Problem von Anonym - 35 Jahre

Ist meine Frau zur Zicke mutiert?

Hallo....

Bin eigentlich nur aus Zufall auf diese Seite gestossen... Naja, egal, schaden kanns besimmt nix.
Ich bin 36 und seit knapp 2 Jahren mit meiner Frau (29) verheiratet. Wir haben einen gemeinsamen Sohn (2). Nun zu meinem Problem: Meine Frau schreit unseren Sohn (und mich) meiner Meinung nach viel zu viel an. Wenn ich sie darauf anspreche und Ihr sage sie möge doch bitte nicht so viel schreien dann bekomm ichs auch noch ab. Ausserdem sagt sie dann sie würde nicht viel schreien. Gerade gestern wars wieder soweit, unser Sohn wurde fürs Bett fertig gemacht und hat aus irgendeinem Grund gemeckert. Was macht meine Frau... schreit ihn an und steckt ihn ohne sein gewohntes Ritual ins Bett. Daraufhin habe ich ihr gesagt das das so nicht ok, das der Kleine sein gewohntes Ritual braucht usw. Reaktion: Dann sieh Du doch zu wie Du ihn ins Bett bekommst. Das hab ich dann auch getan, und er ging ohne Probleme wie immer ins Bett.
Eigentlich schreit sie ihn mehrmals täglich an. Entweder weil er etwas nicht macht was sie will (Jetzt setzt dich sofort aufs Töpfchen!) oder weil er wegen irgendwas mal weint (hör sofort auf zu weinen!) oder weil er einfach mal Quatsch macht (lass das sofort sein!). Naja, der Kleine ist halt noch ein Kind, aber muss man da ständig schreien?? Und jetzt will sie noch ein Kind von mir, wo sie meiner Meinung nach mit einem schon kaum klar kommt.
Ich stehe momentan um 6 Uhr auf, arbeite bis 5 um dann noch bis mind. 8 Uhr auf der Baustelle zu schaffen (zu allem Überfluss bauen wir auch noch ein Haus). Bei den gelegentlichen Besuchen meiner Frau höre ich dann oft: "Wie, nur das hast Du heute gemacht" oder "dann mach doch alles alleine, ich komme nicht mehr". Ich bin also den ganzen Tag am arbeiten und sehe den Kleinen abends meistens noch kurz um Ihn dann ins Bett zu bringen. Meine Frau macht sich tagsüber meistens einen schönen Tag, geht oft mit Freundinnen frühstücken, schläft mittags, geht in Krabbelgruppen etc. Das alles will ich ja gutheissen, aber wenn sie ständig rumzickt platzt mir auch mal der Kragen und sowas kommt auf den Tisch. Naja, und kochen tut sie für mich eh fast nie.
Oft beleidigt sie mich auch und entschuldigt sich generell nie. Ihre Entschuldigung ist dann meistens "hab dich lieb", aber nie ein "tut mir leid" oder so. Ausserdem will sie von mir ständig hören das ich sie liebe und sie nicht zu dick ist etc.
So haben wir uns meiner Meinung nach schon viel zu viel gestritten, ich hab zumindest so langsam die Schnauze voll. Es liegt mir halt nur sehr viel an meinem Kind und auch am Haus... Bemerkungen über Eheberatung tut meine Frau übrigens als Scherz ab (Da geh ich nicht hin).
Früher (vor Kind und Hochzeit) war meine Frau übrigens fast genau das Gegenteil: lieb, nett, ausgeglichen, hilfbereit.
Vielleicht hat ja irgendeiner einen guten Rat.
Danke & Gruß
S.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Wenn ich ehrlich bin, muss ich mich etwas zusammenreißen, um mich nicht zu sehr auf die Seite Deiner Frau zu schlagen. Ich sag das lieber mal vorweg; denn ist ein Thema, das ich schon öfter (privat) ausgefochten habe. Zwar habe ich selbst keine Kinder, aber das heißt ja nicht, dass man nicht mit befreundeten Ehepaaren spricht oder für Freundinnen mal die Vermittlerin zum Freund spielt.

Ein Satz ist mir ins Auge gestochen: "Mein Frau macht sich tagsüber meistens einen schönen Tag, geht oft mit Freundinnen frühstücken, schlägt mittags, geht in Krabbelgruppen etc." Glaubst Du wirklich, das ist so ein lauer Lenz? Stellt Du Dir all das so leicht, einfach und nebenbei vor? Kindererziehung ist Arbeit. Kam Dir z.B. schon einmal der Gedanke, dass sie mittags so müde ist, weil sie nicht mehr durchschläft, seit der Kleine auf der Welt ist? Oder aber nicht mehr so tief, weil sie mit einem Ohr immer im Kinderzimmer ist? Kinder betreuen, erziehen, ist keine Erholung; auch, wenn es Erziehungsurlaub heißt.

Deine Frau ist offenbar unausgeglichen, unzufrieden mit der Situation. Du beschreibst sie als eigentlich ruhigen Menschen - also muss es ja einen Grund geben, warum sie jetzt so schnell an die Decke geht. Dreh gedanklich einmal die Zeit zwei Jahre zurück: Wie sah ihr Leben da aus? War sie arbeiten? Ich denke, sie hatte einen vollkommen anderen Tagesablauf und jetzt ist sie 'nur noch Mama'. Das zehrt. Du bist Papa, keine Frage, aber Dein Tagesablauf, Dein Leben hat sich nicht so intensiv geändert, oder? Deine Aufgaben sind die gleichen, nur jetzt mit Sohn. Ich hoffe, Du verstehst, was ich meine. Als 'nur Mama' bekommt man wenig Anerkennung, das kann sehr fehlen. Deine Anerkennung ist z.B. das Gehalt - und ihre?

Ihr zwei scheint euch recht wenig auszutauschen, kann das sein? Ihr versteht den Alltag des anderen nicht so recht. Sie weiß nicht, was beim Vorankommen auf der Baustelle real zu erwarten ist und Du nicht, wie schwer ihr der Tag manchmal fällt. Redet wieder mehr miteinander. Nehmt euch kleine Auszeiten, in denen ihr nicht 'Eltern' und 'Bauherren' seit, sondern das Ehepaar. Ich finde das in einer Beziehung wahnsinnig wichtig.

Anstatt zu kritisieren, versuche zu verstehen. Das funktioniert viel besser, weil es keine neuen Blockaden und neue Wut aufbaut. Auch wenn ich es ebenso nicht richtig finde, dass sie so schnell laut wird gegenüber euren Sohn; aber mit Vorwürfen ist wohl noch niemand weiter gekommen. Übernimm den Kleinen, um ihr eine Auszeit zu geben. Für Dich kann das nach der körperlichen Arbeit auch Entspannung sein. Aber 24 Stunden am Tag ist es eben keine mehr. Ich denke wirklich, das wird sich schnell niederschlagen und sie wird wieder ruhiger und nicht so leicht reizbar.

Alles Gute!
Dana