Problem von rita - 25 Jahre

bin ich zu mistrauisch

hey!!! ich weiss nich woran es liegt das ich so bin wie ich bin ich sage immer ich bin gebranntmarkt habe schon sehr viel mitgemacht aber wer hat das nich jetzt zu meinem problem hatte bis jetzt in jeder beziehung das glück verarscht zu werden ich weiss nich woran das liegt die letzten paar beziehungen sind so abgelaufen das ich mich blenden lassen hab so denk ich zumindest jetzt darüber ich wurde belogen betrogen und verlassen ich wusste schon nicht einmal mehr was es heisst geliebt zu werden nun zu meinem eigentlichen problem habe vor einigen monaten einen echt lieben netten dennoch sehr verschlossenen mann kennengelernt führen auch eine fast glückliche beziehung wenn da nich dieses fast begleitet ich weiss er hat viel um die ohren und is au irgendwie gebranntmarkt von seiner letzten beziehung aber ich habe angst abzuwarten was noch kommt vor allem sag ich immer lieber jetzt wie später denn später sitzt der schmerz noch tiefer ob er mich liebt oder mich au nur benutzt is halt die grosse frage er meint immer ich solle mir keine sorgen machen er wäre treu und hat mich zu gern aber was is wenn es auch nur ein blender ist ich möchte mich in nichts mehr hineinstürzen vielleicht wäre es auch besser ihm ein wenig aus dem weg zu gehen obwohl ich sehr gern zeit mit ihm verbringe was soll ich tun ihm blind vertrauen es hört sich lächerlich an das weiss ich und ich war bis jetzt auch stark genug und habe alles überstanden aber ich habe einfach angst vielleicht wäre es auch das beste einfach wegzuziehen weit weg aber ich bin einfach nicht der typ um allen und jedem aus dem weg zu gehen warum den auch es gibt noch keinen anlass dafür irgendwo ein neues leben anzufangen und alle zweifel über bord zu werfen werde ich ein leben lang so denken und fühlen ich liebe ihn doch vieleicht muss ich das so hinnehmen wie es ist aber akzeptieren kann ich das noch nicht so richtig was soll ich tun

Anwort von Michaela

Hallo Rita,

selbst wenn du auf einen anderen Planeten ziehen würdest, hättest du dort das gleiche Problem. Deshalb ist es wohl besser, wenn du nicht gleich das Handtuch wirfst und dich kopflos in eine neue Beziehung stürzt, ohne zu hinterfragen, was in den letzten Beziehungen schiefgelaufen ist. Ich habe das Gefühl, dass du die gleichen Dinge wieder in deiner jetzigen Beziehung siehst oder auch sehen willst, weil du dich aus irgend einem Grund schützen musst. Den Grund dafür kennst nur du, ich kann ihn leider nicht aus deiner E-Mail herauslesen.

Die Angst, jemanden zu verlieren, kann schon der ausschlaggebende Grund sein, der die Beziehung letztlich scheitern lässt. Man könnte z. B. nachfragen, mit welcher Haltung du in die letzten Beziehungen gegangen bist: Warst du voller Zuversicht? Oder hattest du das Gefühl, dass es sowieso nichts wird? Selbst wenn man es nicht ausspricht, bemerkt der andere an deinem Verhalten, was in dir vorgeht, und reagiert darauf (und "blendet" dich, weil er ahnt, dass du die Wahrheit nicht ertragen würdest). Vielleicht haben deine letzten Freunde dich wirklich geliebt, sind aber mit deinem Misstrauen nicht zurecht gekommen. Wenn jemandem Misstrauen entgegen gebracht wird, zweifelt er irgendwann selbst an sich, denn er spürt, dass er es in den Augen des anderen nie wirklich richtig machen kann.

Und vor allem stellt sich die Frage, was du für dich ganz allein aus einer Beziehung ziehen möchtest? Willst du mit jemandem als Frau zusammen sein? Als schutzbedürftiges Kind? Oder als dominierende Übermacht? All das ist wichtiger, als du denkst, denn wir versuchen mit einer Beziehung unsere eigenen Schwächen auszugleichen (was natürlich nicht funktionieren kann, denn wie will jemand anders unsere geheimsten Bedürfnisse, die wir nicht einmal selbst kennen, befriedigen?!)

Vielleicht hast du auch einfach nur gespürt, dass deine Ex-Freunde nicht die richtigen für dich waren, weil du etwas ganz anderes gebraucht hättest. Dennoch wolltest du nicht alleine sein, weil du jemanden brauchtest, der dich stärkt, oder weil du dich alleine nicht "vollkommen" gefühlt hast. Die o. g. unbewussten Botschaften haben dann das Ihre geleistet, um die Beziehung zu beenden.

Warum aber kommt all das jetzt wieder zum Tragen, wo du doch deinen Freund liebst? Es klingt paradox, ist jedoch Tatsache: Was man kennt, will man immer wieder haben, weil man weiß, wie man darauf reagieren soll. Das ist auch bei negativen Erfahrungen so und kommt z. B. bei Depressionen sehr klar heraus: Anstatt der Freude empfindet man Kummer, weil man einfach nicht mehr weiß, was Freude ist - man hat regelrecht Angst davor, und flüchtet sich in die Schutzhaltung der Depression.
So könnte es auch in deiner derzeitigen Beziehung sein. Du spürst, dass alles in Ordnung ist, aber du wartest darauf, dass wieder alles in die Brüche geht. Das ist deine Schutzhaltung, um dir den vermeintlichen Kummer zu ersparen.

Diese Haltung ist für dich nach all den Jahren natürlich angemessen, denn jeder ist nur begrenzt belastbar. Deinem Freund gegenüber ist sie jedoch nicht wirklich fair, denn er hat dir nichts getan, und für eure Beziehung bedeutet es eine Belastung. Diese Gedanken kann man auch nicht von heute auf morgen abstellen - es ist ein Lernprozess wie so vieles: Das Erkennen, was früher tatsächlich war, was jetzt anders ist als damals, und was du tun kannst, um neue Gedanken zuzulassen.

Praktisch könnte das z. B. bedeuten, dass du dich mit deinem Freund darüber unterhältst, was eure Beziehung so wertvoll macht, was ihr niemals missen wollt, und wie ihr euch eure Zukunft vorstellt; alles unter dem Aspekt, dass ihr beide, also du UND er, bereits Erfahrungen aus anderen Beziehungen mitbringt (auch Eltern-Kind-Beziehungen!). Wenn dich wieder das Misstrauen überfällt, kannst du dir überlegen, was dich am besten davon ablenkt und auf andere Gedanken bringt: Ein Lied singen, shoppen gehen, Freunde treffen, ihn anrufen... Mit der Zeit wird es reichen, dich an das Gefühl zu erinnern, das du hast, wenn du dich selbst von deinem Misstrauen entlastet hast.

Und was ganz wichtig ist: Stärke dein Selbstvertrauen! Viele Menschen in einer Beziehung "vergessen", dass sich auch alleine "ganz" sind. Unternimm also alleine etwas, triff dich mit Freunden, gehe deinem Hobby nach, halte auch ein wenig Abstand zu deinem Freund. Nimm dich als Ganzes wahr und spüre, dass du allein auf dich gestellt ein erwachsener ernstzunehmender Mensch bist, der für sich selbst einsteht. (Übrigens liegt gerade in Selbstzweifeln eine ungeheure Kraft, die kreativ nutzbar ist - in der Regel findet man selbst den Weg, sie zuzulassen.)

Viel Erfolg & viele Grüße,

Michaela