boxsack, anstatt dein Handgelenk zu verletzen. Gehe in den Wald, schreie irgendwo alles raus, was dich frustriert. Aber höre auf, dich zu verletzen.
Falls du noch mehr zum Thema Selbstverletzung und andere Bewältigungsmöglichkeiten erfahren möchtest, kannst du hier weiterlesen: http://rotelinien.de/alternativen.html

Ich könnte mir vorstellen, dass dir regelmäßiges Schreiben sehr helfen würde. Du kannst ein Tagebuch anlegen. Darin kannst du all deine Gefühle festhalten. Schreiben hat u.a. einen erleichternden und ordnenden Effekt - man fühlt sich nach dem Schreiben gelöster und versteht sich mitunter selbst besser. Außerdem hilft es, immer wieder nachlesen zu können, was bisher vorgefallen ist und wie bestimmte Sachverhalte zusammenhängen.
Es gibt außerdem die Variante, ein "Tagebuch der schönen Dinge" zu führen. Das hilft, sich besonders auf das Positive zu besinnen und somit auf Dauer neue Erfahrungen zu machen, die anders sind als bisher (den Blick auf das Gute in unserem Alltag zu richten!).

Du wirst die Erfahrung machen, dass du nach und nach immer mehr erfreuliche Dinge erleben und fühlen wirst, wenn du erste Schritte in Richtung Wahrheit und Selbstwert gehst.
Nicht alles ändert sich sofort, vielmehr ändern sich einige kleine Aspekte. Sie lassen sich jedoch vergrößern und verstärken. Und das macht mutiger und gibt Zuversicht.

Gerade die Bereiche Identität und Gemeinschaft sehe ich bei dir als sehr wesentlich an: Suche dir gleichgesinnte Jugendliche, die ebenso trans* sind und mit denen du im regen Austausch sein kannst. Das geht zum Glück super via Internet. Und vielleicht findest du auch in deiner Nähe eine Gruppe bzw. auch eine Beratungsstelle. Beratungsstellen können dir übrigens auch bei deinen familiären und schulischen Schwierigkeiten eine Stütze sein. Sie können wichtige Gespräche mit deinen Eltern begleiten, aufklären und dich seelisch aufbauen.

So, nun wünsche ich dir alles Liebe - ich verspreche dir, deutlich rascher zu antworten, falls du dich ein weiteres Mal melden möchtest.

Sei gegrüßt :)
Nuala