Problem von Anonym - 17 Jahre

was soll ich tun?

hallo
erst mal ein kompliment...ich habe immer gedacht, dass solche seiten für nichts sind, aber als ich auf diese seite stiess, dachte ich...los jetzt...schreib!!!

schon seit langem beschäftige ich mich mit dem Problem und ich habe Angst es jemandem zu erzählen den ich kenne. Also: vor etwa 8 jahren adoptierten meine eltern meine cousine, die jetzt meine schwester ist.
sie wurde von ihrem pflegevater mehrmals vergewaltigt. es war eine riesen sache, dass sie überhaupt zu uns kommen konnte. Meine mutter hatte dann noch depressionen und ich war halt noch kleiner und habe alles noch nicht recht mitbekommen. Jetzt komme ich echt gut aus mit meiner schwester und vor etwa einem halben jahr erzählte sie mir, was ihr eigentlich passiert war. und sie erzählte mir, wie ihr vater sie misshandelte und vergewaltigte. dann sagte sie, dass meine eltern dies noch gar nicht wüssten. Die eltern wisen nur, dass sie missbraucht wurde und es ihr in dieser familie nicht gut ging. Aber was wirklich geschah wissen sie nicht. dies wissen jetzt nur ich und eine freundin von ihr.
Seitdem sie mit dies erzählte ging es mir immer mieser. ich habe nur noch darüber nachgedacht und immer waren meine gedanken am selben ort, nämlich bei dieser geschichte.
Ich sass im wald und weinte, fing an mir selber schmerzen zuzufügen und beschäfdigte mich immer mehr mit diesem thema, bis ich mir plötzlich gedanken machte, als wäre ich selbst das opfer gewesen. jeden abend im bett, in der schule und einfach immer war nur noch dieser gedanke da:wie komme ich aus diesem loch raus?!!!
versteht mich überhaupt jemand?
ich habe angst mit jemandem darüber zu sprechen, weil mich sowieso keiner versteht, denn es ist ja nicht mir selber passiert. ich könnte es vielleicht auch nicht verstehen, wenn ich nicht in dieser scheiss situation wäre.
aber alles in mich reinfressen ist doch auch nicht die lösung, das weiss ich.
aber eben...einfacher gesagt als getan.
ich habe mich nun dazu gezwungen, mich auch nicht mehr zu ritzen(dies tat ich sowieso nicht oft) und von diesen gedanken wegzulösen.
es wurde nun schon ein bisschen besser aber ich weiss einfach nicht weiter.

als ich diesen sommer in einem lager war, da ging es mir echt schlecht und unsere betreuerin merkte dies dann auch, als sie mich einmal weinen sah.
sie wollte danach mit mir reden, was wir auch getan hatten und das hat schon ein bisschen geholfen. sie meinte ich sollte vielleicht einmal mit meiner schwester zusammen zu einem psychiater gehen aber das kann ich nicht. doch ich könnte es, aber ich habe angst davor. kann ich mir selber helfen?
ich wollte auch schon einen brief an meine schwester schreiben...konnte es aber nicht.

zu dieser zeit hatte ich mein erster freund und mir war nie wohl wenn ich mit ihm zusammen war. schon wenn er mir ein bisschen nahe kam, fühlte ich mich sofort unwohl. wie kann ich das ändern? mittlerweile habe ich mit ihm schluss gemacht, denn so hat es keinen sinn mehr.
jetzt habe ich auch einen jungen kennengelernt, der echt nett ist aber ich kann einfach nicht...ich habe angst.aber wieso?

männer sind doch einfach...
...aber das kann man ja auch nicht auf alle schieben...entschuldigung!.

dazu kommt noch, dass ich kleine kinder sehr sehr mag und schon seit etwa 8 jahren babysitte. als ich dann erfuhr, dass dieser pflegevater von meiner schwester ein trainer von einem fussballclub von kleinen kindern ist...wurde mich echt schlecht. und das beschäfdigt mich sehr!!!!

so nun hoffe ich, dass sie mir weiterhelfen können und bedanke mich schon einmal ganz fest.
was kann ich machen, dass für zu männliche wesen nicht so abstossend wirke und ich wirklich mal eine beziehung aufbauen kann?
liebe grüsse

Anwort von Sabine

Hallo!

Du hast Dich in die Vergangenheit Deiner Schwester sehr hineinversteigert. Das es ein Fehler war nicht darüber zu sprechen, hast Du selber schon erkannt. Sich zu ritzen oder anderweitig zu verletzen bringt Dich im Grunde nicht weiter und wirklich verdrängen kannst Du es durch diese Selbstverletzung auch nicht. Lass es. Es löst das Problem nicht und bringt Dich wirklich nicht weiter.
Ich möchte Dir raten, dass Du anfängst mit Deinen Eltern offen und ehrlich darüber zu sprechen, denn ich finde, es klingt in Deiner Mail, als wenn Dich genau dieser Punkt belastet. Du hast eine Vertrauensbasis zu Deinen Eltern die Du aufrecht erhalten solltest und durch dieses Geheimnis, welches Dich so sehr belastet, nicht zerstören solltest. Deine Schwester hat etwas aus ihrer Vergangenheit zu verarbeiten, was sie alleine vielleicht nicht schaffen kann. Es ist aber auch wichtig, das sie als jetzige Tochter Deiner Eltern auch mit ihnen darüber spricht. So, so finde ich, wäre allen bestimmt geholfen.
Du hast in dem einen Gespräch schon festgestellt, dass es Dir auf eine gewisse Art und Weise gut getan hat. Warum hälst Du nicht weiter daran fest. Deine Eltern sind stets um Dich herum und ihr solltet m.E. diese Erlebnisse miteinander teilen. Du mit Deinen Gedanken um sie aus Deinem Kopf zu lösen und Deine Schwester, damit sie ggf. Hilfe bekommen kann. Inwieweit es mit Deinen angehenden versuchten Beziehungen zusammenhängen kann, ist mir ein wenig unerklärlich, aber vielleicht ist es eine Kettenreaktion auf das Hineinversteigern. Wahrscheinlich löst sich auch dann dieses Problem, wenn Du anfängst darüber zu sprechen.

Lieben Gruß
Sabine