Problem von Lena - 18 Jahre

Hat mich das alles zu sehr geprägt?

hallo liebes kummerkasten -team :O)

Ich habe im sommer eine ausbildung zur erzieherin begonnen und bin dafür in ein wohnheim gezogen, erstes kleines zimmer und viele neue leute und freunde.
Ich habe einen kleinen aber festen freundeskreis. meine mutter begann vor ein paar jahren eine liebesbeziehung mit einem anderen mann (hat auch familie, erwachsene Kinder), vor 1 jahr habe ich per zufall davon erfahren, ich war sehr bestürzt und durcheinander noch dazu musste ich versprechen, es niemanden, besonders nicht meiner familie, zu sagen.
natürlich habe ich mit meinen freunden und auch später mit meiner schwester darüber gesprochen. Doch jeder kann sich vorstellen, wie es ist, seinem vater gegenüberzustehen und zu denken "ich weiss, was du nicht weist". ich wusste. er darf es nicht wissen. doch es ist seltsam. ich habe mich mit der zeit daran gewöhnt und habe sehr viel darüber gesprochen, sogar mit meiner mutter.
so lief es fast ein halbes jahr. aber das familien klima hat sehr darunter gelitten. Vor 6 monaten (ich war im wohnheim) erfuhr ich am telefon "mama ist ausgezogen". alle waren schwer getroffen und verletzt! sie wohnte ca 4 monate mit ihm zusammen. hielt es nicht mehr aus und kam schließlich zurück nach hause. während den 4 monaten war ich die einzige von beiden betroffenen familien, wo zu ihnen kam (die anderen verweigerten den kontakt). jetzt schläft sie in meinem zimmer, bin ich zuhause, schlafe ich meistens auf dem sofa, ich habe mir sehr viel von meiner mutter angehört, mein verstehen signalisiert und war sonst für sie da. langsam habe ich mich aber davon distanziert, es kann nicht sein, dass ich für alles vertändnis aufbringe, ich kann meinen vater nicht verstehen, sie leben jetzt sozusagen eine freundschaftliche beziehung, doch so viel ist ungeklärt. aber sie sind erwachsen und mich geht das nichts mehr an! ( sage ich und meine Schwester 20)
Mir ist aufgefallen, dass ich kein großes vertauen in beziehungen und selbst keine beziehung aufbauen, nach aussen bin ich fröhlich und ungezwungen, fühle mich aber sehr oft allein. glaubt ihr, dass mich diese erfahrungen stark geprägt haben und mich beeinflussen, ist abstand wichtig zu meiner familie und wichtig, mich von den anderen und ihren leben abzugrenzen und selbst meine eigenen erfahrungen zu machen. meine freunde die davon wissen können mein verhalten nicht verstehen. meinen, ich sei sehr hübsch und sollte mich doch endlich auf eine beziehung einlassen, ich bin sehr verwirrt und verunsichert, danke und liebe grüsse

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Lena!

E muss schwer gewesen zu sein, sozusagen die Mitwisserin für das Fremdgehen Deiner Mutter zu sein. Und ehrlich gesagt, finde ich es nicht ganz fair von Deiner Mutter, dass sie Dich das aushalten hat zu lassen. Spätestens, als Du davon wusstest, wäre für sie der Moment, mit der Familie und vor allem mit Deinem Vater zu reden. Aber nun ist es nun mal so gelaufen und es gilt, mit der Situation, wie sie jetzt ist, umzugehen und sie ggf. zu ändern.

Sicher, es ist die Beziehung Deiner Eltern und ganz allein ihre Entscheidung, wie sie sie leben, wie sie nach all dem miteinander umgehen usw. Aber sie können Dich nicht als Auffangkorb benutzen. Du bist eine 18jährige junge Frau, mit eigenen Problemen und Sorgen.

Es stimmt, Du kannst nicht für alles Verständnis aufbringen, sondern nur für das, was Du auch wirklich verstehst und nachvollziehen kannst. Schau genauer hin, wo deine Grenzen sind und wo die Schwelle zwischen für den anderen da sein und purer Belastung für Dich. Versuche für Dich, Deine Meinung über die Situation konsequent auch zu zeigen. Wenn Deine Eltern so leben möchten, sollen sie es tun, aber sie können nicht erwarten, dass ihrer Kinder das kommentarlos hinnehmen.

Möchtest Du Dein Zimmer gern zurück? Dann sprich es einmal an. Ich weiß nicht genau, wie Deine Wohnsituation ist, ob Du auch an den Wochenenden meist im Wohnheim bist usw. Sprich die Punkte, die Dich stören und belasten ruhig an. Zieh Deine Grenzen. Es ist ihre Beziehung, nicht Deine. Achte darauf, wieviel Kontakt Dir gut tut, wieviel Verständnis Du wirklich hast und nicht nur mit viel Mühe und Kraft aufbringst. Tu nichts, was Du nicht möchtest, sondern achte mehr auf Dich.

Du fragst Dich, ob Dich das alles so geprägt hat, dass du selbst nicht in der Lage bist, Dich auf eine Beziehung einzulassen. Nun, ich bin keine Therapeut oder Psychiater, denke aber, grundsätzlich wäre das möglich. Aber ob es bei Dir so ist kann ich nicht beurteilen. Wie ist es denn? Gibt oder gab es denn in Deinem Leben in der letzten Zeit einen Mann, der Dir gefiel und der auch Interesse an Dir hatte? denn wenn das nicht der Fall war, gab es ja gar keine Möglichkeit, sich auf eine Beziehung einzulassen. Wenn es so ist, dass die Gedanken an das Leben zu Hause gar nicht loslassen wollen, wenn Du bei jedem Mann, dem Du begegnest denkst, mit ihm würde eine Beziehung genauso enden wie die Deiner Eltern, wenn Du wirklich absolut leidest, dann denke einmal darüber nach, ob Du nicht einmal mit einem Therapeuten darüber sprechen möchtest.

Alles Gute!