Problem von Stephen - 25 Jahre

Unfruchtbar

Hallo KUKA-Team!

Ich möchte nicht lange um den heißen Brei herumreden. Ich bin seit 6 Jahren mit meiner jetzigen Freundin zusammen, wir sind nun seit 8 Monaten verlobt und die Hochzeit ist für 07.07.07 geplant, weil Melanie meinte, dass ich, als Mann, mir das Datum garantiert merken würde. :)

Melanie ist meine 3.te Freundin und die 2.te Beziehung die länger als ein Jahr dauert. Melanie und ich haben die lange Trennung aufgrund der Bundeswehr damals gemeinsam durchgestanden, als ihre Großeltern nacheinander binnen von 3 Wochen starben war ich für sie da und als dann mein Vater an Lungenkrebs starb, war sie Tag und Nacht für mich da.

Wir führen zwar keine offene Beziehung, allerdings hat jeder so seine Freiheiten. So werden die Dinge eben besprochen, damit ein Geschlechterkampf von vornherein ausgemerzt wird.

Melanie ist meine Traumfrau. Sowohl menschlich als auch optisch. Klar, auch sie hat ihre Macken, aber wer hat die nicht? Ich dachte, sie wäre tolerant und würde mir niemals eine Szene machen.
Doch da hab ich mich getäuscht. Wir versuchen nun seit dem Tag unserer Verlobung, ein Kind zu zeugen... Was heißt versuchen, wir haben eben beschlossen, dass sie die Pille absetzt. Gesagt, getan!

Eines Morgens, es war ein Sonntag, bekam ich beim Wasserlassen Schmerzen und ging am Montag zum Urologen. Nachdem das Problem durch Medizin behoben wurde, kam ich drauf zu sprechen, wegen dem Kind. Dass es nicht klappt. Er schlug mir vor, die Spermien untersuchen zu lassen. Ich hab eine Probe abgegeben, dazu noch eine Blutprobe und ich ging nach Hause. Wochen später rief mich die Sprechstundenhilfe vom Arzt an und meinte, ich müsse unbedingt in die Praxis kommen.

Melanie hat mich begleitet, weil sie sich Sorgen machte. Da saßen wir nun, händchenhaltend und haben gewartet, bis der Arzt kam. Er sagte, er müsse mir leider mitteilen, dass in meinen Proben zu wenig intakte Spermien schwimmen würden und der Bluttest habe ergeben, dass ich am Klinefelter Syndrom leiden würde... Wir wussten anfangs nicht, wo vorn und hinten ist...

Melanie ging vornweg, würdigte mich keines Blickes mehr und hat seit dem Tag beim Arzt bis heute kein Wort mehr mit mir gesprochen. Jeder Versuch von mir, mit ihr zu reden, scheiterte. Vor 2 Tagen ist sie zu ihrer Mutter gezogen. Ich hab mich informiert, was das ist, was ich habe... Das Ergebnis war erschreckend. Ich kann und werde niemals Kinder zeugen oder Vater werden. Ich schickte ihr ne SMS mit dem Vorschlag, einer Partnertherapie... Darauf kam eine kurze Antwort von ihr: "ich hab kein problem... das hast du..."

Meine Verlobte ist weg, mein Traum vom Leben mit Familie zerplatzt wie eine Seifenblase... Ich bin vom Chef beurlaubt, weil ich nichts mehr auf die Reihe kriege. Ich weiß einfach nciht mehr, wie es weitergehn soll. Ich hoffe, ihr könnt mir ein paar Ratschläge geben.

LG Stephen

Anwort von Sabine

Hallo Stephen!

Es ist ein wenig schwer nachzuvollziehen, ob der Termin für den 07.07. nocht steht und ehrlich gesagt, verstehe ich die Reaktion Deiner Verlobten nicht so ganz. Kann es sein, dass Du einen entscheidenen wichtigen Part weggelassen hast in Deiner Mail. Der Part, der erklärt, warum sie einfach nicht mehr mit Dir geredet hat? Ich meine, Du beschreibst sie als lieb, verständnisvoll und ihr redet über alles und plötzlich nach dem Besuch beim Urologen, mit dem neuen Ergebnis, dreht sie sich einfach um und spricht nicht mehr mit Dir? Das kann ich nicht so ganz nachvollziehen. War etwas, was Du nicht erzählt hast? Ein Streit oder ein Gespräch, welches dieses Verhalten ausgehlöst hat? Für mich scheint es so, denn wenn sie Dich liebt, dann wird sie Dich auch lieben und heiraten, wenn Du keine Kinder zeugen kannst. Wege und Mittel gibt es immer um schwanger zu werden und eine Famile zu gründen. Das mag jetzt vielleicht krass klingen und kühl, aber ich sehe die geschilderte Situation auch als Außenstehende und versuch zu verstehen, was Du erklärt hast. Auch Dein Chef hat Dich beurlaubt, weil es Dir nicht so gut ging, aber Du schreibst nicht wirklich etwas über Deine Gefühle um zu verstehen, was eigentlich in Dir vorgeht, dass es zu den Situationen kommt. Auch die Antwort ihrer SMS macht mich im Zusammenhang Deiner Erzählung ein wenig stutzig.
Ich kann Dir eigentlich nur raten auf sie zuzugehen und es zu klären. Sie zu fragen, wie sie sich vorstellt, dass es weitergeht.
Was das Ergebnis Deiner Untersuchung angeht, tut es mir leid zu hören, dass dies dabei herausgekommen ist. Es ist gewiss nicht leicht damit umzugehen, wenn man es erfährt, aber es geht weiter. Auch ohne intakte Spermien. Ja, es ist ein Traum zerplatzt, aber es lässt sich abändern. Es ist wichtig für Dich, dass Du darüber sprichst. So, wie Du es hier bei uns getan hast. Versuche es nicht alleine zu bewältigen, sondern sprich offen und ehrlich darüber. ES ist ein Problem, welches jetzt zu Dir gehört. Es zu ignorieren bringt weder Dich, noch euch weiter. Akzeptiere es, oder versuche zu akzeptieren, wie es ist. Aber es es lässt sich auch so leben. Es braucht seine Zeit, bis man es akzeptiert hat und ich denke, dass Deine Freundin eine Hilfe für Dich, eine Art Unterstützung sein kann um es zu verarbeiten. Wenn sie Dich liebt, dann wird sie auch nicht den Abstand suchen auf Grund dessen. Du bleibst Du, auch wenn Du keine intakten Spermien hast und das zählt doch. Es ist gemein und man fühlt sich unfair behandelt, aber es gibt immer einen Weg und es geht weiter. Nach der Muffel-nerv-"Lass mich in Ruh"-Pause sollte man auch wieder zurückkehren können und wenn es alleine schwer ist, dann ggf. mit fachlicher Hilfe.

Lieben Gruß