Problem von Jan - 38 Jahre

ewiges auf und ab mit ihr

Liebe Ku(e)mmerkastler,

seit fast zehn Jahren sind wir zusammen. Seitdem geht es in unserer Beziehung quasi im ein oder zwei Tagesrhythmus auf und ab. Wir haben einen gemeinsamen Sohn (vier Jahre), ohne ihn wären wir wohl nicht mehr zusammen, glaube ich. Meine Freundin hat noch einen fast erwachsenen Sohn, der auch bei uns lebt.

Sie ist sehr wechsellaunig, ihre Stimmung schwankt stark mit ihrem weiblichen Zyklus (PMS). Das ist für mich teilweise kaum auszuhalten, weil sie oft extrem unverträglich wird. Eine "normale" Auseinandersetzung ist fast nie möglich. Ich bin eher der logische/sachliche Typ und kann unlogische Argumente und vor allem umwahre bzw. verfälschte Darstellung von Sachverhalten gar nicht vertragen. Sie ist dann auch oft sehr ungeduldig und aggressiv, lässt gar nichts an sie ran. Aber wehe, wenn ich im Streit laut werde - das erlaubt sie nicht.

Da sie sehr jung Mutter wurde, hat sie außer kurzen Jobs nie richtig gearbeitet und macht auch sonst nicht viel. Ich verdiene ziemlich gut, überarbeite mich aber nicht. Morgens bringe ich unseren Sohn in den Kindergarten, abends räume ich sein Zimmer auf, putze die Küche und kümmere mich auch sonst um alles mögliche. Freitag/Samstag ist unser Sohn bei meinen Eltern. Sonntag mache ich meist etwas mit ihm, oft ohne sie. Eine Putzfrau haben wir auch.

Jeden Abend, wenn unser Sohn im Bett liegt, manchmal auch schon vorher, dreht sie sich eine "Zigarette" und setzt sich vor den Fernseher. Da sitzt sie dann meist den ganzen Abend. Manchmal trinkt sie noch Bier oder Wein, selten viel, aber manchmal auch zu viel.

Ich hoffte immer, dass sie ihre durchaus ambitionierten Interessen an "Design" im weiteren Sinne irgendwann mal dazu nutzen würde, sich ins Berufsleben zu stürzen. Aber es tut sich nichts, gar nichts, obwohl sie kurz vor "unserer" Schwangerschaft in diesem Bereich sogar eine Ausbildung gemacht und abgeschlossen hat. Statt dessen ist sie genervt und unzufrieden von und mit eigentlich allem.

Aber das schwankt wie gesagt stark. Oft ist sie auch super gelaunt. So habe ich sie ja auch vor und am Anfang unserer Beziehung gekannt. Oft denke ich, nur ihr großer Sohn und ich bekommen ihre "schlechte" Seite zu sehen - aber leider oft und heftig. Andere kennen sie so gar nicht. Wenn mal wieder dicke Luft ist und dann jemand anruft, ist sie am Telefon wie ausgewechselt. Kaum liegt der Hörer auf, schaltet sie wieder um.

Sicher sind wir beide das, was viele als "schwierig" bezeichnen würden. Immerhin habe ich irgendwann mal angefangen, mich mit meinen Eigenheiten auseinanderzusetzen und bin auch mal eine Weile zum Psychologen gegangen. Ist schon länger her. Aber für sie kommt sowas nicht in Frage, denn für sie ist ja angeblich alles in bester Ordnung.

Unser Sohn schweißt uns zusammen. Er ist sehr quirlig, kann gar nicht still sitzen. So ist es oft sehr anstrengend, aber auch schön (geht wohl jedem so).

Seit Jahren streiten wir uns jetzt fast täglich. der Anlass ist oft nichtig. Inzwischen gehe ich bei bestimmten Hinweisen auf Streit der Sache sofort aus dem Weg. Ein paar mal habe ich in den letzten Jahren im Streit nicht zu Hause geschlafen. Danach reden wir inzwischen aber überhaupt nicht mehr darüber. Alles geht dann einfach "normal" weiter. Erst Annäherung, dann alles wieder normal - bis zum nächsten Streit, der oft schon am nächsten Tag kommt.

Ein Psychologe hat mir mal sinngemäß gesagt, dass ich mit einer "einfacheren" Partnerin u.U. auch nicht glücklich wäre. Ich denke oft, dass man sich den Partner halt auch aussucht - gerade auch mit den ganzen Eigenschaften, die einen später vermeintlich stören. Aber ich habe mich in der ganzen Zeit auch verändert und damit wohl auch meine Ansprüche. Oft frage ich mich, ob ich wohl heute nochmal mit ihr zusammen kommen würde.

Irgendwie weiss ich da nicht mehr weiter. Oft denke ich über eine Trennung nach. Aber das will ich unserem Sohn eigentlich nicht zumuten. Vielleicht, wenn er älter ist? Andererseits bekommt er natürlich auch mit, dass oft dicke Luft ist. Das tut ihm sicher auch nicht gut.

Trennung bedeutet: Noch mal alles total umkrempeln. Getrennt leben. Für mich finanziell kein Problem, aber sie? Wir sind ja nicht verheiratet. Mit ihrer Familie will sie nichts zu tun haben. Ich will ihr aber auch nicht dieses "faule" Leben bezahlen (momentan bekommt sie Geld von mir). Und wie wird unser Sohn dann leben?

Manchmal habe ich ihr ernsthaft vorgeschlagen, sie solle arbeiten gehen, ich bleibe zu Hause. Würde ich wirklich machen. Aber natürlich gibt das u.a. finanziell eine totale Umstellung. Wäre mir aber auch egal. Ihr aber wohl nicht.

Sex haben wir im übrigen auch nur alle paar Monate. Obwohl ich das früher für unvorstellbar gehalten hätte, stört mich das aber nicht zu sehr. Untreu war ich ihr nie, obwohl ich mich inzwischen schon fast selbst darüber wundere.

Was tun?

Vielen Dank und viele Grüße,
Jan

Anwort von Sabine

Hallo Jan!

Es tut mir leid zu hören, dass Du in Deiner Beziehung so unglücklich bist. Ich kann Deine Ängste und Sorgen verstehen. Es ist jedoch schwer für mich Stellung zu nehmen, wenn man im Grunde gar nicht weiß, worum es eigentlich geht bei den Streitereien.
Du schreibst schon so endgültig von der Trennung (finde ich). Du zählst schon in Deiner Mail auf, wie es ablaufen würde, wenn Du gehen würdest. Ist der Plan vielleicht doch schon fertig und Dir fehlt nur noch der Absprung? Ich kann mir denken, dass Du Dir Sorgen um Deinen Sohn machst. Du hast aber auch Recht, wenn Du schreibst, dass es ihm bestimmt nicht gut tut, wenn er die Streiterein mitbekommt. Vielleicht kommt daher auch seine Quängelei oder das er so quirlig ist, wie Du es beschreibst. Kinder haben feine Fühler und bekommen oft mehr mit, als man denkt.
Du sprichst auch die finanziellen Dinge an. Wenn Du wirklich gehen willst, dann wird Deine Frau bald arbeiten müssen, wenn euer Junge zur Schule geht. Besucht er den Kindergarten, kann man ihr sogar Arbeit zumuten (unterhaltstechnische Angelegenheit, die sich regeln lässt). Wie auch immer, Du machst Dir einerseits Sorgen um all die Personen um Dich herum und bist dabei nicht wirklich glücklich, wie es in Deiner Mail klingt. Es hat aber jeder ein Recht darauf glücklich zu sein. Du auch. Überlege, was Du genau willst und was Du Dir wünscht. Besprich es auch mit Deiner Frau und sieh, ob sie Dich verstehen mag oder kann. Ich denke, dass man daran schon eine Menge erkennen kann.
Es ist schwer für mich zu raten oder etwas dazu zu sagen, da ich weder Dich noch Deine Frau kenne und im Grunde gar nicht weiß, was Du eigentlich hören möchtest.
Eine Entscheidung kann ich Dir nicht abnehmen.

Lieben Gruß