Problem von Seldis - 26 Jahre

Er kann keine Liebe mehr geben

Hallo Kuka-Team,

mein gleichaltriger Freund und ich (26 Jahre) sitzen in einer starken Krise und wissen nicht wie sie am einfachsten zu lösen ist.

Hier die Umrandung unserer Beziehung:

Seit 9 Monaten sind wir zusammen. Anfangs war Vertrauen aufbauen sehr schwer, da wir beide im Vorleben Schicksalsschläge derber Art hinnehmen mussten. Mein Freund zog dann nach zwei Monaten zunächst vorerst - doch wie die Vergangenheit zeigte - für immer mit in meine Wohnung. Wir haben glückliche und traurige Zeiten durch. Nach vier Monaten Beziehung half ich ihm in finanzieller Angelegenheit. Seine Vergangenheit hatte ihn arg geschröpft und Probleme beleben ihn (3jähriges Töchterchen, Mutter an Krebs erkrankt, bösartige Worte über ihn von seiner jüngeren Schwester).

Unser Alltag verlief derweil ganz gut, hier und da gab es Streitigkeiten, meist wegen Kleinigkeiten, doch im Großen und Ganzen klappte das Zusammenleben prima.

Vor 5 Monaten wurde ich arbeitslos und fühle mich damit recht nutz- und wertlos. Mein Freund hat soviel Arbeit zu erledigen, dass er meist viele viele Überstunden macht, die ihn kaputt, müde, erschöpft machen. Meine Arbeitslosigkeit, seine Überstunden, gegenseitige Angst den anderen zu verlieren, gegenseitige Angst dem anderen weh zu tun mit den eigenen Gedanken...und und und, all das brachte uns in eine tiefe Krise. Wir beide sind sehr sehr sensible Menschen. Normale Gespräche kamen nicht mehr zustande.
Wir gingen kaum noch weg. Unsere Freunden sahen wir auch nicht mehr. Wir igelten uns ein.

Er sprach letzte Woche mit seinem besten Freund und dieser bot ihm an bei ihm im April einzuziehen. Mich überkam die Angst ihn zu verlieren. Denn wie das alte Sprichwort schon sagt: "Wer einmal geht, geht immer." Mein Freund hingegen sagte, dass er dorthin ziehen würde, damit er unsere Beziehung retten könne.

Um weiterzukommen kam meine Mam zu uns und redete ganz offen mit uns beiden. Das half uns unsere Gedanken, Ängste und Meinungen ohne Angst zu äußern.
Nach fünf Stunden war das 3er Gespräch zu Ende und alles schien wieder in eine gerade Bahn zu kommen. Er möchte zu einem Psychologen, da ihn das "Burn-Out Syndrom" eingeholt hat. Und um unsere Beziehung zu retten und einander besser zu verstehen wollten wir zu einer Partnerberatung gehen.

Am nächsten Tag lief alles glatt und friedlich. Jedoch wendete sich das Blatt am Abend. Ich spürte ganztags schon, dass ihn irgendetwas belastet. Und dann flog der Dolch mitten in mein Herz mit folgenden Worten:

"Du bist mir der wichtigste Mensch in meinem Leben, noch nie habe ich es erlebt, dass man mich nicht nur oberflächlich ansieht sondern auch in den Kern sieht, dass man mir so hilft und mich derart unterstützt. Ich werde bei dir bleiben und nicht ausziehen, dich unterstützen und dich nie hängen lassen. Nach dem gestrigen Gespräch mit deiner Mutti ist es mir jedoch nun bewusst geworden: Ich kann dir keine Liebe geben, die für eine Beziehung ausreicht. Doch ich liebe dich wie keine andere Frau zuvor und will keine andere Frau mehr in mein Leben haben, nur noch dich, will dich nie missen."

Damit war es gesagt. Mein Herz blutete und ich fühlte mich so, als hätte ich ihn nun verloren. Wir wollten gemeinsam alt werden...

Heute nun redeten wir erneut. Ich fragte ihn, ob es falsch ist, wenn ich um unsere Liebe kämpfe. Als Antwort gab er mir, dass auch er kämpft und kämpfen wird, denn er möchte mich auch nicht verlieren, zumal er für mich ja noch irgendwo Gefühle hat. Weiterhin fragte ich ihn, wie ich mich nun verhalten solle, ob ich ihn noch streicheln und küssen darf. "Ich denke schon."

Vorhin fuhr er zu einem Kumpel und möchte unterwegs seine Mutter und Großmutter anrufen um sich ebenfalls Rat zu holen. Als er sich verabschieden wollte, kam er ins Wohnzimmer, setzte sich zu mir mit den Worten "Na Kleines", gab mir einen Kuss auf die Stirn und nahm mich in den Arm. Danach gab er mir einen Kuss auf den Mund und sagte, dass er nun los fährt. Er zog die Schuhe an und ich stand mit ihm Flur. Nie hätte ich gedacht, dass er mir von allein nun nochmals einen Kuss auf den Mund (!) geben würde.. doch er tat es.


Er liebt mich wie keine andere Frau zuvor, küsst mich zum Abschied und meint doch, dass er mir keine Liebe geben kann....

Wie soll ich damit umgehen? Was soll ich davon halten? Wie soll an die Sache herangehen? Fragen über Fragen...und soviele Tränen.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ich stehe wohl vor dem gleichen Rätsel wie Du. Er liebt Dich, wie noch keine Frau in seinem Leben, möchte immer für Dich da sein, möchte nie wieder eine andere Frau - was, wenn nicht diese Liebe, ist ausreichend für eine Beziehung? Was denkt er, müsse er noch geben? Was brauchst Du noch als das Wissen, dass er Dich liebt? Gab es da mal Gespräche drüber? Vielleicht in der Vergangenheit? Hast Du ihm einmal vorgeworfen, zu wenig für Dich da zu sein? Das Gefühl kommt schnell auf, wenn man selbst arbeitslos ist und der Partner sich vor Überstunden nicht retten kann. Dinge, die gar nicht ins Gewicht gefallen wären, würde man selbst auch acht Stunden am Tag außer Haus sein.

Habt ihr die Paartherapie noch im Auge? Das Gespräch mit Anleitung Deiner Mutter hat euch schon sehr geholfen, da kann es mit einem Therapeuten doch nur noch besser laufen, oder? Versucht die Ursachen eurer Probleme wirklich zu trennen; was rührt aus der Arbeitslosigkeit? was aus seinen Überstunden? und was liegt wirklich an euch selbst?

Ich denke, euch steht eine Zeit mit vielen kraftraubenden Gesprächen bevor. Frag ihn noch einmal, was genau er mit seinen Worten gemeint hat. Er hat sie sich wohl überlegt, aber doch waren sie unklar. Frage nicht unbedingt, welches Verhalten aus dem Satz "Ich kann Dir keine Liebe geben" resultiert, sondern was dahinter steckt. Die Frage, was er glaubt, geben zu müssen außer der großen Liebe. Vielleicht steckt auch das Burn out Syndrom dahinter?

Alles Gute!