Problem von Andrea - 36 Jahre

Kann man um die Beziehung noch kämpfen?

Hallo, liebes Kummerkastenteam,
schön, dass es eine Seite gibt, wo ich mein Problem einmal schildern kann. Ich bin momentan wirklich am Ende meiner Kraft und weiß nicht, wie ich so weiterleben soll.

Ich, 36, und mein Freund, 42, leben seit 7 Jahren in einer festen Beziehung. Ich hatte vor ihm einen Partner, mit dem ich 10 Jahre zusammen war. In dieser Zeit habe ich sehr viele unschöne Dinge erlebt, die ich aber, aus jetziger Sicht leider, niemandem erzählen konnte - was mir mein Lebensgefährte jetzt auch vorwirft. Diese Partnerschaft zu beenden, wäre ohne meinen jetzigen Freund für mich nicht möglich gewesen. Er war damals und ist auch noch bis heute die wichtigste Person in meinem Leben. Bei uns stimmt eigentlich von Hobbys bis Ansichten usw. alles überein. Die ersten fünf Jahre dieser Beziehung waren die glücklichsten Jahre in meinem Leben. Dann veränderte er sich beruflich, war immer voll ausgelastet und brachte immer weniger Zeit für uns auf.
Ich bin dann eher der Typ, der sich dann zurückzieht. Das heißt, er redete immer weniger, lehnte sich zu Hause mehr zurück und ich übernahm mehr oder weniger still alle Aufgaben. Ich dachte, irgendwann wird es wieder anders. Ich habe versucht, ihm seine Wünsche (großes Auto, Pferde, Pferdehänger usw.) zu erfüllen. Bin sogar nebenbei arbeiten gegangen dafür.

Irgendwann werden meine Probleme und der Abstand zum Partner dann immer größer und ich finde immer weniger Mut, die Initiative zu ergreifen. Ich habe sowieso ein großes Problem, mich anderen zu öffnen. Ich habe jedenfalls sehr unter diesen letzten zwei Jahren gelitten. Zumal wir auch dann keinen Sex mehr hatten. Es ist nicht so, dass ich überhaupt nichts mehr gesagt habe, aber ich hatte kaum noch Zugang zu ihm.
Vor zwei, drei Wochen dann veränderte er sich dermaßen, dass ich eine Klärung gefordert habe, wo er mir mitteilte, dass er mich nicht mehr liebt und dabei ist, eine andere Frau kennenzulernen. Er hatte gedacht, durch die zwei letzten Jahre sei ich nicht mehr an ihm interessiert und hätte sich deshalb so zurückgezogen. Er würde unheimlich viel für mich empfinden, jedoch keine Liebe mehr. Er will mich nicht verletzen und tut es doch gerade dadurch so sehr. Er will aber keinen Neuanfang, da er sich bereits vor längerer Zeit entschieden hätte. Andererseits schläft er noch mit mir und meint, körperlich empfindet er noch fast genauso wie am Anfang.

Wie bereits gesagt, ist er der Mann meines Lebens. Wir haben uns so viel angeschafft, stimmten eigentlich in allem überein und dann sowas. Ich komme jedenfalls überhaupt nicht mehr klar. Ich will auch keinen Neuanfang ohne ihn, denn ich brauche ihn. Die Ratschläge aus der Familie oder Freundeskreis, es geht schon weiter, schmeiß ihn raus, denk an dich usw. - ich kann das alles nicht mehr hören. Ich kann überhaupt keine klaren Gedanken mehr fassen, kann nicht mehr schlafen, nichts mehr essen, meine Welt ist total zusammengebrochen. Auch er müsste doch wissen, dass dieser Neuanfang mit der anderen Frau nicht unbelastet ist. Sie trennt sich jetzt von ihrem Mann, hat zwei Kinder. Und ich stehe seinerseits zwischen den Beiden. Wie lange glaubt er, geht dieses gut? Warum gibt man 7 Jahre einfach auf?
Ich weiß nicht, ob ich momentan überhaupt noch hoffen kann, dass es sich für mich noch zum Besseren wendet. Ich weiß auch nicht, wie das dann mit dem Vertrauen aussieht. Ich weiß aber, dass ich an mir arbeiten würde, um eine bessere Beziehung zu führen und werde auch auf jeden Fall warten. Wieviel kann ein Mensch überhaupt aushalten?

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Andrea!

Er ist dabei, eine andere Frau kennenzulernen, die sich für ihn gerade von ihrem Mann trennt? Wohnt aber noch bei Dir und schläft auch mit Dir? Konsequent scheint er mir nicht in seinen Entscheidungen zu sein. Kein Wunder, dass Du so gar nicht weißt, wie die Zukunft aussieht. Wenn er sich anders verhält, als er sagt.

Man kann immer um eine Beziehung kämpfen, solange auf beiden Seiten Gefühle sind und solange nicht einer ganz definitiv sagt, diese Beziehung gibt es nicht mehr. Er sagt es zwar, verhält sich aber nicht so.

Ihr beide habt in den letzten zwei Jahren einfach nicht oder falsch kommuniziert. Er hat Stress bei der Arbeit, und möchte zu Hause Aufmerksamkeit - spricht das aber nie aus, sondern zieht sich mehr und mehr aus dem Alltagsleben zurück. Du ziehst Dich Deinerseits zurück, weil Du glaubst, er braucht die Zeit und Ruhe und wird eines Tages schon wieder auf Dich zukommen. Auf ihn wirkt es, als würde Dir weniger an der Beziehung liegen. Ein offenes Gespräch in dieser Zeit von beiden Seiten hätte vielleicht schon geholfen. Man kann es nicht mehr rückgängig machen, aber man kann es jetzt aufarbeiten und jetzt Dinge ändern.

Der beste Kampf um eine Beziehung, geschieht nicht durch Geschenke und viel Aufmerksamkeit - sondern dadurch, die Blicke auf Geschehenes durch Erklörung zu ändern, und durch die Veränderung der Fehler im Jetzt. Geht die letzte Zeit noch einmal durch, erklärt euch, warum ihr euch wann wie verhalten habt. Spät, aber zu spät ist es nur selten. Lasst zu, dass der andere euch versteht.

Tu jetzt das, was gefehlt hat: Sprich offen. Vielen Menschen fällt das schwer, es macht verletzbar. Aber es ist der Weg, den ich von außen sehe. Geh jetzt auf ihn zu, sprich ganz offen - ohne Vorwürfe, sondern einfach nur von Dir.

Alles, alles Gute!