Problem von Anonym - 26 Jahre

meine Familie und ich

Hallo,
ich möchte nicht in einen weinerlichen Stil verfallen. Jedoch sind meine Probleme nicht unerheblich. Ich werde einfach Bericht erstatten über das was ich meine. Ich habe so denke ich ein Problem mit der Entfremdung und Verrohung der Menschheit im allgemeinen, aber auch spezielle Probleme. Es fällt mir nicht leicht darüber zu berichten.
Zu allererst, meine Mutter ist Alkoholikerin, mein Bruder ein Spieler, meine Schwester ein materialistisches Biest, mein Vater ein Querolant und Despot, von meiner Mutter geschieden und wieder verheiratet (ohne daß sie es wüßte!) und ich bin Student, der normalerweise den Kopf frei haben müsste für sein Studium; normalerweise. Ich stehe, zwar nicht permanent, aber häufig im Konflikt mit alledem. Hinzu kommt das ich ein sensibler Mann (solls tatsächlich geben) bin, der sich diese(r) und leider nicht nur diese(r) Probleme/Sorgen annimmt, bzw. sich zu Herzen nimmt. Meine Freundin hat kürzlich Schluß gemacht. Wobei, besser gesagt, sie hat mir per sms durch die Blume gesagt, daß Schluß ist und sie erwarte und wüßte das ich sie anrufen würde, und wie wütend sie deswegen sei das wir so verschieden seien usw, bla, bla, bla. Als ich sie nicht angerufen habe, kamen sms, derart jetzt sei Schluß und sie möchte nicht das ich mich bei ihr melde in nächster Zeit. Überflüssig zu erwähnen, daß sie schon einen neuen hatte als sie Schluß machte. Sie hat nämlich auf die Frage ihrer Mitbewohnerin hin, wer den da am Telefon sei zuerst nicht meinen Namen erwähnen wollen und sich verplappert. Als ich sie darauf ansprach, verriet ihre Stimme und ihr Rumgedruckse mir das er wohl der neue "Kandidat" sei.

Zurück zu meiner Familie.
Meine Mutter trinkt schon seit über 30 Jahren. Damals zur Konfirmation meiner Schwester hatte mein Vater über 100 Flaschen Wein bei einem Weingut bestellt und in der Garage gelagert. Als wir zur Konfirmation die Gäste bewirten wollten, waren alle Flaschen leer. Sie hatte keine 2 Monate dafür gebraucht. Eigentlich trinkt sie ja, glaube ich, weil sie als Mädchen von ihrem Onkel vergewaltigt und von ihm schwanger wurde. Sie hat das Kind geboren da war sie 14 (das war in den Fünziger Jahren). Es wurde zur Adoption frei gegeben. Das war wohl einer der Gründe warum sie anfing zu trinken. In den Neunzigern, sie hatte sich fast tot gesoffen und lag in ihrer Kotze auf dem Sofa haben wir sie ins Krankenhaus gebracht. Sie machte einen Entzug. Sie blieb 3 Jahre trocken. Ihr erster Rückfall ist mir am besten in Erinnerung. Ich war nach der Scheidung zu ihr gezogen. Sie hatte Grippe, war lange bettlägerich und fing wieder an. Ich wollte mir aus ihrem Zimmer einen Sessel ausborgen, doch sie hatte etwas dagegen. Im Nachhinein weiß ich warum. Dahinter verbargen sich 10-20 Tetrapacks Landwein. Sie leugnete alles bis zuletzt. Sie sagte immer und das werd ich nie vergessen no, no wenn ich sie fragte ob sie trinke. Sie hatte alle Flaschen über die ganze Wohnung verteilt versteckt. überall.
Sie fing sich für 8 Jahre. Sie hatte zwischenzeitlich eine Affäre mit einem Richter, der unseren Scheidungsprozess verhandelt hatte. Immerhin hielt sie 3 Jahre, sie erzählte mir aber erst nach 2 Jahren davon. Der Richter war ok, nur litt er glaub ich am Helfersyndrom. Die Beziehung war auch eher platonisch. Das krasse an der Sache ist, das mein Vater Polizist, diesen Richter kannte.
Der zweite Rückfall war krass. Wir brachten sie ins Krankenhaus, aber man wies uns zurück. Man erklärte uns man sei im Hause nicht auf Suchtfälle vorbereitet. Wieder bei ihr zu Haus versuchte sie einen kalten Entzug zu machen. Sie sagt sie müsse kurz auf Toilette. Als sie aus der Toilette kam fiel sie um und erbrach. Ich rufte den Krankenwagen. Es war der selbe Arzt der uns tags zuvor abgewiesen hatte. Er zweifelte an einer gesundheitlichen Bedrohung. Erst als er den Blutdruck maß stellte er fest das sie einen Schock hatte und drohte ins Koma zu fallen. Sie hatte fast 1l Reinigungsmittel getrunken. Ich besuchte Sie am nächsten Tag auf der Intensivstation. Der Richter war auch da und mir eine echte Stütze. Er fuhr mich mit dem Auto usw..
In diesem Jahr hatte ich auch eine Freundin die ich sehr liebte. Sie war das erste Mädchen mit dem ich schlief. Es hielt leider nur 2 einhalb Monate. Ich kam im August mit Verdacht auf Knochenkrebs ins Krankenhaus. Ich hatte einen Fremdkörper im linken Ellenbogengelenk. Nach der OP, der Fremdkörper bestätigte sich, der Knochenkrebs Gott sei Dank nicht zierte eine etwa 8 cm lange Narbe meinen Arm. Ich fands cool, meine Freundin nicht. Sie wußte von meiner Mutter und allem anderen. Sie machte an dem Wochenende Schluß das auf meine Entlassung aus dem Krankenhaus folgte. Das war nicht das einzige Mal, dass meine Familie/andere Probleme eine meiner Beziehungen zerbrechen ließ. Ich glaube niemandem der sagt er sei nicht oberflächlich, alles Lüge. Ich würde meiner Partnerin in solch einer Situation beistehen, aber da bin ich wohl einer unter Tausend. Sobald die Probleme anfangen, sind die Frauen schnell verschwunden, das ist meine Erfahrung, keine Weisheit.
Wenn mein Vater gewußt hätte, das er sich mit dem Bau des zweiten Hauses überschuldet, er hätte es nicht gebaut. Obgleich sich meine Eltern wenige Jahre nach Fertigstellung scheiden ließen. Vielleicht hätte er es doch getan. Er hat ja (fast) nie auf die Ratschläge anderer gehört. Mir wars letztendlich egal, da der Neubau noch immer in dem Kaff stand in dem ich aufgewachsen bin.
Als meine Mutter ihren 3. Rückfall hatte, erfuhr ich nur per Zufall davon. Meine Freundin zu jener Zeit war bei mir und ich hatte ihr von ihr erzählt. Sie überredete mich bei ihr anzurufen. Am anderen Ende war ein Feuerwehrmann. Sie hatte im Suff versucht sich eine Zigarette anzuzünden und dabei ihre halbe Kopfhaut verbrannt. Sie war lange in "Kur" (inoffiziell Therapie). Jetzt trägt sie eine Perücke. Ich hab sie neulich besucht aber mich nicht wohl gefühlt. Sie war lange arbeitslos und verkauft jetzt Telefonverträge. Ist aber noch in der Probezeit. Ich habe sie gefragt ob sie mal auf die Idee gekommen sei, das es Arbeitgeber gibt, die einen in der Probezeit quasi rund um die Uhr schuften lassen und dann kurz vor Ende der Probezeit einfach auf die Straße setzen. Ich fragte sie ob ihr klar sei, dass sie dann wieder in ein tiefes Loch fallen würde. Sie wollte davon nichts wissen. Seitdem habe ich sie nicht mehr erreicht. Ihr Telefon ist nicht mehr angemeldet. Ich weiß ich muß mich um mein eigenes Leben kümmern, aber tief im Innern hänge ich an ihr. Verfluchte Scheiß, es ist meine Mutter. Ich möchte nicht an ihrem Grab stehen müssen. Das klingt hart aber ich muß damit fertig werden, das meine Mutter wohl nicht mehr lange leben wird.
Ich war kein guter Schüler, sondern meistens am Träumen. Ich war tw. tief in meiner Welt versunken und kaum ansprechbar. Bei meinen Mitschülern war ich nicht beliebt, weil rebellisch. Ich habe einmal mit sieben Jahren einen Stuhl aus dem Fenster der Grundschule geworfen. Aber dann war Ruhe! Ich galt als hyperaktiv. Heute würde ich sagen: ADS Syndrom. Das heißt ich war kein guter Schüler bis auf manchesmal. Der Direx, der mich nicht leiden konnte meinte dann immer: >>Ein blindes Huhn pickt auch mal ein Korn

Anwort von Sabine

Hallo!

Was soll ich sagen? Im Grunde gibt es gar nicht viel zu sagen. Du hast Deine Antworten selber gefunden und Du weißt, dass es der richtige Weg ist, wenn Du jetzt auf Dich achtest.
Dein Mutter benötigt fachliche Hilfe und das ist ohne weiteres nicht möglich, wenn sie dem nicht zustimmt. Dafür muß ein Notfall vorliegen oder sie muß eingewiesen werden. Ich denke, dass Du Dich damit auch gut auskennst und ich es nicht erklären muß.
Schau nun nach Dir und kümmer Dich um Dich. Es ist auch wichtig, dass Du glücklich bist. Deine Mutter will Deine Hilfe nicht. Ob aus Krankheit, Sturrheit oder Dummheit, dass weiß ich nicht. Sie hat es jedoch abgelehnt und mehr als es ihr anbieten oder selber zu versuchen, kann man nicht machen.
Wie gesagt, ich denke, wenn ich Deine Denkweise lese, dass Du auf dem richtigen Weg bist und Deine Entscheidungen aus dem Bauch heraus scheinen Dich bisher auch nie beirrt zu haben.

Lieben Gruß
Sabine