nix druff
Ich fühle mich so richtig scheiße!
Ich habe nach langer Arbeitslosigkeit endlich einen guten Job in Aussicht, der auch gut bezahlt werden würde, wenn ich ihn denn bekäme. Leider habe ich nach einer 12tägigen Einarbeitungsphase feststellen müssen, dass mir jede Menge Berufspraxis und Wissen fehlt. Die Mitarbeiterin, die ich für 1 Jahr vertreten soll, hat mich auch so beim Chef bewertet. Sie hat vor ca. 8 Jahren dort von der Pike auf gelernt und steckt natürlich voll in der Materie drin. Ich bin seit Herbst 93 arbeitslos, habe einige Fortbildungen vom Arbeitsamt absolviert und zwischendurch bei 2 Arbeitgebern insgesamt 21 Monte mit viel Spaß im Beruf gearbeitet. Die Kollegin kann auch mehrere Dinge gleichzeitig erledigen, z. B. beim Telefonieren zeichnen etc. Ich dagegen kann mich immer nur auf eine Sache voll konzentrieren. Dadurch bekomme ich aber von meiner Umgebung nichts mit. Z. B. registriere ich nicht, was gesprochen wird, und zucke beim Telefonklingeln zusammen. Es hat sich soviel geändert und es fällt mir schwer, mir in kürzester Zeit alles im Selbststudium ohne Ansprechpartner anzueignen. Es muss einfach alles sofort und perfekt funktionieren. Ich denke ich passe irgendwie nicht mehr in diese Welt. Was soll ich bloß machen? Wegen Unfähigkeit den Job wechseln? Was anderes kann ich aber auch bloß nicht!
Selbst ungelernte Jobs sind in meiner Gegend rar. Ich muss ALG II beantragen und habe panische Angst, dass ich nicht mehr alles wie gewohnt finanzieren kann, möglicherweise mein Auto verkaufen muss, und oder die Wohnung aufgeben muss, etc. Alles hängt von genau diesem Job ab. Ich brauche diese Chance, weil mich sonst keiner haben will
Mein Selbstbewusstsein ist völlig untergraben. Ich zittere am ganzen Körper, bin total frustriert und mein Herz fühlt sich an wie in einen viel zu kleinen eisernen Käfig reingezwängt. Oft merke ich, dass meine Schultern irgendwie hochgezogen sind.
Ich brauche dringend Motivation und eine gute Lern-Strategie.
Hallo!
Fordere nicht zuviel von Dir, damit Du ruhiger wirst.
Die Kollegen, mit denen Du zusammenarbeitest, die wissen, wie lange Du raus warst und wie schwer es ist wieder hereinzukommen.
Ich finde, Du solltest Dich selber nicht überfordern und vor allem herausfordern. Lass es step by step auf Dich zukommen und lerne täglich etwas dazu. Das Wissen, das Lernen, dass kommt von ganz alleine.
Je mehr Du Dich darauf konzentrierst so gut zu sein, wie die anderen, die es schon seit Jahren machen, um so nervöser wirst Du werden.
Denke einmal an Deine Führerscheinprüfung zurück. Das Fahren hast Du doch auch erst so richtig gelernt, nachdem Du die Prüfung geschafft hattest.
Du hast es geschafft diesen Job zu bekommen und jetzt lernst Du wieder. Deine Kollegen wissen genau, dass die Lernfähigkeit mit 48 nicht so schnell ist, wie mit 15 oder 20. Denke nicht, dass sie Dich für schlecht halten. Sie haben Dich angenommen und wollen Dich anlernen.
Keiner steigt in einen Beruf rein und ist perfekt. Alle haben ihre Zeit gebraucht um dort hinzukommen, wo sie jetzt sind.
Orientiere Dich nicht so nach den alt-ein-gesessenen Angestellten. Sie sind vertraut mit ihrem Job, Du aber noch neu.
Ich finde, Du erwartest einfach zuviel von Dir aufmal und das lässt Dich nervös werden.
Tag für Tag bekommst Du neue Infos und neue Erfahrungen, die in vier Wochen schon wieder selbstverständlich sind.
Ich finde, Du solltest nicht zu hohe Erwartungen an Dich stellen. Genieße den Beruf und das, was Du dort tust, anstatt darüber nachzudenken, was wäre wenn.
Sei froh morgens aufstehen zu können und zu wissen, ich werde dort gebraucht.
Deine Kollegin kann telefonieren und zeichnen, weil sie es seit 8 Jahren macht. Für sie ist es selbstverständlich.
Ich hätte gern eine Mail von Dir in zwei Jahren (falls Du noch daran denken solltest) und würde dann noch einmal gern Deine Meinung hören zu Deinem Job, der Dir im Moment so fremd ist. Ich glaube, in zwei Jahren würdest Du mir schreiben und gleichzeit eine Zeichnung fertig bekommen. Verstehst Du, was ich Dir damit sagen möchte?
Renne nicht schneller als die Zeit.
Lieben Gruß.