Problem von Anonym - 17 Jahre

mein Bruder

hallo.

vor kurzem ist unser vater gestorben, und mein bruder (17), der vorher bei ihm gelebt hat (unsere eltern waren geschieden), ist nun zu uns gekommen.
ich kenne meinen bruder ja auch so, wie er vor dem tod von unserem vater war, und ich muss sagen, dass er sich vollkommen verändert hat. ich kenne meinen bruder als einen weltoffenen menschen, etwas aggressiv gegen seine umwelt (ich weiß noch, wie er bei einem streit die stühle durchs zimmer geworfen hat), und auch als vielseitig interessierten menschen. ich weiß, dass ihn der tod unseres vaters sehr berührt hat und er nun erstmal etwas zeit braucht, um es zu verarbeiten. für mich war das nicht allzu schwer - ich bin zwar auch traurig - aber die tatsache, dass ich unseren vater viel schlechter kannte, macht es vielleicht einfacher, weil ich nicht unbedingt weiß, was ich verloren habe. dennoch hat sich mein bruder seit diesem tragischen ereignis vollkommen verändert. er ist oft in sich gekehrt, spricht nur noch selten und es kommt oft vor, dass er seine gedanken nicht einmal zu ende spricht - zumindest nicht so, dass ich sie hören kann. er bricht den satz nicht einfach ab, sondern seine stimme wird immer leiser und dann hört er mit sprechen auf. außerdem reagiert er oft nicht, wenn man ihn anspricht, er ist total verträumt. ich entdecke neuerdings auch wunden an seinen armen und beinen. in der schule ist er total abgesackt, seine früheren freunde wenden sich von ihm ab. (er ist nicht weit weggezogen, es wäre also kein problem, sich zu treffen)
unsere mutter ist viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als sich um uns zu kümmern und an meinem bruder hatt e sie von anfang an recht wenig interesse. ich glaube also nicht, dass ich auf ihre mithilfe hoffen kann.

ich mache mir nur einfach sorgen um ihn und habe angst, dass er sich irgendetwas antut. wie kann ich ihm nur helfen?

Anwort von Sabine

Hallo!

Deine Sorge scheint berechtigt. Menschen, die sich plötzlich, nach so einem schlimmen Ereignis in sich kehren, tragen etwas mit sich herum in Gedanken, was sie sehr belastet. Die Narben, die Du siehst oder an ihm entdeckt hast, kann es sein, dass er sie sich selber zufügt um sich von seinem Kummer und Sorgen abzulenken?
Du schreibst zwar, dass Deine Mutter nach dem Tod Deines Vaters selber genug mit sich zu tun hat, aber vielleicht ist es Dir doch möglich, dass Du abends, wenn alles ruhig geworden ist, mal mit ihr sprichst und ihr sagst, was Dir aufgefallen ist und das Du Dir Sorgen machst. Auch Deinen Bruder solltest Du ruhig darauf ansprechen, dass Du Dir Sorgen um ihn machst. Nimm ihn dabei in den Arm, damit er spürt, wie lieb Du ihn hast. Er kann stolz auf Dich, seine Schwester, sein, dass sie so über ihn wacht. Zeige ihm jetzt vielleicht auch, dass Du Dir Sorgen machst. Vielleicht ist es ein Ansporn für ihn darüber zu sprechen.

Lieben Gruß