Problem von Anonym - 19 Jahre

manische Depressionen?

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.
Ich beginne einfach mit dem Anfang ? da kann ich nichts falsch machen.
Als ich 10 war, gingen meine Eltern vor meinen Augen mit einem Messer auf sich los und haben sich verletzt. In meiner Familie herrschen seit jeher Intrigen und Misstrauen. Als ich 14 war, bekam ich heraus, dass mein Bruder nur mein Halbbruder ist und mit 15, dass meine Mutter shizophren und medikamentenabhängig ist und keinen Bezug zu der Wirklichkeit hat. Je älter ich nun werde, desto mehr bekomme ich das zu spüren.
Ich habe zwei Schwestern und den Halbbruder. Meine Mutter ist Antroposophin und völlg abgehoben. Meine Eltern ließen sich scheiden, als ich 12 war ? darunter litt ich nie. Ich war mir dessen jedenfalls nie bewusst, konnte mich eigentlich fast froh und erleichtert nennen. Ich bin immer bei meinem Vater geblieben, weil meine Mutter mir Angst macht, so attraktiv und sanft sie auch ist ? sie ist verrückt! Sie und ihre Krankheit sind mir unheimlich und würde ich mich zu sehr auf sie einlassen, würde ich leiden. Ich sehe sie als Freundin und nicht einmal als besonders gute. In meiner Familie ist viel passiert und Vergangenheit wird Gegenwart und bestimmt auch zur Zukunft. Es hört nicht auf.
Nun zu meinem jetzigen Zustand:
Ich habe panische Angst vor Menschenmassen und es kommt psychischer Folter gleich, mich an einen belebten Strand zu setzen. Ich hasse es, in die Stadt zu gehen und mehr als alles andere... shoppen. Ich bin unentschlossen und hasse Spontanität.
Jedes kleine Erlebnis wirft mich aus der Bahn, Streitigkeiten treffen mich schlimmer, als es normal ist. Ich lebe ausschließlich in meinem Zimmer und dort in meiner Traumwelt, die ich mit Geschichten reell werden lasse. An manchen Tagen kann ich keinem aus meiner Familie (Mein Vater, meine Stiefmum und meine kleinste Schwester, die auch zu uns gekommen ist) in die Augen blicken. Jedes ihrer Worte verachte ich und wenn sie mich ansprechen, fasse ich es als Beleidigung auf und reagiere dementsprechend. Ich interpretiere einen Ausdruck in ihre Stimmen, der nicht existiert und fühle mich angegriffen. Ich bin gereizt und aggressiv, jedoch ebenso verletzlich. Ich habe Konzentrationsrobleme, im letzten Monat zwei Schwächeanfälle, einen Asthmaanfall und öfters Schlafstörungen, wodurch ich am darauffolgenden Tag noch weniger umgänglich bin. An manchen Tagen bin ich hyperaktiv und viel zu lustig. Ich putze die Wohnung und mein Zimmer gleich doppelt und dreifach, tanze, singe und umarme jeden. Am darauffolgenden Tag kann es ebenso gut sein, dass ich die Gardinen zuziehe und mich verkrieche... und keinen Finger krumm mache, weil mir die Lust an allem fehlt. Ich bin gewissenlos und nicht scharf auf Freunde. Meine große Clique habe ich aufgegeben und derartige Kontakte sind mir nicht mehr wichtig. Mir graut es regelrecht davor, etwas zu unternehmen. Ich fahre nie mit in den Urlaub, kapsel mich restlos ab und erlebe nur wenige Tage, an denen ich lache und nicht daran denke, wie es wäre, würden alle sterben. Wenn ich zuviel lache, kann es außerdem schnell in bittere Tränen umschlagen und Depressionen, aus denen ich mehrere Tage nicht herauskomme. Andere kennen mich als übertrieben heiteren Menschen. Ich bin vielen sympathisch und sehe mich selbst als Wrack. Ich habe keine Kraft mehr, habe jedoch noch nie an Selbstmord gedacht. Meine Rolle des Vertrauensmenschen hasse ich, immerhin ist es nicht sehr praktisch, zu grinsen und fast in Lachen auszubrechen, wenn andere von traurigen Todesfällen in ihrer Bekanntschaft sprechen. Das tue ich wirklich und kann nichts dagegen tun. Ich habe Alpträume und kann mich mit normalen Erinnerungen zu Weinen bringen. Ich habe keinen Ansporn, keine Lust auf alles. Ich habe keine Ziele und quäle mich durch das Leben, von dem ich völlig erschöpft bin. Ich lebe nur, um zu leben.
Ich wollte eine neue Familie mit meiner Stiefmum haben und als ich dann erfuhr, dass meine kleine Schwester unter der psychischen Störung meiner Mutter leidet und zu uns will, habe ich sie abgrundtief gehasst. Ich hasse sie immernoch und sie ist 10 Jahre alt. Sie hat sich in meine Familie eingemischt, für die nur ICH gekämpft habe! In dieser neuen wundervollen Familie spüre ich seit einiger Zeit keine Wärme und weiß nicht, ob ich die einzige bin, die so fühlt. Ich habe alles mit meinem Vater durchstanden und nun ist er mir gegenüber kühl und desinteressiert, als hätte er keine Geduld für seine psychisch kranke Tochter. Ich war schon einmal kurz davor, auszuziehen, auszuziehen, weil ich es einfach nicht mehr aushielt. Ein merkwürdig tolles Gespräch mit meinem Vater und meiner Stiefmum gab mir neue Hoffnung... ja, solche Hoch's gibt es immer und gleich auf dem Fuße folgt das Tief und nichts ist mehr so, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich rede mit meinem Vater und meiner Stiefmum nicht über meine psychischen Probleme. Sie wissen nur das gröbste.
Ich sprach stattdessen mit einem Vertrauenslehrer, der früher Psychologe war. Er meinte, man könne bei mir von manischen Depressionen ausgehen und vermittelte mich an eine Psychologin. Diese erklärte mir nach den Probesitzungen, in denen ich ihr mein Herz ausgeschüttet habe,dass sie mich nicht übernehmen kann und dass ich einen Psychiater konsultieren und möglicherweise Medikamente nehmen soll. Fast habe ich einen Psychiater gefunden, dann macht mir mein Vater Mut, indem er meint, dass mir Heileurythmie helfen könnte. Immerhin kenne ich mich selbst nicht mehr, fürchte mich vor mir und weiß nicht, wer da tief in mir steckt. Eine melancholische Seele? Oder eine heitere? Ich kenne mich wirklich nicht. Der Arzt, der mir diese Heileurythmie verschreiben kann, ist selbst Antroposoph und die Antroposophie war noch nie nach meinem Geschmack. Der Arzt will mich jedenfalls übernehmen und mich mit seinem pfanzlichen und naturalen Hokupokus beglücken. Das will ich nicht und ich will auch nicht zu der antroposophischen Psychologin! Ich traue diesem Frieden nicht und alle diese Menschen erinnern mich zu sehr an meine Mutter.
Ich habe immer gute Noten gehabt und möchte mein Abitur machen, fand bisher jedoch noch keinen Platz an einer dementsprechenden Schule. Also überbrücke ich das jetzige Jahr, hänge in diesen Augenblicken aber noch in der Luft. Die Außenwelt dringt verunsichernd in mich ein und zufällig sind es immer solche Tage, an denen sich alles bündelt. Die Kühle meines Vaters, die Unzufriedenheit meiner Stiefmun, die übertriebene Sorge meiner geliebten Schwester. Ich stürze immer und immer wieder ab. Ich würde alles tun, damit ich mich wieder in den Griff bekomme, aber ich gehe zu keinen Antroposophen und auf Medikamente bin ich auch nicht besonders scharf! Und der Psychiater, der allen armen Menschen helfen will, ist seit zwei Wochen nicht zu erreichen, geschweigedenn, habe ich ihn schon einmal erreicht!
Ich habe den Hasen meiner Schwester getötet, als ich 15 war und ich habe meinen eigenen gequält, bis ich innerlich etwas erwachsener wurde. Ich raste sofort aus, wenn man mir auch nur im geringsten komisch kommt. Ich lebe in meiner eigenen Welt und kann mich nicht von ihr lösen, auch wenn ich es will.
Ich weiß nicht, zu was ich fähig bin, wie und ob es mit dem Leben weitergehen soll und was aus mir wird. Ich weiß, dass es ernst um mich steht und hier in diesem Brief habt ihr ungefähr ein Drittel meiner wahnsinnig lustigen Laufbahn erfahren.
Bitte gebt mir Rat! Ich finde nirgendwo den Halt, den ich brauche.
Vielleicht klang das alles jetzt etwas irritierend, aber es gibt dort so ein riesiges Knäuel in meinem Kopf, das ich nicht entfitzen kann.

Anwort von Falko

Hi,
tut mir echt leid was da alles abgegangen ist! Nicht einfach.
Also zuerst möchte ich sagen das wir keine Diagnosen stellen!
Meine Empfehlung für Dich wäre der Psychiater+Psychotherapeut gewesen! Für mich klingt es so als ob Du von dem ganzen drumherum erschöpft bist. Auf und ab`s sind normal-jeder empfindet sie anders schlimm. Aber in einem erschöpten Zustand werden deratige Situationen heftiger empfunden,heftiger oder verzerrt wahrgenommen und dementsprechend anders bewertet und reagiert. Besonders drastisch fällt dies bei nahestehenden auf, da diese einen ganz anderen Draht zu uns haben. Tiefer zu uns durchdringen(auch tiefer als uns manchmal lieb ist).
Der Psychiater kann dir helfen indem er dir einen Psychotherapeutorganisiert mit dem Du dann parallel zum Psychiater in Kontakt stehst.Und er kann dir Medi`s organisieren die: -einen ausgeglichenen Tag-Nacht-Rhytmus unterstützen, -dich am Tag dementsprechend fitter werden lassen, -und dir zB.Ängste nehmen können die dir evtl noch gar nicht bewußt sind.(Knäuel im Kopf) >Das ist alles kein Hokuspokusund man muss sich auch nicht schämen diese Hilfe in Kauf zu nehmen! Dies könnte ein Anfang sein ersteinmal Kraft zu sammeln um richtig loszulegen... um ersteinmal einen klareren Kopf zu bekommen,Mut zu bekommen sich auf neues einzulassen,...und nicht zuletzt mit dem Psychotherapeuten Strategien zu erarbeiten die Dir weiterhelfen werden!
Das ist Arbeit an sich selbst.Kostet viel Zeit. Das hat dann auch nichts mit auf die Couch legen und reden lassen zu zun, sondern sollte ein Zusammenarbeiten mit dem Therapeuten darstellen.Er bietet quasie nur Hilfe zur Selbsthilfe an und weist Dir einen Weg. Er kann Dir auch verschiedene Strategien vermitteln die auf bestimmte Situationen in deinem Alltag zugeschnitten sind um diese zB zu entschärfen... .
Das musst Du allerdings wollen.
Ob Du mit deinem jetzigem Umfeld dann weiterhinklar kommst kann ich Dir natürlich so nicht sagen. Oft werden die Erschopfungszustände durch das derzeiteige Umfeld begünstigt. Es empfiehlt sich auch heirüber mit dem Therapeuten zu sprechen ob diverse Veränderungen sinnvoll währen.
Und welche Hilfen Du zB. finanziell bei Auszug erwarten kannst.
Schau ruhi auch mal hier:
"www.psychiatrie.de"
"www.psychiatrie-aktuell.de"
Aber ich empfehle Dir nicht selbst irgendwelche Diagnosen zusammen zureimen und Dich darauf zu fixieren. Sicher sehnst Du Dich nach einem Ansatzpunkt.Aber es nützt Dir nichts wenn er nicht stimmt oder Du Dir nicht sicher bist ob es der Richtige ist. Das ist Profi-sache!
Du beschreibst deinen Zustand sehr detailiert-das heißt das du auch sehr auf Dich achtest,in Dich hinein schaust-geh mal raus,atme tief durch und geniesse alles was dir über den Weg läuft. Ich nehme an das fällt Dir schwer-lass`n Profi ran.Vermutlich brauchst Du nur einen kleinen Schupser, einen Anstoß.
Hoffe Dir gezeigt zu haben das Du damit nicht allein bist;) und das es Möglichkeiten gibt eine garnicht so weite Lösung in Aussicht zu haben.
Wenn nicht-schreib gern wieder
LG Falko