Problem von Julia - 26 Jahre

Schadstoffe/Schimmel am Arbeitsplatz

Hallo!

Ich hoffe, dass mir hier jemand helfen kann weil ich wirklich nicht mehr weiter weiß und mich wegen unten genannten Themas schon in psychische Behandlung begeben musste.

Ich arbeite in einer chemischen Fabrik (Anno 1884), die Hersteller von Textilhilfsmitteln sind. Und exakt so sieht es auch hier noch aus. Die Gebäude vollkommen veraltet und auch sonst wurde kaum etwas zur Modernisierung investiert. Aber das soll mich ja garnicht weiter stören.

Sehr viel störender empfinde ich die Tatsache, dass mir in der Verwaltung (wo ich auch meinen Arbeitsplatz habe) an vielen Stellen der schwarze Schimmel entgegensprießt. Überall dort, wo sich die Tapete stellenweise vom Mauerwerk löst, ist unter der Tapete alles voller schwarzen Schimmel vorzufinden. Im Versand (wo ich auch zeitweise arbeite - ich springe quasi von einer Abteilung immer zur nächsten) riecht es extrem nach Chemikalien. Ist auch logisch, weil sich unter dem Versandbüro direkt das Rohstofflager befindet. Die Produktion ist direkt nebenan und das Abhollager für die fertigen Chemikalien ist lediglich mit einer Eisentür getrennt, die sich nicht mehr vernünftig schließen läßt. Auch hat man dort nicht ein Fenster, was man öffnen kann. Nur das große Tor nebenan, welches nur geöffnet wird, wenn LKW''s laden müssen. Diese Geruchsbelästigung ist nicht nur unangenehm, nein, ich bin sicher, dass sie auch nicht besonders gesund ist. Vom Labor ziehen auch noch genügend Gerüche durch die Verwaltung. Ich merke auch, dass mir immer die Kehle anschwillt, wenn ich längere Zeit im Versand arbeite.

Die Berufsgenossenschaft sowie das städtische Umweltamt habe ich schon entsprechend informiert und eine Woche später stand auch das Amt für Arbeitsschutz vor der Tür. Zu meiner Verbitterung haben die sich NICHT EINMAL in den von mir beschriebenen/betroffenen Räumen umgesehen sondern nur ein 1-stündiges Gespräch mit dem Chef gehabt und sind dann wieder gegangen!!! Lediglich die Produktion haben sie sich kurz angesehen und ein wenig an der Arbeitskleidung rumgemosert. Was soll ich machen, ich kann ja schlecht die Stellen markieren (obwohl die überhaupt nicht schlecht zu erkennen sind und einem quasi ins Auge springen) und mit Filzschreiber dick "SCHIMMEL" draufschreiben.

Beim Arbeitsamt habe ich schon nachgefragt, ob ich Sperrzeit bekommen würde, wenn ich aus den oben genannten Gründen kündige. Sehr wahrscheinlich nicht. Aber ich will doch nicht meinen Job verlieren, weil ich das Geld brauche. Noch dazu wohne ich mit meinem Verlobten zusammen und wir hatten eigentlich in den nächsten 2 Jahren an Kinderplanung gedacht :-( Für diesen 2 Personen Haushalt brauchen wir beide Gehälter. Wenn ich wüsste, dass dies sich nicht schädlich auf mich auswirkt, dann würde ich sogar hier bleiben, da die Arbeit an sich okay ist und in 1-2 Jahren in Mutterschutz gehen und mir danach einen Teilzeitjob suchen. Aber ich habe solche Angst, dass sich das auf mich so auswirkt, dass ich unfruchtbar oder weiß der Geier was werde. Es macht mich fertig und ich bin am Ende meiner Kräfte und total ausgebrannt.

Noch dazu weiß ich von min. 3 Leuten, die hier gearbeitet haben (eine davon ist eine meiner Vorgängerinnen), die alle an Krebs recht frühzeitig gestorben sind. Allerdings haben die auch hier bestimmt 10-20 Jahre gearbeitet. Jemand anderes konnte keine Kinder kriegen und es ließ sich nichts feststellen, bis sie eine vergrößerte Gebährmutter hatte und der Arzt ihr riet, sie rausnehmen zu lassen. Das könnte zwar alles nur Zufall sein.... aber das alles macht mir eine panische Angst! Dann kriege ich ja auch immer mit, dass der Chef zittert, wenn die Behörden vorbei schauen und dass 2 Stunden vor dem anstehenden Besuch der Stadtentwässerungsbetriebe alle Wasserhähne aufgedreht werden...das finde ich wirklich mehr als nur merkwürdig. Der Chef will nicht investieren weil die Firma eh nurnoch 9 Jahre steht (Firma ist nur gepachtet und Pachtvertrag wird nicht verlängert). Und er vergleicht die Gerüche mit ner Küche, wo auch Gerüche herrschen und erzählt mir, dass das alles überhaupt nicht gesundheitsbeeinträchtigend ist. Langsam kam mir auch die Vermutung auf, dass er die Leute von den Behörden besticht. Es ist kaum zu glauben.

Wenn die Berufsgenossenschaft schon so schlampig arbeitet und ich kein Feedback bekomme, dann weiß ich nicht, was mir sonst noch helfen kann...

Und aufgrund der oben genannten Angelegenheiten habe ich auch noch arge Depressionen bekommen.

Mein Ein und Alles ist es, bald eine eigene Familie zu haben. Aber wie soll das auf diese Weise funktionieren. Ich muss dazu sagen, dass ich schon einmal hier in dieser Firma beschäftigt war. Ich habe damals hier aufgehört und in eine andere Firma (Handeslvertretung) gewechselt und war so froh, von dem Scheiß hier weg zu sein. Doch in der neuen Stelle war ich komplett der Isolation ausgesetzt. Ich war ständig alleine und fühlte mich sehr einsam (weiß beide Außendienstler ständig auf Achse waren) und hatte auch nicht das Gefühl, wichtig für die Firma zu sein. Außerem hätte ich dann auch jedes Jahr für eine Woche weit weg nach Wiesbaden zur Messe gemusst, was noch eine zusätzliche Qual für mich gewesen wäre, weil ich mich schlecht von zu Hause lösen und mir nicht vorstellen kann, mich so lange zu quälen ohne jemanden Vertrautes um mich herum. Also hatte ich mich dann entschieden, doch wieder nach hier zu wechseln, damit ich aus dem Teufelskreis dort raus kam. Ich bin offenbar ein sehr emotionaler Mensch. Jetzt sitze ich wieder hier und habe von einem Übel ins nächste zurückgewechselt....nämlich zu der chemischen Firma, zu der ich die Problematik oben beschrieben habe.

Und jetzt bin ich ein gebranntes Kind und total am Ende. Egal, was ich in Betracht ziehe, ich komme auf keinen grünen Zweig mehr. Ich habe dadurch in den letzten Monaten 5 kg abgenommen. Es fühlt sich alles so mies an! Und oft denk ich an den Spruch "Glück in der Liebe, Pech im Job"... bitte helft mir!

Anwort von Susi

Liebe Julia!

Ich halte die Antwort kurz und knapp und bitte Dich dafür um Entschuldigung. Ich möchte Dir den Rat geben, Dich umgehend an einen Anwalt für Arbeitsrecht (im Bezug auf Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz) zu wenden.
Deine Aktionen waren gut und richtig, ich glaube ich würde sogar einen Schritt weitergehen und -falls möglich- Fotos machen von den Schimmelflecken. Protokolliere alles so ausführlich wie möglich und lege dann alles noch mal den Behörden und evtl. auch dem Arbeitsamt vor.
Leider kenne ich mich wirklich nicht gut genug aus, aber ich denke, dass Du handeln musst! Zu Deinem eigenen Wohl!

Hier ist ein Link der sich mit dem Thema Gesundheit am Arbeitsplatz beschäftigt:
http://www.innovations-report.de/html/berichte/medizin_gesundheit/bericht-7931.html

Nochmal: Ziehe einen Anwalt zu Rate!

Alles Liebe und ich wünsche Dir viel Erfolg bei dem Kampf!

Viele Grüße
Susi