Anwort von Nuala

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Hallo Julian,

es tut mir leid zu lesen, dass dein Vater verstorben ist. Bitte nimm dir ausreichend Zeit, um ausgiebig zu trauern!

Du hast uns ja schon häufiger geschrieben. Es ging dabei auch viel um das Thema fehlende Bezugspersonen bzw. Einsamkeit und um deine familiäre Lage.
Ich sehe daher zwei Anliegen bzw. Brennpunkte in deiner Situation: Zum Einen hast du einen andauernden Konflikt mit deiner Mutter, bei dem es anscheinend um fehlende Nähe/Wärme, verletzte Gefühle und überschrittene persönliche Grenzen deinerseits geht.
Zum Anderen wird dieser Konflikt dadurch erschwert bzw. für dich schwieriger zu händeln, weil du wahrscheinlich sozial isoliert bist. Du musst das alles auch nicht alleine bewältigen; hierfür gibt es extra Beratungsangebote für Familien (--> Mutterkonflikt) und psychosoziale Angebote (Beratungsstelle bei umfassenden Herausforderungen und seelischen Leiden). Hier kannst du nach Beratungsstellen in deiner Nähe suchen: https://www.dajeb.de/beratungsfuehrer-online/beratung-in-ihrer-naehe/

Ich rate dir Folgendes: Lies dir bitte die letzten Antworten von uns durch, da wir wir ja immer wieder versucht haben, Lösungen aufzuzeigen. Auch ähnliche Zuschriften von anderen Ratsuchenden können dir nützlich sein. Angehen musst du die Probleme letztlich selbst.
Grenzen setzen kann man lernen; genauso der Umgang mit den eigenen Gefühlen und Gedankenkreisen. Weil das nach jahrelangen Schwierigkeiten alles andere als einfach ist, ist die Begleitung so wichtig! Nimm also alle professionellen Hilfen an, die du bekommen kannst! Sehr gern auch mal telefonisch, damit du direkt eine Rückmeldung und ein liebes Wort zur Unterstützung erhalten kannst. Siehe z.B. TelefonSeelsorge unter:
0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222 (Anruf ist kostenfrei).

Ich gebe dir nochmal ein ein paar Tipps, um deine Isolation zu durchbrechen:
1. Gehe generell unter Menschen, anstatt dich zuhause zu verkriechen. Allein ein Spaziergang in deinem Viertel oder Dorf kann schon ein besseres Grundgefühl hervorrufen. Schaue auch nach (kostenlosen) Angeboten in deinem Umfeld, z.B. rund um Hobbys und Bildung. Viele Stadtteil-Initiativen bieten verschiedene Programme an, um Leute zusammenzubringen und die Freizeitmöglichkeiten zu erweitern.
2. Es gibt auch Selbsthilfegruppen, Gesprächskreise und Freizeitgruppen zu Einsamkeit und Kontakteknüpfen, beispielhaft hier zu sehen: https://starkgegeneinsamkeit.wordpress.com/
3. Gründe ggf. selbst eine Freizeitgruppe bzw. gib eine Anzeige auf, um Gleichgesinnte für eine bestimmte Aktivität zu finden oder einfach Kontakte zu knüpfen (auch andere Menschen haben mit Einsamkeit und mangelnden Bindungen zu kämpfen).
4. Suche dir einen Verein, eine Initiative, Gruppe gemäß deinen Interessen, zum Beispiel im Bereich Ehrenamt, Sport, Kultur, Spezialinteresse. Klassisch sind Sportvereine, Feuerwehr, Pfadfinder (diese können auch durch erwachsene Personen im Hintergrund unterstützt werden), Chöre/Orchester, Tierheim/Tierschutz,Umweltschutzgruppen, Obdachlosenhilfe. Es gibt natürlich viel mehr und gerade bei spezielleren Interessen lohnt sich das gezielte Suchen :)
5. Schaue dir deine Nachbarschaft an, vielleicht ergibt sich da noch was nettes. Schon ein freundliches Gespräch im Flur kann schon das Eis brechen!

Natürlich ist die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe noch kein Allheilmittel. Doch über das Kennenlernen verschiedener neue Menschen können nach und nach engere Bindungen und sogar Freundschaften entstehen. Etwas Geduld und Beharrlichkeit gehört aber immer dazu.

Und: manchmal ist es das Sinnvollste, sich von der Familie bzw. zu einzelnen Familienmitgliedern zu verabschieden bzw. den Kontakt deutlich zu reduzieren. Im Rahmen einer Beratung vor Ort kannst du solche Möglichkeiten besprechen.

Ich wünsche dir alles Liebe und Gute,
Nuala