Problem von Anonym - 27 Jahre

mein weg - tagebuchauszug

normalerweise schreibe ich keine tagebücher oder ähnliches.

meine gedanken rotieren in meinem kopf, verbinden sich mit meinen ängsten und beeinflussen meinen körper. ich habe manchmal das gefühl "das alles nicht mehr zu schaffen". meine psyche hängt sehr mit meinem liebesleben zusammen. geht es der beziehung gut, geht es mir gut. im prinzip kommt es nicht unbedingt auf mein gegenüber an - ich bin es immer wieder selbst, der sich in schwierigkeiten bringt. natürlich wünsche ich mir auch von meinem partner ein entgegenkommen bzw eine hilfe auf diesem weg. trotzdem muss ich ihn alleine gehen - das problem steckt in mir drin! meine partner gehen damit auf verschiedene weise um. meistens fühle ich mich aber verletzt, weil mein gegenüber sich nicht mehr mit mir wohl fühlt. ich versuche alles richtig zu machen - bis zur selbstaufgabe - und erreiche genau das gegenteil. meine freundin fühlt sich bedrängt und zieht sich zurück. ich weiss nicht, ob ich danach dann noch eine chance habe, die beziehung zu retten. generell klammere ich mich an jeden strohhalm, würde alles für eine fortsetzung der beziehung tun. egal, ob es sinn macht, ich etwas davon habe oder der partner das überhaupt will. ich versuche jetzt daran zu arbeiten. mal wieder habe ich mich an einen partner geklammert - war von ihm komplett abhängig. meine freundin hat sich zurückgezogen und ich musste mich für das klärende gespräch sehr erniedrigen. ich habe nüchtern mit ihr geredet und mich dafür entschieden, auf abstand zu gehen, loszulassen. trotzdem möchte ich mit ihr weiterhin zusammen sein - die beziehung war bis zu meinem klammern in ordnung! ich muss jetzt stark sein und mit dem abstand zurecht kommen. dadurch verdoppelt sich natürlich auch die gefahr, sie zu verlieren. aber dieses risiko muss ich eingehen - wenn ich die nötige distanz nicht finde, verliere ich sie auf jeden fall.
ich glaube zwar nicht, dass sie sich von den beklemmenden gedanken an mich lösen kann und wieder lust auf mich bekommt, trotzdem ist dieser abstand der erste weg zur besserung. ich versuche diese zeit so positiv wie möglich zu gestalten, wieder zu meinem "ich" zu finden und als eigenständiger mensch zu agieren. dafür treffe ich mich mit freunden, mache sport und versuche die beklemmung abzuschütteln.

trotzdem bleibt immer die angst, den partner zu verlieren, sein gesicht zu verlieren, in ein tiefes loch zu fallen. ich möchte sehr gerne mit ihr zusammen sein - aber nicht um jeden preis. lieber ein schnelles ende, als ewige unsicherheit!

insgesamt brauche ich mehr selbstbewusstsein, mehr eigenen willen! ich muss stark sein!!!!!!!!!!!!!!!!! manchmal würde ich liebsten dinge ungeschehen machen, die zeit zurück drehen. aber ich muss zu dem stehen, was ich getan, wie ich gehandelt habe. so bin ich!!!!! man kann die uhr nicht zurück drehen, man kann sie nicht vordrehen. ich leide sehr unter diesem langsamen entwicklungsprozess - aber ich will diesen weg immer weiter gehen, bis ich eines tages die fähigkeit zu einer langzeitbeziehung besitze.

so, das war eine einleitung in meine gefühlswelt - herzlich willkommen im chaos!

heute ist ein tag, an dem ich nur leichte gemütsschwankungen habe und mich neu orientiere. was sind meine chancen in der beziehung? wird sie sich melden? soll sie sich melden? wann meldet sie sich? was mache ich, wenn sie sich gar nicht meldet? diesen ballast muss ich loswerden. ich befinde mich in einer abhängigkeit, genau wie in der beziehung, nur mit viel mehr unsicherheit und leid. das darf nicht sein! ihr verhalten darf sich nicht auf meine seele auswirken. ich muss ihr verhalten akzeptieren - nicht mehr und nicht weniger! viel wichtiger ist: was mache ich in dieser zeit! ich gehe in diese phase gefühlsmässig als single, jedoch mit den verpflichtungen einer beziehung (treue). ich muss mich befreien, loslassen, atmen! ich klammere an mir selbst, an meinen träumen. jetzt kann ich dieses negative gefühl beim partner ein bisschen nachvollziehen. alles wird so kompliziert, so beklemmend. man muss frei sein, spaß haben, sich seiner selbst bewusst sein!

ich habe viele freunde, habe einen fordernden - aber guten beruf! meine eltern sind mein großer rückhalt, ich besitze dazu eine finanzielle sicherheit. mein körper ist gesund und ich habe gute chancen beim weiblichen geschlecht. ich sollte raus gehen und mein leben geniessen! feiern, relaxen, reden, schlafen. das kann ich alles ohne einen partner tun - ich bin frei! ich kann es aber auch mit einem partner tun - und das muss ich noch lernen!


also egal ob partner oder nicht - feiern, relaxen, reden, schlafen - und so vieles mehr, was der seele gut tut!

oder?

Anwort von Michaela

Hallo,

du schreibst zu deinem Problem gleich die Lösung dazu: Loslassen heißt das Zauberwort. Es ist eine beachtliche Leistung, dass du es bis dahin selbst geschafft hast, und ich finde es sehr stark von dir, dass du daran festhältst. Natürlich ist es verwirrend, weil es für dich etwas Neues ist, deinen Weg zu gehen und dich selbst zu finden - aber es lohnt sich!
Manchmal kann eine Therapie diesen Weg unterstützen, wenn nicht beschleunigen. Evtl. kannst du bei deinem Hausarzt anfragen, ob und in wieweit das für dich möglich ist. Wenn du nicht gleich den medizinischen Weg gehen willst, gibt es Selbsthilfegruppen wie http://www.emotionsanonymous.de/. Wie der Name schon sagt, kannst du dort anonym hingehen und dir Unterstützung für deinen Weg holen. Das Prinzip basiert auf den 12 Schritten der Anonymen Alkoholiker. Schau dir die Homepage mal an, das könnte was für dich sein!

Dein Prinzip "feiern, relaxen, reden, schlafen" gefällt mir übrigens sehr gut. Ich würde mich freuen, wenn du dich nach einer Weile noch mal melden könntest, um zu erzählen, wie dein weiterer Weg aussieht!

Viele liebe Grüße,

Michaela