Problem von Chris - 24 Jahre

Einsamkeit und nichts geht voran

Hallo liebes Team von Kummerkasten,
zuerst mal möchte ich euch mitteilen, dass ich es echt toll finde, wie ihr hier ehrenamtlich Menschen mit ihren Problemen und Sorgen beratet.
Zu meinem Problem: ich erwarte auf keinen Fall eine Zauberlösung oder so etwas; es wäre einfach nur schön, wenn jemand von euch mir seine Gedanken zu der Sache mitteilt und mir vielleicht eine Art Rat geben könnte. Da ich nicht weiß, wie ich das ganze beschreiben soll, mache ich einfach mal eine chronologische Liste der Dinge, die meine Einsamkeit beschreiben:
- ich hatte nie viele Freunde. In der Schulzeit waren das 2 Leute
- am Ende der Schulzeit hatte ich die Möglichkeit einer Clique beizutreten. Habe aber abgelehnt, da dort 2 Leute dabei waren, die während der gesamten Schulzeit Scheiße über mich erzählt haben, die nicht wahr ist. Wegen diesen Geschichten haben die meisten Mitschüler mich von Anfang an ausgeschlossen. Meine beiden Freunde haben durch diese Clique einen Haufen neue Leute kennengelernt und sich immer weiter von mir weg entwickelt. Währenddessen habe ich weiter nach Anschluss gesucht.
- ich hatte nun meine Ausbildung im Nachbarort begonnen und es zeigt sich eine Parallele. Anfangs kam ich mit allen Mit-Azubis gut klar, aber nach kurzer Zeit gab es wieder 2 Leute, die bewusst Falschinfos über mich verbreitet haben, wodurch ich wieder von allen ausgeschlossen wurde. Zur Krönung musste ich mich bei der Chefetage rechtfertigen, warum ich nicht teamfähig sei. Dass man mir keine Chance gab, mich zu integrieren, hat die nicht interessiert. Es gab zumindest ein paar ältere Kollegen, die es gut mit mir meinten. Sämtliche jüngere Kollegen waren ziemlich kacke zu mir, was darin gipfelte, dass ich nach Ende meiner Ausbildung eine Stelle in einer Abteilung bekam, in der ich eng mit einer jungen Frau meines Alters zusammenarbeiten musste. Sie hat mich so mies behandelt wie keiner zuvor in der Firma. Ich hab ihr klargemacht, dass ich mir das nicht gefallen lasse und daraufhin hat sie alles getan, um mich wegzumobben. Ich habe bald das Weite gesucht von dieser Firma.
-Währenddessen sind meine beiden Freunde nach der Schule im Gegensatz zu mir für deren Ausbildung/Studium in größere Städte weggezogen und - Überraschung - haben eine Menge neue Freunde kennengelernt, was ich ihnen natürlich von Herzen gönne. Daher habe ich gedacht, ich nehme das Schicksal selbst in die Hand und unternehme mehr, um neue Leute kennenzulernen. Dazu später mehr
- Am Ende der Ausbildung gab es einen Abschlusslehrgang, bei dem wir als große überregionale Gruppe aus 5 Landkreisen zusammengewürfelt wurden. Ich hab mich mit vier Personen mit ähnlichen Interessen sehr gut verstanden und in den Pausen und zum Lernen etc. viel Zeit mit ihnen verbracht. Als ich sie fragte, ob sie Lust haben, später in Kontakt zu bleiben, haben alle 4 plötzlich das Weite gesucht und wenn ich mal jemanden von ihnen angeschrieben habe, kamen nur sehr ausweichende Antworten
- Ich habe nun weiterhin viel gemacht, um Anschluss zu finden; ich bin auf nahezu jede Veranstaltung in meiner Gegend gegangen, bin bei verschiedenen Vereinen Mitglied geworden, bin oft allein in Bars, Discos usw. unterwegs gewesen. Überall bin ich offen auf Leute zugegangen. Wie viele Kontakte habe ich geknüpft? Keinen einzigen. Die Leute sind weiterhin ausgewichen oder kamen mit gemeinen Sprüchen wie: Hast du keine Freunde oder wieso sieht man dich nur allein...
- Menschen mit gemeinsamen Interessen finden: ich lebe in einer sehr ländlichen Gegend und das Angebot an Vereinen, Veranstaltungen, Kultur etc. ist überschaubar. In die nächste große Stadt fährt man mehr als eine Stunde. Und ich bin absolut kein Großstadtmensch. Sämtliche Vereine, Veranstaltungen etc. hier haben mit folgenden Themen zu tun: Brauchtum und Eishockey. Ich kann weder mit dem einen noch dem anderen etwas anfangen, und ich habe es durchaus versucht... Deswegen dachte ich mir: Ich nehme mein Schicksal in die Hand und gründe selber einen passenden Verein oder Szenetreff oder was auch immer. Ich habe Arbeit da hinein gesteckt, war aktiv in den sozialen Medien um Leute zu erreichen, jedoch hat sich letztlich niemand dafür interessiert. Dabei habe ich so viele Interessen: sehr viele Sportarten, Natur, Fotografie, alles rund ums Thema Outdoor... aber wenn einem keiner dabei hilft sowas aus dem Boden zu stampfen...
Dann gibts das Thema Musik. Ich spiele relativ professionell Gitarre und würde sehr gerne in einer Gruppe Musik machen (abgesehen von Dorf-Blasmusik). Bis vor etwa 20 Jahren gab es in den Dörfern hier eine tolle Musikszene. Ich würde diese gerne wieder aufleben lassen. Ich habe recherchiert und Leute kontaktiert, die damals aktiv waren. Die haben natürlich alle nein gesagt. Ich kenne auch viele musikalisch sehr begabte Leute aus der Schulzeit. Auch die haben alle abgelehnt oder sind mittlerweile zu weit weggezogen.
- Partnersuche: Da ich nicht gerade viel Familie habe und allein wohne, wäre es natürlich schön eine Partnerin als Bezugsperson zu haben. Da ich nicht wie ein einsamer Sonderling wirken will, habe ich recht bald aufgehört Frauen im "echten Leben" anzusprechen, sondern bin auf Dating-Apps umgestiegen. Da werde ich zumindest nicht sofort abgewiesen. Aber auch da hagelt es letztlich einen Korb nach dem anderen, spätestens nach dem ersten Treffen.
- wenn man über Jahre hinweg ausschließlich abgewiesen wird, stellt man sich natürlich die Frage woran das liegt. Vorab: ich bin zwar ein sehr ruhiger Mensch, jedoch bin ich sehr selbstbewusst und habe keine Angst auf Menschen zuzugehen. Ich bin mir daher auch sicher, dass ich keine negative Energie oder so ausstrahle. Ich gehe auch nur aus, wenn ich gut gelaunt bin, was zum Glück meistens der Fall ist. Trotzdem läuft irgendetwas offensichtlich falsch. Daher habe ich vor einigen Jahren angefangen viel über Persönlichkeitsentwicklung, Psychologie und Wirkung auf andere Menschen zu lesen. Auch mit Coaching habe ich mich befasst; habe sogar eine ganze zeitlang einen sehr erfahrenen Coach für mich persönlich für nicht wenig Geld beauftragt. Er hat mich im Privatleben beobachtet, um zu sehen wie ich mit anderen umgehe, auf sie wirke usw. Natürlich gab es auch klassische 4-Augen-Gespräche und diese ganzen Dinge, die das Coaching mit sich bringt. Letztlich kam der Coach zu dem Schluss, dass er zum ersten Mal in seiner Laufbahn mit seinem Latein am Ende war. Er meinte - und ich glaube ihm - dass er selten so einen offenen, ausgeglichenen, wenn auch introvertierten Mensch meines Alters kennt und er beim besten Willen nicht versteht, warum jede neue Person in den letzten etwa 10 Jahren mich abgewiesen hat.
- Noch ein paar Worte zu mir: ich habe ein gepflegtes Äußeres, bin aber optisch wohl kein Blickfang (klein und schilddrüsenbedingt extrem dünn), deswegen hat mich z.B. eine frühere Partnerin verlassen. Ich akzeptiere meinen Körper aber, treibe Sport und gehe selbstbewusst mit diesem Aussehen um.
- Meine anfangs genannten Freunde sehe ich zumindest alle paar Monate, jedoch ist jegliche Regelmäßigkeit verloren gegangen. Ich habe sie mehrmals gefragt, ob sie mich in ihre Freundeskreise integrieren wollen. Sie sagen dann immer ja, aber trotzdem geben sie mir nicht Bescheid, wenn diese Cliquen sich treffen. Und ich möchte ihnen nicht hinterherrennen
- ich arbeite seit ich meine erste Firma verlassen habe in einem Job, wo ich komplett alleine ohne ein Team arbeite, wodurch ich hier auch niemanden habe, Dafür macht dieser Job mir viel Spaß
- ich möchte nicht in eine größere Stadt zu ziehen. Natürlich kann man dort besser Anschluss finden. Jedoch sind sämtliche dieser Städte weit weg und der Wohnraum dort ist für mich schlicht zu teuer. Außerdem sind meine Hobbys Outdoor, Naturfotografie in meinem Heimatort besser zu machen. Und ja, ich habe auch schon mehrmals beim Wandern und Radfahren Menschen auf das gemeinsame Hobby angesprochen...

Ich weiß leider einfach nicht mehr weiter, wie ich Menschen finden soll. Eigentlich bin ich immer davon ausgegangen, dass man seine Ziele erreicht, wenn man aktiv etwas dafür tut. Aber seit Jahren suche ich um Menschen kennenzulernen neue Wege, mache alles, gehe auf sie zu.. und es passiert nichts. Nicht mal ein kleiner Fortschritt, nicht mal eine lose Bekanntschaft. Ich würde es ja verstehen, wenn ich nur zu Hause rumsitzen würde. Aber genau das Gegenteil ist der Fall: ich bin so viel unterwegs wie nur möglich. Aber es scheint immer mehr, dass man als "komisch" oder was auch immer abgestempelt wird, wenn man hier überall alleine auftaucht.

Ich hoffe, dass einer von euch das liest und mir einfach nur seine Gedanken dazu erzählt. Mehr nicht. Einen Zauberstab habt ihr nicht, dafür habt ihr Empathie, Mitgefühl und Erfahrung. Vielleicht kann ich ja davon etwas Positives haben.
Vielen herzlichen Dank im Voraus!

PaulG Anwort von PaulG

Lieber Chris,

der Mensch an sich ist manchmal ein Rätsel. Ich glaube, dass es Momente im Leben gibt, da man die Frage nach dem "Warum?" beiseite lassen muss. Auch ich kann dir natürlich nicht sagen, warum es bisher so gekommen ist, dass sich in deinem Leben keine dauerhaften, gar intensiven Freundschaften bilden konnten. Das liegt auch daran, dass die Gründe - soviel wissen wir sicher - vielfältig sein dürften.

Ich denke, eines müssen wir uns klar machen: Die meisten Menschen haben nicht viele Freunde. Und ich rede natürlich von - du ahnst es - solchen Freunden, die wirklich Lebensbegleiter sind. In Schmerzen, in Freude, oder bei denen es auch verhältnismäßig egal ist, ob man sich zwischendurch etliche Wochen oder gar Monate nicht spricht. Freundschaften, die zu natürlichen Tatsachen werden. Nicht jedem gelingt das. Viele schlagen sich mit einer langen Reihe loser, trivialer Kontakte durchs Leben, die am Ende vielleicht gut für einen netten Abend sind, aber nicht für ein tiefgründiges Gespräch oder gar für eine Lebenskrise. Wenn ich dich richtig verstehe, dann möchtest du weniger einen schillernden Freundeskreis erreichen, sondern ein, zwei, drei Menschen finden, mit denen du wirklich dein Leben teilen kannst. Das ist nicht mehr als billig.

Wie schafft man das nun? Auch darauf gibt es natürlich keine einfache Antwort. Ein großer Teil ist wahrscheinlich schieres Glück. Ich zum Beispiel habe auch zu den meisten Menschen, die in der Schulzeit gute Freunde waren (Freunde, von denen ich auch geglaubt und gehofft hatte, dass sie dauernde Größen in meinem Leben sein würden) heute gar keinen Kontakt mehr. In der Uni konnte ich viele spannende Kontakte knüpfen, aber auch von denen haben und werden sich wohl nur einige wenige erhalten. Es ist (da erzähle ich dir ja nichts Neues) der Lauf der Welt, dass man von einem anderen Menschen eine gewisse Zeit gefesselt ist, voneinander profitiert, aufeinander angewiesen ist, sich das Ganze aber spätestens dann verliert, wenn dieser Nutzen nicht mehr gegeben ist. So mag es mit deinen Schulfreunden gewesen sein: An dem Ort Schule brauchtet ihr einander, um allein nicht unterzugehen. Heute, wo ihr erwachsen und andere Menschen geworden seid, reife, weiter denkende, weniger abhängige, fehlt es an der nötigen Passung. So kann es einem überall gehen. Ich will damit nur sagen, Chris: Insgesamt betrachtet, ist deine Situation weder so einzigartig noch so hoffnungslos, wie du vielleicht glauben magst. Nur ist dir das, was vielen Menschen in einem langen Zeitraum passiert und sich über viele verschiedene Stationen streut, quasi komprimiert widerfahren - es gab nur heiß oder kalt. Du scheint es ein Mensch zu sein, der eine feste Weltanschauung und einen starken Sinn für Gerechtigkeit und Ehre hat; das alles gemeinsam hat vielleicht dazu beigetragen, dass wenige Menschen auf Dauer zu dir gehalten haben. Die meisten waren zu abhängig von ihrer Peer Group, um sich für den zu entscheiden, der auf seinen Wert besteht. Der Trost, der dir bleibt, ist, dass du offenbar auch nicht vielen charakterlich gefestigten Personen begegnet bist, die deine Freunde hätten werden können. Das ländliche Umfeld tut ein Übriges, denn wo es sehr viel schwerer als in der Stadt ist, einen neuen Freundeskreis zu erschließen, entscheiden sich möglicherweise mehr Menschen für eine charakterschwache Clique als für einen einzelnen Aufrichtigen.

Welchen Anteil das Stigma deiner Diagnose und deines Aussehens haben, kann ich nicht beurteilen. Eines ist aber ersichtlich: Die, die bislang in dein Leben getreten sind, hatten eher kein Helfer-Syndrom und kein Bedürfnis, sich mit dir zu befreunden, um sich mit dieser Freundschaft schmücken zu können. Und vielleicht waren es gerade dein offenes Umgehen mit deiner Diagnose und deine Weigerung, dich darauf reduzieren zu lassen, die es schwer machen, dich einzuordnen. Heißt das nun, dass du hilfsbedürftiger und schwächer werden sollst, um Anschluss zu finden? Mit Sicherheit nicht! Was ich zum Ausdruck bringen möchte, ist: Quäl dich nicht mit Fragen, was und wie du möglicherweise falsch gemacht hast. Es hat keine Bedeutung. Du musst Freunde finden als derjenige, der du bist - und gerne bist - und voller Überzeugung sein kannst, und nicht als der, der du möglicherweise sein könntest. Du kannst niemanden gebrauchen, der mit einer gefestigten Persönlichkeit nicht umgehen kann oder eine labile braucht, um seine eigene zu stärken. Insofern, Chris: Sei froh! wenigstens darüber, dass du nicht zum Opfer psychischer Vampire geworden bist und nicht gelernt hast, dich auf Nebensächlichkeiten reduzieren zu lassen.

Wenn du einen konkreten Rat willst, ist es dieser: Gestatte dir, etwas weniger offensiv zu sein. Du musst nicht entscheiden, woran es bisher gelegen hat - das ganze Leben liegt noch vor dir, und jeden Tag kannst du Menschen begegnen, die es wesentlich prägen werden. Erlaube dir, auf Wanderungen, Veranstaltungen oder Feiern zu gehen, weil du Lust dazu hast, und nicht, weil du dort möglicherweise Anschluss finden könntest; allzu leicht mutiert das zu einem unbewussten Zwang, der dich auslaugt, noch ehe du es gemerkt hast. Du hast sehr viel Energie investiert, leider bisher meistens in die falschen Leute - dafür kannst du nichts. Wenn du dich treiben lässt (so schwer das fallen mag), ohne dich zu vergraben, wirst du früher oder später finden, was du suchst. Oder besser: Es wird dich finden.

Das gleiche gilt für die Partnersuche. Nehmen wir einmal an, die Ablehnung auf Dating-Apps könnte nicht auch nur reiner Zufall oder durch den begrenzten Personenkreis bedingt sein, den du in deinem Radius erreichst. Dann müssten wir uns immer noch fragen, ob du vielleicht eine unbewusste Präferenz für Frauen hast, die dir als Mensch gar nicht gewachsen wären. Sei es, weil sie selbst - im Gegensatz zu dir - nicht so wirklich wissen, wonach sie suchen, sei es, weil sie sich mit dir nicht zeigen wollen, sei es, weil sie merken, dass sie dir menschlich und intellektuell nicht gewachsen sind. Natürlich will ich nicht ausschließen, dass es auch Verhaltensmuster auf deiner Seite gibt, die Menschen abschrecken. Nur ist es mir von deiner Erzählung her kaum möglich, diese zu identifizieren. Aber vielleicht gewinnst du selbst Anhaltspunkte dadurch, dass du überlegst, was dir von Menschen bisher gesagt worden ist: Hat man dir vermittelt, dass man dich als kompliziert oder als unbeholfen wahrnimmt? Oder bist du eher der Typ, dem alle sagen, er sei zu gut für einen? Oder wird dir auffallend oft gar nicht erklärt, was der Grund für den Abbruch (oder das stillschweigende Auslaufen-lassen) eines Kontaktes ist? Nach meiner Erfahrung sind Aussagen in solchen Momenten oft Floskeln - und wer wollte das nicht aus eigener Erfahrung bestätigen? - die vor allem den Sinn haben, jemanden nicht zu verletzen. Auch Schweigen ist auf diese Art eine Botschaft, ein in unserer Gesellschaft anerkanntes Mittel, zu signalisieren, dass das Leben weiterging. Trotzdem steckt hinter diesen kleinen, konventionellen Scheußlichkeiten auch viel Weisheit: Allein, dass Menschen eine sichtbare Scheu empfinden, ihr Herz wirklich offen zu legen, ist ein Hinweis darauf, dass man Eindruck gemacht hat. Er mag gut oder schlecht sein, entscheidend ist, dass sie dich als verpasste Chance einordnen. Als jemand, der mehr hätte werden können - oder als jemand, vor dem man flüchtet (und mit dem eine Chance verpasst wurde, eigene Muster aufzubrechen).

Ich kann dir am Ende nicht sagen, ob du im Allgemeinen eine Person bist, die als seltsam und eigen empfunden wird, als beängstigend vielleicht, oder als jemand, der interessant und aufregend, aber doch unnahbar ist. Alle deine Erfahrungen scheinen aber darauf hinzudeuten, dass du zumindest keine heftige Ablehnung aussäst. Sonst hättest du mehr brachiale Abfuhren oder Streitigkeiten erlebt oder mehr offene (seelische) Wunden wären dir geschlagen worden. Doch im Ganzen war es vor allem das Hintergründige, das nicht-Offene, das Tuscheln und Raunen und Lästern, an dem deine Pläne zerschellt sind. Worauf mag es sich gründen? Auf Ekel und Abneigung? Unwahrscheinlich. Die Menschen lästern über Persönlichkeiten, die sie wenigstens mit einem Teil ihres Wesens selbst gerne wären. Unterm Strich: Du wirst bewundert, Chris. Zum Guten oder zum Schlechten, du wirst bewundert. Und das möchte ich dir mitgeben.

Ich habe kein Patenrezept dafür, das zu finden, wonach du Sehnsucht hast. Aber ich kann dir verraten, dass mir - so abgedroschen das klingen mag - die wichtigsten Menschen meines Lebens unverhofft begegnet sind, entweder früher oder später oder wann anders, als ich es erwartet habe. Und dass es meistens nicht die waren, von denen ich mir selbst ausgerechnet hatte, dass sie bedeutend werden könnten. Ebenso umgekehrt. Auch du wirst dein Glück finden, wenn du beharrlich bleibst. Vorerst kann ich nicht mehr tun, als dir Mut zuzusprechen. Ich möchte dir aber auch gerne anbieten, dich wieder an uns zu wenden - beziehungsweise an mich - wenn neue Frage aufgetreten sind, wenn die alten nicht beantwortet wurden, oder wenn du dir zu einer konkreten Situationen einen Ratschlag wünschst. Verlier nicht den Mut! Denn du hast schon zuviel geschafft und durchlebt, als dass du dieses Ziel nicht auch noch erreichen könntest. Vergiss das nie.

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul