Problem von André - 40 Jahre

Keine Perspektive (2)

Keine Perspektive (2)

Liebe Susi!

Danke Dir für Deine erneute Antwort. Nein, Du hast mich nicht gefragt, warum ich so sehr vom Leben enttäuscht bin, sondern mir geraten, durch schreiben oder zeichnen meine innere Leere, meine Enttäuschung auszudrücken auszudrücken. Meinen Kopf ausschalten, ja. Wenn das so einfach wäre. Ich kann die Augen halt nicht schließen, wenn ich vor die Tür gehe. Und ~~~~ine Zuhause fühle ich mich aber auch nicht wohl. Mir ist durch ein Gespräch mit einem Vertrauten klargeworden, dass ich mein Leben lang immer nur für andere da war. Meine eigene Entwicklung ist dabei schein auf der Strecke geblieben. Ich habe immer gerne geholfen, auch Menschen die mir nicht unbedingt so sympathisch waren. Darin bestand, hauptsächlich mein Lebensinhalt. Früher hatte ich auch Hobbys, Motorrad fahren, ans Meer fahren, tauchen, lesen, Musik hören, diskutieren, philosophieren, aber auch feiern. Habe selbst oft aufgelegt und somit mansche Party gerettet. Aber auch das gibt mir nichts mehr. Ebenso habe ich die Natur immer geliebt. Meine bisherigen Wohnungen waren immer voll von Pflanzen, die ich gehegt und gepflegt habe. Habe sogar, auch wenn es sich vielleicht etwas seltsam anhört, mit meinen Pflanzen gesprochen, während ich sie goss, reinigte, umtopfte. Habe so manchen ?hoffnungslosen? Fall wieder hochgepäppelt, und er gedieh wieder wundervoll. Ich habe die Natur, wie bereits erwähn, immer geliebt, aber bei meinem letzten Besuch am Meer, sah ich nur noch plätscherndes Wasser. Wobei ich mir, am Rande bemerkt, bewusst zu sein glaube, dass es einen unterschied gibt, zwischen sehen und Schauen. Aufblühende Pflanzen im Frühling, lassen mich nun kalt. Habgier und Hass habe ich, wie geschrieben schon lange überwunden. Ich weiß auch wohl, dass das wesentliche für die Augen unsichtbar ist, bin immer meinem Herzen gefolgt, "aus dem Bauch heraus", selbst wenn mir mein Verstand etwas anderes geraten hat. Aber es ging in der Regel schief. Nächstenliebe versuche ich so weit als möglich zu praktizieren, eben auch Menschen gegenüber die mir schon ungutes angetan haben, eben weil ich den Hass überwunden habe, aber auch spontan fremden gegenüber. Habe mal einem EQ Test gemacht, der mir eine sehr hohe Soziale Kompetenz zuschrieb. Trotzdem wird meine Gutmütigkeit immer wieder benutzt/ausgenutzt, als Zeichen der Schwäche gedeutet. Ich übe aber auch solchen Menschen gegenüber immer wieder Nachsicht, da ich eben eine andere Weltanschauung habe, andere Wertvorstellungen. Ich war immer voller Wissensdurst, um mich selbst zu verbessern. Vor meiner Tür anfangen. Ja, das habe ich immer getan, da dies auch meine Vorstellung ist, etwas zu verändern. Dank dafür habe ich auch schon erfahren, was natürlich, ob der Seltenheit und weil ich nicht unbedingt Wert darauf lege, gut getan hat. Ich halte mich schon für einen offenen Menschen, da es wohl auch kaum noch einen Menschlichen "Abgrund" gibt, der mir fremd ist und ich auch immer bemüht bin die Hintergründe zu verstehen. Im Laufe meines Lebens habe ich vom "Penner" bis zum Akademiker schon so ziemlich ~~~~s im Bekanntenkreis gehabt. Aber wie mir auch die Auswertung des EQ Tests beschrieb, verursache ich eben grade durch meine Offenheit, Hilfsbereitschaft, Erfahrenheit etc. bei vielen meiner Mitmenschen Argwohn und Missgunst. Dabei versuche ich doch nur ein guter Mensch zu sein, ohne ein Beispiel "heraushängen" lassen zu wollen. So etwas ist gar nicht meine Art. Ich war immer der Überzeugung, wenn ich meinen Mitmenschen offen entgegentrete, auch Menschen zu begegnen, die dies erkennen und auf Grund dessen auf mich zukommen. Selbst Menschen, die mich anfangs für ?sonderbar? hielten und oder sich lustig darüber machten, kamen irgendwann auf mich zu und fragten mich um Rat oder Hilfe.
Aber wie geschrieben, eigentlich suche ich ~~~~nfalls noch nach einem Vorschlag, oder einem Ansatz, wie ich mit dem Selbstbetrug umgehen soll. Ich bin so müde, immer für andere da zu sein, auch wenn ich es stets gerne war. Als Buddhistisch angehauchter Mensch, möchte ich dorthin, wo ich endlich Ruhe finden kann, dorthin, was die Buddhisten das Nirwana nennen. Aber selbst wenn mir der Sieg über den Selbstbetrug noch fehlt, um, möglicherweise, dort hin zu gelangen, so es dies nun gibt, wie z.B. bei den Christen der ?Himmel?, ich habe einfach keine Kraft mehr. Und grade jetzt, wo ich wieder am eigenen Leib erfahren habe müssen, dass ein geliebter Mensch, der mich auch liebt, lieber dem Weg des Mammons folgt, als dem des Herzens, frage ich mich, betrüge ich mich nicht selbst, in dem ich an so etwas wie das Nirwana glaube? Kannst Du das nachvollziehen? Vielleicht ist danach ja auch einfach nichts mehr. Damit stelle ich aber eben mein ganzes bisheriges Dasein in frage. Warum also noch weitermachen? Ich will halt gerne auf ?Nummer sicher? gehen; und den Selbstbetrug auch noch besiegen. Aber woher soll ich die Kraft nehmen, meine Augen vor dem zu verschließen, was ich jeden Tag sehe?
Den ?kleinen Prinzen? werde ich mir besorgen.

Liebe Grüße,
André

Anwort von Susi

Lieber André,

es wird wirklich schwierig für mich, Dir noch einen guten Rat zu geben, daher wird meine Antwort auch nicht so ausführlich. Ich bin der Meinung, dass wirklich nur Du allein aus Dir heraus erkennen kannst und musst, dass alles was Du bisher erlebt hast -Gutes und Böses- seinen Sinn hat und Dich geformt hat.

Mich beschleicht ein wenig das Gefühl, dass Du Dich gern hinter dem Wort "Selbstbetrug" versteckst - eigentlich aber Selbstmitleid meinst!
Du betrügst Dich nicht selbst, denn Du siehst die Dinge doch ganz klar! Du kannst Dich ganz einfach nicht aufraffen, Dir selbst gegenüber zu treten und die Ärmel hochzukrempeln. Und wenn DU das nicht machst, macht es keiner für Dich!
Wie unser guter Robbie W. z.Zt. singt: No one learns from your mistakes! mit anderen Worten: Aus Deiner Erfahrung wirst nur Du selbst am schlauesten!

Mich freut, dass Du den Impuls zum "kleinen Prinzen" aufnimmst. Ich wünsche Dir, dass Du wieder mehr Licht in Dein Leben lässt.

Ganz liebe Grüße
Susi