Problem von Katja - 26 Jahre

Ich weiß nicht mehr was richtig ist

Hallo liebes Kummerkasten-Team,
ich habe riesen Sorgen. Ich bin seit 7 Jahren mit meinem Freund zusammen. Man hat in so einer Zeit alle Höhen und Tiefen durch und irgendwann kam dann eben so der Alltagstrott dazu und es gab auch oft Streit. Ich hatte auch nicht mehr "Lust", was ihn wirklich sehr beschäftigte, denn "das gehört doch zu einer Beziehung". Ich wollte es allerdings nicht daran aufhängen (und es gab fast täglich Diskussionen darüber). Ich sehe das eben nicht als Grundbaustein. Naja, im Juni 2005 hat er mir veröffentlicht, ich wäre ja gar nicht die, mit der er Leben will und ich wäre ihm auch viel zu schwierig und, und, und. Ich bin dann auf seinen Wunsch hin ausgezogen, aber es hat sich alles wieder eingependelt. Wir waren auch der Meinung, das mit den getrennten Wohnungen täte uns auch ganz gut, aber schon nach kurzer Zeit ging wieder alles von vorne los. Wieder Streit, er sagte mir auch, dass er nie wieder mit mir zusammenziehen will, wenn ich meine beiden Katzen behalte, die ja auch schon vorher mit uns gelebt hatten, er möchte das nicht mehr. Dazu bin ich jedoch nicht bereit. Er hat mir die eine sogar selbst geschenkt und ich kann nicht so ein armes Wesen weggeben!!! Ausserdem hat er immer etwas an mir zu mäkeln und so habe ich mich einfach ein bisschen entfernt von ihm, hatte einfach seltener Zeit. Er fand das auch total schlimm und fing an, sich Gedanken zu machen und ging mit mir zum Badminton oder viel mit mir zusammen mit dem Hund raus, alles, um es mir doch noch Recht zu machen. Heute morgen hat er mich per SMS gefragt, ob ich ihn eigentlich noch liebe und ich habe nur geantwortet "Alles, was ich jetzt sagen würde, hätte ein "Aber" dabei". So gab dann ein Wort das andere, er fragte, ob ich den Kontakt nicht abbrechen möchte, bis ich mich entschieden habe, was ich will und ich denke, das ist eine gute Lösung, nur weiß ich genau, dass sie das Aus bedeutet. Wir sind schon in getrennten Wohnungen, jeder macht sein Ding. Ich weiß nicht, ob das sich überhaupt einrenken SOLL. Ich bin mit ihm zusammen seit ich 19 bin. Ich hatte vorher nie so eine Beziehung.
Es war auch die ersten 5 Jahre echt schön, seine Familie ist wie meine, wir können über fast alles gemeinsam lachen und haben uns immer gut arrangiert. Jedoch habe ich immer viele Kompromisse eingehen müssen und immer, wenn ich ihm vorgeworfen habe, etwas falsch zu machen, hat er es geschafft, dass ich mich hinterher wieder schuldig gefühlt habe.
Ich fühle mich jetzt aber so leer... ich habe die ganzen letzten Wochen zu meinen Freundinnen gesagt, eine Trennung sei die beste Lösung, mal ganz kalt gesehen. Aber ich mag diesen Menschen an sich ja unheimlich gerne, aber vielleicht doch eben lieber als "normaler" Freund. Vielleicht bin ich einfach nur zu egoistisch, ihn loszulassen, weil ich nicht will, dass ihn eine andere hat? Ist das denn normal? Ich war die ganze Zeit so sicher und jetzt nach dem Gespräch kann ich nur noch heulen die ganze Zeit. Er tut mir auch so leid, aber ich bin der Meinung, er sollte mal sehen, wie andere Frauen sind. Vielleicht braucht er das. Ich vielleicht auch. Er hatte nur mich und ich nur ihn. Wir kennen ja gar nichts anderes und er sagt, er liebt mich so doll... ich denke aber, dass wir uns vielleicht auch nur so doll aneinander gewöhnt haben... sieben Jahre ist eine lange Zeit... ich kann es einfach nicht unterscheiden. ich kann damit jetzt irgendwie gar nicht umgehen, ich komme damit einfach nicht klar..
Das ist jetzt glaub ich alles ein bisschen wirr, aber ich bin auch so wirr...
Klar, eine Lösung wird mir ja auch keiner geben können. Nur ich allein kann wissen, was richtig ist, aber vielleicht gibt es ja Erfahrungswerte oder irgendwas anderes an dem ich mich festhalten kann.

Vielen Dank schonmal
Katja

Anwort von Michaela

Hallo Katja,

ja, sieben Jahre sind eine lange und gute Zeit! Und in fast allen Beziehungen kommt es zu einer Krise, die auf Gewohnheit und - schließlich - auf Langeweile basiert. Aber das ist ein ganz normaler Prozess, denn wenn man sich jeden Tag sieht, geht´s fast schon gar nicht anders.

Bleibt die Frage, wie man diese Krise bewältigt. Es hat nicht viel Sinn, sich gegenseitig Vorwürfe zu machen, wie es bei euch derzeit der Fall ist. Danach fühlt sich keiner wirklich besser, und eine Lösung hat man auch nicht gefunden. Was letztlich hilft, entscheidet ihr. Braucht ihr eine Pause, in der ihr beide mal wieder richtig zur Besinnung kommt? Ih der ihr euch nur auf euch selbst konzentriert? Oder fehlen euch die gemeinsamen Ziele, über die ihr euch gemeinsam klar werden wollt?
Probiert´s noch mal und redet miteinander. In solchen Fällen hat sich ein Gespräch mit Regeln bewährt:
- Gefühle sind erlaubt und sollen von beiden so angenommen und akzeptiert werden, wie sie sind, denn Gefühle sind nicht rationell erklärbar.
- Das Gespräch verläuft ruhig und ohne Anschuldigungen. Sachlichkeit ist in!
- Ansichten sollen begründet werden, damit der andere sie nachvollziehen kann.
- Und: Ihr seid gleichberechtigte erwachsene Partner!

Während des Gesprächs sollten auf jeden Fall Themen besprochen werden, die ihr gemeinsam vorher festlegt, z. B. wie stellt ihr euch die Zukunft vor (gemeinsam oder allein?), was stört euch derzeit an eurer Beziehung, wie war das früher, könnt und wollt ihr das ändern, welche Ziele habt ihr für eure Beziehung (Ehe, Kinder, Auswandern etc.).

Wie ihr euch letztlich entscheidet, ist natürlich eure Sache. Bevor jedoch alles in die Brüche geht, solltet ihr noch mal versuchen, etwas für die Zukunft aus eurer Beziehung herauszuholen, bevor ihr die gleichen Fehler immer wieder macht.

Viele Grüße von

Michaela