Problem von Norbert - 40 Jahre

Stalking mit Folgen

Ich lebe seit ca 4 Jahren in einer eigenen Wohnung. Ich war damals sehr stolz darauf sie zu haben. Doch ich lebe in einer sozial problematischen Gegend, in der es wohl ab und zu üblich ist, dass man Eigentum mit Eiern bewirft, sogar Hundekot ist schon vorgekommen der gegen die Scheiben geschleudert wurde, sowie mutwillige Sachbeschädigungen von Rolladen. Das fing so etwa vor 1,5 Jahren an. Damit das aufhörte habe ich versucht, mich möglichst ruhig und nur ja nicht provozierend zu verhalten. Doch das Stalking, wie man das im Neudeutschen nennt, (also Belästigungen, Verunglimpfungen usw.) ging trotzdem weiter. Mir wird "Schwuler" hintergerufen aber ich höre möglichst nicht drauf. Aber wenn ihr versteht, der Kessel kocht in mir. Das geht leider zu Lasten meiner Laune und meinem normalen Verhalten zu Kollegen auf der Arbeit. Ist ja logisch dass auf Dauer, wenn ich mit ihnen nicht darüber rede oder reden kann ich noch weniger Verständnis und Hilfe bekomme. Aber was macht man wenn ich den Eindruck habe, mein Problem interessiert niemanden ? Ich lebe darüberhinaus alleine und weiss nicht, wer mir den nötigen Aufbau wieder gibt, damit ich dieses Bauchgrummeln anderen gegenüber los werde. Meine Laune haben unbeteiligte nicht verdient, und ich möchte gerne verhindern, dass es zum großen Knall kommt.
Die Polizei , um das vorweg zu nehmen, kann gegen die Belästigungen nicht viel unternehmen, 5 Strafanzeigen sind schon als erledigt betrachtet worden. Nicht sehr ermutigend.

Vielleicht habt ihr eine Idee ?

Anwort von Susi

Lieber Norbert,

Du beschreibst Deine Situation und sagst, dass Du ein Stalking-Opfer bist. Es stimmt, dass Stalking auch Belästigungen und Bedrohungen umfassen. Aber beim Stalking ist ein Mensch besessen von der Liebe zu einem anderen Menschen. Beispiele findet man in der Promi-Welt, wenn Fans sich Zugang zu den Privaträumen ihrer Stars verschaffen, ihnen Liebesbriefe oder Drohbriefe schreiben. Eine Besessenheit die jemanden dazu treibt, seinem Objekt der Begierde aufzulauern und nachzuspionieren kann ich allerdings aus Deiner Beschreibung nicht herauslesen. Bei Dir ist es wohl so, dass in Deiner Gegend eine hohe Rate an Kleinkriminalität vorherrscht. Mutwillige Sachbeschädigung ist auch ein Delikt. Natürlich ist es frustrierend wenn die Polizei nicht viel machen kann. Du solltest allerdings nicht aufgeben und Beschädigungen weiterhin zur Anzeige bringen.
Dass Du Deinem Umfeld keine 'heile Welt' vorspielen kannst, ist verständlich, es zehrt an Deinen Nerven. Kannst Du mit Deinem Vorgesetzten gut reden? Suche ein persönliches Gespräch mit ihm und sag ihm, dass Du momentan im privaten Bereich viel zu verarbeiten hast, dass Du dadurch leider auch ein bisschen neben Dir stehst. Wichtig ist, dass Du deshalb nicht Deine Arbeit vernachlässigst. Lege das klar! Ich würde mir danach einen Kollegen beiseite nehmen, mit dem ich gut zurechtkomme und ihn mal ehrlich fragen, ob mein Verhalten negativ aufgefasst wird. Du hast das Gefühl, dass die anderen Kollegen unter Deinen Launen leiden. Wenn Du schon mit einem Bauchgrummeln herumläufst ist dies eigentlich ein deutliches Zeichen von Deinem Körper: ich fühle mich überhaupt nicht wohl, es muss sich was ändern!
Lieber Norbert, auch wenn Du auf Deine Wohnung stolz bist, die Gegend zieht Dich runter! In anderen Stadtteilen gibt es bestimmt auch schöne Wohnungen. Sieh Dich nach einer neue Bleibe um. Ich würde in einer Gegend, in der mein Auto mit Hundekacke und Eiern beschmiert wird und man auch um seine Rollläden bangen muss, keine Minute länger als nötig bleiben wollen! Überlege Dir bitte, ob Du wirklich da wohnen bleiben willst!
Gegen Dein Problem, dass Du niemanden zur Motivation hast kann ich Dir nur raten, suche Dir eine Gruppe, einen Verein wo Du Dich einbringen kannst. Vergrab Dich nicht!
Ich hoffe, dass ich Dir ein paar Denkanstöße geben konnte!

Liebe Grüße
Susi