Problem von Shawn - 24 Jahre

Meine Nichte wurde missbraucht

Liebes Team.

Erstmal ein dickes Lob an euch, was ihr tut ist wirklich super und absolut vorbildlich.

Jetzt aber mal zu meinem Problem. Es geht um meine kleine Nichte Lena. Sie ist 8 Jahre alt. Nur kurz ein paar Hintergrundinfos: meine Schwester ist Alleinerzieherin, schon beinahe seit Lenas Geburt, und hat neben Lena noch einen 12jährigen Sohn. Meine Freundin, meine Schwester, die Kinder und ich wohnen in einem Zweifamilienhaus und sind somit so gut wie immer zusammen, deswegen kriege ich, alles oder fast alles, was läuft mit. Ist auch okay so und ich bin gerne mit den Kindern zusammen. Okay, das eigentliche Problem, am Besten von Anfang an:
Lena hat eine Schulfreundin, Christina, mit der sie eben die Nachmittage verbringt. Mal sind die zwei bei uns zu Hause, mal bei Christina. Christina hat einen älteren Bruder mit 13 Jahren, P. Soweit passt auch alles. Allerdings ist uns vor gut 6 Wochen aufgefallen, dass unsere Lena immer stiller wird und auch nicht mehr zu Christina spielen gehen wollte. Erst vermuteten wir einen Streit zwischen den beiden, was sich dann aber als falsch heraus stellte, weil Christina dann immer zu uns gekommen ist. Auch andere Vermutungen, wie z.B. Angst vor dem Hund erwiesen sich als falsch. Lenas Verhalten veränderte sich nur immer mehr. Rausbekommen konnte man von ihr rein gar nichts. Sie kapselte sich richtig von allen ab, egal ob Mama, Bruder, Tante, Freundin, ich. Schließlich musste sie sich nachmittags plötzlich immer übergeben, wenn Christina anrief, ob Lena denn nicht zu ihr kommen wolle. Erst ist uns das nicht so aufgefallen und wir rätselten herum, was denn sein könnte. Auch ein Arztbesuch konnte nichts aufklären. Bald ist uns aber aufgefallen, dass es eben doch mit Christina zutun haben muss, bzw. mit ihrem zu Hause. Meine Schwester hat dann auch das Gespräch mit Christinas Eltern bzw. ihr selbst gesucht. Heraus gekommen ist erstmal nicht viel. Lena wurde immer stiller und gleichzeitig unruhiger. Ein Besuch beim Kinderarzt, der sie dann auch durchgecheckt hatte, hat dann nur ergeben, dass es nichts körperliches ist. Durch einen Zufall haben wir dann aber doch herausbekommen was los ist. Meine Schwester war mit den Kindern einkaufen und hatte zufällig Christinas Mutter und Bruder getroffen. Und wie das eben so ist plaudert man kurz miteinander. Lena, jedenfalls hat erstmal gar nicht reagiert, aber wie meine Schwester dann bemerkt hat, hat sie sich in die Hose gemacht. Das war vorher noch nie passiert. Dann zu Hause dann nach langem Fragen und Gutzureden sozusagen das ?Outing?. Lena erzählte, dass P., der Bruder von Christina sie ein paar Mal angefasst hat, unterm T-Shirt. Erstmal hat sie nur das erzählt, was auch schon eine Menge war. Die nächsten paar Tage waren so eine Art Schock für uns alle, denn es kam immer mehr. Lena erzählte, dass P. sie auch zwischen den Beinen angefasst hat, ihr seinen P**** gezeigt hat und sie ihn anfassen musste. Einzelheiten will ich jetzt weglassen.
Klar, es ist erstmal ein Schock und man weiß einfach nicht was man machen muss, soll, kann. Da Wochenende war, hatten wir bzw. meine Schwester Zeit nachzudenken, was weiter passieren sollte. Lena ging es weiterhin schlecht, aber sie war doch erleichtert, denn sie hatte Angst Ärger zu bekommen. Am Montag haben meine Schwester und ich, dann ein Gespräch mit den Eltern gesucht und auch mit P. Die Eltern waren sehr geschockt, der Junge hat erst alles abgestritten, dann aber doch zugegeben, dass das passiert ist. Das alles war eben am Montag.
Jetzt stehen wir vor der Frage was wir tun können und sollten. Meine Schwester ist momentan doch noch sehr aufgelöst und geschockt. Klar, wir sind immer für unsere Kleine da, aber das reicht nicht um sie das erlebte verarbeiten zulassen. Lena soll auf jeden Fall laufend zu einer Psychologin gehen, die sie auch schon kennen gelernt hat. Meine Schwester bzw. Lena hat sich für eine Gesprächstherapie entschieden wo auch gespielt und gebastelt wird und wir hoffen, dass es ihr ein bisschen hilft.
Wir wissen allerdings überhaupt nicht, was wir mit P. machen sollen bzw. welche Konsequenzen sein Handeln haben soll. Würde eine Anzeige etwas bringen, denn er ist doch noch strafunmündig. Wäre es besser, die Anzeige erst in 1 Jahr zu machen, wenn er es ist? Klar, wir wollen sein Leben nicht irgendwie verpfuschen, allerdings ist er auch kein kleines Kind mehr und hat nicht gewusst was er macht. Er wusste dass er etwas Verbotenes und Schlechtes tut, auf Kosten anderer. Und wenn er jetzt keine Konsequenzen erfährt, also außer vielleicht Hausarrest von seinen Eltern oder so, dann tut er es immer wieder. Vielleicht auch mit seiner Schwester. Habt ihr einen Rat für uns, was wir tun könnten?

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Shawn!

Eine erschreckende Geschichte. Ich weiß immer gar nicht so recht, wie ich meine eigene innere Bestürzung / Wut zum Ausdruck bringen soll, ohne das es klingt wie eine Floskel.

Es ist großartig, dass ihr die Veränderung wirklich gesehen und wahrgenommen habt und auch ernst genommen. Und wenn es in dieser Situation Grund zur Freude gibt, dann ist es der, dass die kleine Lena das Vertrauen und den Mut gefunden hat, darüber zu sprechen. Ihr kümmert euch großartig um sie und ich denke, ihr könnt auch eine Menge auffangen - zusammen mit der Therapie. Ich wünsche Lena ganz fest, dass sie es schafft!

Bei einer Anzeige gilt das Alter, in dem die Tat begangen wurde. D.h. es bringt nichts, zu warten, bis er strafmündig ist. Dennoch würde ich es nicht auf sich beruhen lassen.
Ich würde mit einem Polizeibeamten sprechen wollen. Ich denke schon, dass es auch für ihn Konsequenzen gäbe Kann es nicht mit Sicherheit sagen). Sei es die Auflage einer Therapie oder Gespräche mit Beamten oder Jugendamt. Irgendetwas in der Art, was ihm zum einen hilft, aber zum anderen auch absolut deutlich macht, dass er eine Straftat begangen hat.
Wendet euch an einen Beamten, der spezialisiert ist auf Kinder- und Jugendkriminalität. Die gibt es auf den größeren Revieren. Führt ein Gespräch mit ihm und lasst euch sagen, welche Möglichkeiten offen sind.

Ich wünsche Dir, euch und vor allem der Lena alles erdenklich Gute und jede Menge Kraft!
Dana