Problem von Sarah - 17 Jahre

Vergessener missbrauch?

Liebes KUKA-Team!

Ich war gerade eben auf einer seite über missbrauch und habe da gelesen dass man es so sehr verdrängen kann so das man es vergisst. Ich wundere mich schon seit langem was mit mir los ist. Es sind sehr seltsame dinge in meinem leben passiert die darauf hinweisen dass es einen missbrauch gab. Aber ich hab keine wirklichen erinnerungen.

Ich weiß noch, dass ich in der ersten klasse sehr gerne in die schule ging. Als ich in die zweite klasse kam, fing meine mutter an zu arbeiten und ich musste oft zu meinem onkel. Da fing ich an schlechter in der schule zuwerden.

Einmal sollte ich (mit 7) auf meiner 15 jährigen cousine helfen auf meinen 1 jährigen cousin und meine 3 jährige cousine auf zu passen. Mein Onkel und meine Tante gingen abends weg und kamen nachts wieder. Ich weiß noch dass ich mich geweigert habe mit meiner cousine im bett meines onkels zu schlafen und mich vor das bett meiner cousins gelegt habe. Als der nachts anfing zu weinen bin ich nach unten gegangen um zu gucken ob sie schon zurück waren. Dann weiß ich nur noch dass mein onkel auf der couch lag und ich einen riesigen schock gekriegt habe.

Danach bin ich sehr extrem schüchtern geworden davor war ich total frech und hab immer nur quatsch gemacht (das hat meine familie auch oft bemerkt).

Ich hab angefangen mit meiner freundin vergewaltigungs spiele zu machen. wir nannten es immer babysitten oder hoppe reiter spielen. ich weiß dass ich sie immer herum kommendierte dabei. Meine freundin wundert sich auch noch darüber weil wir eigendlich gar nicht wussten was das ist was wir da tun. wir wussten ja nicht mal wie man unser spiel nennt.

Als ich 11 war starb mein onkel und meine eltern passten mittags wieder auf mich auf. MIt 13 kam ich in eine klinik wegen depressionen, selbstverletztendem verhalten, selbstmordgedanken, albträumen, dissoiziation, usw... Ich wollte aber nicht da bleiben weil ich nicht wusste was ich da sollte. also wurde ich wieder heim gelassen. Langsam wurde ich besser in der schule. Jetzt bin ich zwar auf dem gymnasium aber trozdem oft depressiv, schneide mich noch, habe angst vor männern, erschrecke wenn man mich anfässt, usw...

kann es wirklich sein dass man sexuellen missbrauch so sehr verdrängt dass man ihn vergisst?
Wäre es wirklich geschehen wüsste ich wenigstens was ich tun muss damit es mir besser geht.

bitte bitte helft mir...
LG sarah

Anwort von Sandra

Hallo Sarah!

Durchaus gibt es die Verdrängung des Missbrauchs, aber auch Misshandlungen, folter etc. denn diese traumatsichen Erebnisse werden in einem speicher des Unterbewusstein abgelegt, die sind nicht weg sondern können jederzeit wieder hoch kommen z.b. Eine leise Ahnung bohrt sich irgendwann aus dem Unterbewußtsein nach oben , ein komisches Gefühl oder irgendein "Schlüsselerlebnis", ein Gesicht, ein Geruch, eine Melodie, eine Farbe, der Absatz in einem Buch, ein Film, ein Foto, oder nur ein einziges bestimmtes Wort -erinnert, wie aus heiterem Himmel, an etwas aus längst vergangener Kinderzeit und da tauchen sie plötzlich vor Deinen Augen auf die Bilder von dem, was Dir als Kind angetan wurde, da spürst Du sie plötzlich in allen Poren, die Gefühle, die Du damals gefühlt. Du zweifelst an Deinem Verstand, "So etwas Schlimmes kann man doch nicht einfach vergessen"
Doch gerade, weil es so schlimm war!

Vergessen ist ein gnädiger Schutzmechanismus der kindlichen Seele, mit dem Kinder ganz häufig auf sexuellen Mißbrauch reagieren. Das erlittene Trauma ist aber nicht wirklich vergessen, sondern damals als Kind ganz unten in einer Seelen-Schublade (Unterbewußtsein) versteckt, die dann ganz fest und oft jahrzehntelang, zugeschlossen wurde. Machmal springt diese alte Schublade später von alleine auf und Du versuchst erschrocken, sie ganz schnell wieder zuzudrücken, aber das geht nicht mehr.
In einer Therapie kannst Du mit liebevoller und einfühlsamer Begleitung die Schublade ganz langsam öffnen und die schmerzhaften Dinge darin anschauen, berühren, aussortieren, - nur alles wegwerfen kannst Du leider nicht!

Eine Psychotherapieform deren Praktizierer davon ausgehen, dass Probleme wie Bulimie, Depression, sexuelle Störungen, Schlaflosigkeit, Angstzustände usw. auf unbewusst verdrängte Erinnerungen an sexuellen Missbrauch im Kindesalter zurückgehen. In der Traumatischen Erinnerungstherapie nimmt man an, dass ein gesunder psychologischer Zustand nur dadurch wiederhergestellt werden kann, dass man diese verdrängten Missbrauchserinnerungen zurückholt und sich mit ihnen auseinandersetzt.

Ich hoffe, das ich dir helfen konnte!

Liebe grüße und alles Gute