Problem von Sandra - 42 Jahre

Ich bin ein Transvestit

Hallo, mein Name ist Sandra und ich bin ein Transvestit mit Transsexuelle Tendenzen. Ich sehne mich mehr als eine Frau zu Leben, ich würde auch sehr gerne Hormone nehmen. Aber da ich in eine Kleinstadt lebe ist es für mich schwierig eine Anlaufstelle zu finden bzw. mit jemanden darüber zu sprechen. Da ich große Angst habe mich zu outen, ich weiss auch das meine Familie mich nicht akzeptieren würde. Da ich auch zur Zeit auf Arbeitssuche bin ist mir ein Umzug in eine größere Stadt unmöglich. Ich hoffe das Sie mir ein bisschen weiter helfen können bzw. einige Tips geben.

Mit freundlichen Grüßen

Sandra

Anwort von Sabine

Hallo!

Ich denke mir, dass es eine Klemme für Dich sein muß. Du möchtest als Frau ausleben, aber kannst aufgrund Deines Umfeldes nicht aus Dir heraus. Auch Deine Situation und Deine Lage lassen es nicht zu. Du musst Dich unwohl fühlen, dass kann ich verstehen.
Aber, was soll ich Dir raten? Deine finanzielle Situation lässt weder einen Umzug zu noch eine Hormonbehandlung. So lange Du kein festes Einkommen hast, wird es schwierig.
Ich denke, Deine einzige Möglichkeit ist es, Dein Leben, was Du so gerne führen möchtest, in Deinen vier Wänden auszuleben. Es ist zwar nicht die Lösung, die man sich wünscht oder die ich Dir wünsche, aber leider geht es für Dich wohl nicht anders. An die Öffentlichkeit zu treten fände ich einen wahnsinnigen Schritt. Zumal Du arbeitssuchend bist und die Gesellschaft noch sehr vor Transvestiten zurückschreckt. Es sogar als Grund nehmen würde Dich nicht einzustellen, kann ich mir vorstellen.
Ich persönlich kenne eine ähnliche Situation von einem Bekannten. Ich persönlich hatte ihn akzeptiert und seine Art es auszuleben. Doch habe ich auch beobachtet, dass er sich von der Gesellschaft distanziert hatte. Er hatte nur wenige, mit denen er offen darüber sprechen konnte. Er war in Deinem Alter und hat es nur zu Hause ausgelebt, wie er sein wollte, nämlich als Frau. Eine Hormonbehandlung kam auch bei ihm aus finanziellen Gründen nicht in Frage. Er hat also das Beste daraus gemacht und sein Leben für sich gelebt. Ich kann mir aber nicht wirklich vorstellen, dass er glücklich war so ganz allein, obwohl er immer wieder gesagt hat, dass er lieber allein sei und ausleben kann, was er fühlt, als ständig abgestoßen zu werden.
In den Großstädten ist es heute keine Schwierigkeit mehr, davon habe ich gehört. Es gibt sogar eigene Bars und Kneipen, wo sich fast nur Transvestiten treffen. Sie haben eine Runde und einen Kreis für sich gebildet. Der anderen Gesellschaft fällt es immer noch schwer zu akzeptieren, dass man es ausleben möchte, aber nur, wenn man den anderen zeigt, dass man dazu steht, dann werden sie es nach langer Zeit auch irgendwann akzeptieren. Es gibt Menschen, die sehen Dich an und es gibt Menschen, die schauen in Dich hinein. Nur leider zählt bei den meisten Menschen immer noch der erste Blickkontakt und einige schreckt es ab. Mich persönlich würde es nicht abschrecken, wenn ich einem Mann begegnen würde, der eigentlich sein Frauensein auslebt. Ich persönlich würde es interessant betrachten und eigentlich könnte man den Hut ziehen, denn dieser Mensch zeigt doch nur, dass er den Mut hat auszuleben sowie er fühlt und denkt. Niemand sollte für seine Gefühle bestraft werden, auch nicht mit abwertenden Blicken, wie es immer wieder so viele tun.
Da es Dir aber in Deinem kleinen Dorf nicht möglich ist, wie Du es beschreibst, so an die Öffentlichkeit zu treten, könntest Du Dich vielleicht im Internet Gleichinteressierten anschließen. Mit ihnen Kontakt aufnehmen und Dich darüber unterhalten, wie sie mit ihren Erfahrungen umgehen. Wenn Du ein wenig herumgoogelst, dann wirst Du bestimmt einen Chatraum finden, wo es Gespräche hierüber gibt. Wer weiß, vielleicht entsteht hier oder da auch noch eine neue Freundschaft und Du bekommst doch noch die Gelegenheit in Deine Traumstadt zu ziehen und auszuleben, was so in Dir lebt und Du es in dem kleinen Dorf auch wegen Deiner Lage und Situation nicht ausleben kannst.
Ich kann Dir leider nicht weiterhelfen, da es Deine Lage nicht zulässt, aber es ist schön, dass Du uns geschrieben hast und mit uns darüber sprechen mochtest.

Lieben Gruß.