Problem von Julia - 26 Jahre

Schadstoffe/Schimmel am Arbeitsplatz (2)

Liebe Susi,

für eine Anwaltsberatung habe ich leider kein Geld. Es reicht ja gerade so :( Ich war die letzten 3 Tage krank geschrieben, weil ich es am Montag einfach nicht mehr ausgehalten habe (psychisch). Beim HNO Arzt stellte man fest, dass meine Nasenschleimhäute und der Rachen gereizt waren. War aber keine akute Sache. Ich habe der Ärztin auch von der Arbeitssituation erzählt. Sie sagte, sie könne mir natürlich nicht bestätigen, dass Symptome von der Arbeit herrühren, weil es theoretisch alles sein könnte, was ausschlaggebend ist. Allergisch bin ich gegen nichts, das wurde bei mir in der Vergangenheit schon 2 mal getestet.

Vorgestern hatte ich das Gesundheitsamt angerufen. Die fühlten sich jedoch nicht zuständig und verwiesen mich auf das Amt für Arbeitsschutz. Gott sei Dank habe ich dort auch einen erreicht, der sich für das Thema (insbesondere Schimmel) verantwortlich fühlte und gleich am nächsten Tag (gestern) auch hier vorbei gekommen ist. Er hatte dann auch den Schimmel an den Wänden gemängelt. Was die Chemie betrifft, so stehe ich hier immernoch mit nem großen Fragezeichen.

Ich habe mich natürlich in der Zwischenzeit anderweitig umgeschaut und mich beworben. Eine Firma hat sich direkt gemeldet und ich war dort zur Vorstellung und habe denen auch ein Praktikum vorgeschlagen, was sie dankend angenommen haben und somit war ich am Mittwoch dort und habe mir die Sache ein wenig angeschaut. Es ist eine sehr junge Firma....die Geschäftsführer sind gerade mal so alt wie ich und der Rest jünger aber das Büro ist großzügig, scheint zu laufen und ist recht organisiert. Die haben mich auch sofort gedutzt und sind sonst auch recht locker. Mein Problem ist, dass diese Stelle (Bürokauffrau) als Teilzeitstelle ausgeschrieben war und es nur zu einer Vollzeitstelle ausbaufähig ist, wenn ich eine andere Teilzeitstelle (nämlich Telemarketing) damit kombiniere. Beim Telemarketing hätte ich die Aufgabe, vorbereitend für den Vertrieb zu arbeiten, kurz: Quasi 500 Leute am Stück anrufen und fragen, ob sie das Infomaterial bekommen haben und ob sie das interessiert hat usw. Ich telefoniere nicht gerne - für mich war das immer der Horror und mitunter ein Grund, warum ich damals bei der einen Firma gegangen bin. Alle 10 Sekunden klingelte das Telefon.
Der Arbeitsanfall würde sich immer wieder verändern. Mal ein wenig mehr Bürokram oder mal mehr Telemarketing. Ich müsste damit rechnen, dass ich dort 6 Stunden sitze und nur telefoniere. Auch gehen die pro Jahr auch auf die Cebit, wo noch nicht klar wäre, ob ich das mit müsste.

Ich bin mir sowas von unsicher, ob ich damit leben könnte angesichts der Tatsache, wo ich mich nun befinde. Aber ich hatte das Thema schon einmal, habe mich zu schnell entschieden und als ich dort war, ging es mir so mies, dass ich am liebsten hier geblieben wäre. Ich bin kaputt gegangen. Und darum bin ich über 2 Wege dann auch letztendlich hierher zurück gekommen. Weißt du, es gibt Tage, da läßt es sich hier noch aushalten und es gibt Tage, da geht es mir so dermaßen schlecht, dass ich am liebsten meine Sachen packen, direkt nach Hause gehen und nichts mehr von mir hören lassen möchte.

Ich weiß nicht, was ich tun soll...bis nächsten Donnerstag habe ich noch Bedenkzeit. Die haben auch noch 2 Vorstellungen. Aber generell (ich hatte ein langes Gespräch mit dem einen Chef) fänden die mich geeignet. Sie sagten nur, dass ich mir das überlegen soll, ob mir das mit dem Telemarketing Freunde machen würde. Und die möchten sich auch in näherer Zukunft (wegen einer anderen Firmen-Idee) aus dieser Firma zurückziehen. Deshalb muss auch gewährleistet sein, dass der Laden auch ohne die beiden Geschäftsführer läuft. Das würde also bedeuten, dass viel Verantwortung auf mich zukommt, wo ich mir noch nicht sicher bin, ob ich dem gewachsen wäre. Die Auszubildende, die dort normalerweise arbeitet, habe ich dort an meinem Praktikumstag auch gesehen...sie ist oft krank und war lange Zeit im Krankenhaus. Darum mussten sich die beiden auch eine zuverlässigere Kraft suchen. Sie hatte wohl auch sehr viele Fehler gemacht.

Ich fühle mich hin und hergerissen. Einerseits will ich dem Risiko hier entgehen, andererseits will ich nicht schon wieder so einen riesen Griff ins Klo machen und mir was aussuchen, womit ich mich nicht arrangieren kann und ich wieder so da stehe, wie vor ein paar Monaten. Ich will mir nichts mehr schön reden, das verzerrt die Realität. Aber trotzdem weiß ich nicht, was sonst noch auf mich zu kommen würde, wenn ich diese Chance nicht nutzen würde.

Habe solche Angst.

Anwort von Susi

Liebe Julia,

ich kann Deine Zweifel und Sorgen verstehen. Nur denke ich, dass man auch etwas riskieren muss, wenn man sich weiterentwickeln möchte. Ganz ehrlich: mein Bauchgefühl bei dieser Sache: wechsle!
Auch wenn Dir das mit dem Telefonieren etwas widerstrebt, ich denke, dass Du da irgendwann Routine reinbringst. Vielleicht kannst Du so eine Art Training machen...?!

Auch wenn Du Dich in der Vergangenheit vielleicht schonmal falsch entschieden hast, überlege mal: könnte es noch schlimmer kommen als es jetzt ist? NEIN? Dann geh da weg!!!

Ich wünsche Dir alles, alles Gute und hoffe, dass Du für Dich den richtigen Weg findest und bereit bist, ihn auch zu gehen :)
Was auch immer Du tust, tu es 100 % !

Schreib gerne nochmal, mich interessiert, was Du vorhast!

Ich bin schon ziemlich schockiert, dass bezüglich Deiner momentanen gesundheitsgefährdenden Arbeitsstelle so wenig oder nur so schleppend etwas passiert. Eigentlich sollte man die Medien darauf aufmerksam machen...

Alles Liebe und viele Grüße!
Susi