Problem von Deunin - 24 Jahre

Seltsames Leben....

Hallo Zusammen,

Ich weiß auch nicht so genau, warum ich auf die Idee komme euch grade jetzt zu schreiben... Vielleicht weils mir grade einfach mal wieder nicht so toll geht.
Wahrscheinlich aber auch um mich einfach mal auszusprechen.
Ich fang ganz von vorne an. Ich wurde vor 24 Jahren als Zwilling geboren; In eine Beziehung die aus Erpressung und Hass bestand. Meine Mutter arbeitet als Lehrerin, hatte eine Affaire mit einem Schüler, mein Vater bekam es raus, erpresste sie bei ihm zu bleiben. Meine Mutter wurde mit uns schwanger, hasste uns, weil wir der Grund waren, weshalb sie nicht von ihm weg kam. Das sagte sie uns auch. Sie ist nur bei ihm geblieben, weil sie es finanziell nicht alleine geschafft hätte. Und vermutlich auch, weil die Leute geredet hätten?ja so ist sie, ein Goldstück! Es war immer wichtiger was die Leute geredet haben, als das was wir gefühlt haben. 3 Jahre später war sie wieder schwanger, eine Schwester. Meine Mutter liebte sie, weil sie sie an sich selbst früher erinnert hat. Meine Mutter ist Einzelkind, und deshalb konnte sie mit der einzelnen kleinen Schwester mehr anfangen als mit uns. Sie sagte mir mal, dass sie immer auf uns eifersüchtig war, weil wir einander hatten, und sie nie ?zwischen? uns kam. Ja, das hat sie tatsächlich gesagt?.
Meine Mutter hat unsere kleine Schwester stark bevorzugt, kann man sich denken. Es war sehr übel, meine Zwillingsschwester und ich hatten kein Selbstbewusstsein, wir hatten Angst vor allen Kindern, auch vor kleineren, weil sobald was passierte immer wir schuld waren. Auch wenn das Gegenteil auf der Hand lag.
Ich hasste meine kleine Schwester.
Mein Vater kümmerte sich nie um uns. Er lebte zwar im Haus, aber er war ein Fremder für mich. Wenn mir einer erzählen würde, dass er kalt wie eine Leiche ist?nun, ich würds ihm glauben. Er hat mich nie in den Arm genommen, nie was nettes gesagt. Also von dem war auch nicht so wirklich viel zu erwarten. Mit meiner Zwillingsschwester verstand ich mich gut, bis sie mit 16 ihren ersten Freund hatte. Es war als sei ich ihr auf einmal egal. Sie war nicht mehr für mich da. Ich hatte dann auch mal einen Freund. Nicht der Erste, aber der erste mit dem ich schlief. Er war ein riesen- A***. Er war nur mit mir zusammen, um mich herumzuschubsen, meine Schwester mochte ihn nicht, machte sich lustig. Da sie sich aber auch nicht um mich kümmerte klammerte ich mich an diesem Wiederling fest. Er vergewaltigte mich, und ich erzählte es niemandem, nur um nicht allein zu sein. Danach war ich noch Monate mit ihm zusammen.
Das alles liegt zum Glück hinter mir, ich lebe seit 3 Jahren mit meinem Freund zusammen, es ist schön, ich bin glücklich, habe meine Ausbildung beendet, bin aber leider arbeitssuchend.
Ich nehme seit 1,5 Jahren Antidepressiva, sie helfen mir sehr. Ich hatte nämlich starke Depressionen, bin nicht mal mehr aus dem Bett gekommen. Aber das ist alles vorbei. Ich habe wenig Kontakt zu meinen Eltern, leider bin ich finanziell noch nicht unabhängig von ihnen, weil ich eben noch keine Stelle hab (bin aber auch grad erst fertig, wird schon).
Mein Zwillingsschwester lebt im Moment sehr anders als ich, sie hat eben verschiedene Beziehungen in letzter Zeit gehabt?Ich glaube irgendwie ist sie aus der ganzen Sache auch nicht unbeschadet herausgekommen. Sie hat eine Zeit lang auch gekifft? Ich habe mir Sorgen um sie gemacht, ich hoffe dass sie mit ihrem jetzigen Freund glücklich wird, und wieder etwas zur Ruhe kommt.
Ich habe mit ihr nie über meine Vergewaltigung gesprochen, ich kann ihr auch nicht sagen, dass ich mich um sie sorge, wenn sie z.B. kifft, oder weil sie so schnell so stark abgenommen hat?.
Irgendwie hasse ich das. In meiner Familie wurde gerne etwas totgeschwiegen. Meine Mutter hat meinen Vater übrigens viele Jahre betrogen, und wir haben das mitbekommen, und mussten schweigen?Jetzt ist sie mit nem anderen Kerl zusammen. Irgendwie finde ich es erschreckend wie egal sie mir ist. Und auch mein ?Vater?. Sie sind mir echt egal. Ist das nicht eigentlich das schlimmste was einem passieren kann? Dass man jemandem egal ist?
Nun? ich weiß auch nicht, was für eine Antwort ich erwarte, vielleicht einfach eine Meinung zu dem ganzen Mist. Ich wollte es einfach mal runter schreiben, mir alles von der Seele quatschen. Aber alles passt hier gar nicht hin...ich sollte ein Buch schreiben ;-) wird abern Drama?.
Danke fürs Zuhören?.

Deunin

Anwort von Susi

Liebe Deunin,

ich kann Dir nicht sagen, was das Schlimmste ist was einem widerfahren kann. Für mich persönlich wäre es das absolut schlimmste, meinen Sohn zu verlieren. Alles andere könnte ich verkraften. Was Dir passiert ist, ist auch sehr schlimm und die ganze Sache wird für Dich auch nicht leichter, gerade weil Du nie die Gelegenheit hattest (oder suchtest) darüber zu reden.

Dass Du in Deinem Elternhaus nicht "gelernt" hast, wie eine harmonische Beziehung zwischen Mutter und Vater und Eltern und Kinder funktioniert, das ist in meinen Augen sehr schlimm Du kannst es jedoch nicht ändern. Das Paket, das Du jetzt mit Dir herumträgst, wurde durch viele Faktoren bestimmt. Du sagst, Du nimmst Antidepressiva, sind die von Deinem Arzt verschrieben oder gehst Du zu einem Psychologen in Therapie? Falls Du letzteres noch nicht tust, nimm es bitte in Angriff. Es ist -glaube ich- wichtig für Dich, Deinen bisherigen Weg aufzurollen und Abstand zu gewinnen, allein durch Medikamente wirst Du das nicht bewältigen. Was den Lebenswandel Deiner Zwillingsschwester angeht, nun es ist IHR Leben. Auch wenn es weh tut, Du musst sie einfach ihren Weg gehen lassen. Du könntest versuchen, Deine Sorgen und Gefühle was sie angeht in einem Brief zu formulieren, da kannst Du alles reinpacken (die Vergewaltigung könntest Du als "schlimmes Erlebnis" verpacken, wenn Du nicht zu direkt werden willst) und ihr sagen, dass Du endlich nach vorn schauen willst. Frag sie auch nach dem, was sie sich wünscht. Biete ihr auch an, dass ihr über alles sprecht.
Was die Vergewaltigung betrifft, so solltest Du Dich einmal beim Weißen Ring erkundigen (Link unten in der Antwort) was Du nach der Zeit noch tun kannst.
Ich wünsche Dir wirklich alles erdenklich Gute und hoffe, dass Du Deinen Weg findest. Auf und Abs gibt es immer im Leben, aber ich wünsch Dir, dass Du lernst mit allem umzugehen, ohne herbe Rückschläge in die Depression zu erleiden!

Ganz ganz liebe Grüße
Susi


http://www.weisser-ring.de/bundesgeschaeftsstelle/index.php