Problem von anonym - 42 Jahre

Schulden zerstören unsere Beziehung

Eigentlich war ich im Internet auf der Suche nach Hilfe für verschuldete Landwirte. Auf der Suche nach einem Fond für Hilfsbedürftige. Dabei habe ich mir die Frage gestellt: Wann ist man hilfsbedürftig? Zählt man schon dazu, wenn man vor lauter Schulden, trotz unermüdlicher Arbeit, nicht mehr weiss, wie es weitergehen soll?
Ich könnte Ihnen zu der Vorgeschichte der Schuldensitutation so vieles erzählen. Doch hier nur ein paar Stichpunkte:
Die Eltern haben den Hof schon mit Schulden bekommen. Hatten dann Zwangsversteigerung in den 80-er Jahren. Die beiden Söhne haben den verschuldeten Hof aufgekauft, nachdem ihn beim Zwangsversteigerungstermin keiner wollte. D.h. seit ca. Anfang 1990 investieren sie immer weiter, doch es blieben Schulden ohne Ende (und eine zerrüttete Familie) Jetzt war wieder Zwangsversteigerung, wobei 2 Grundstücke zum Spottpreis weggingen. D.h. die Schulden sind weiterhin da. Es findet sich keine Bank, die bei dieser Vorgeschichte bereit ist, eine neue Finanzierung zu machen. Dabei könnte mein Partner mit ca. 70.000 ? einen Großteil der Schulden ablösen.
70.000 ? das ist für so viele Menschen in Deutschland ein ?Klacks" und unser Leben zerbricht daran. Schulden, Krankheit und Streit sind die Folge. Obwohl durch diese ganze Sache gefühlsmäßig schon so viel kaputt gegangen ist, will ich noch einen letzten Versuch starten, Hilfe zu finden. Mein Partner ist zwar mit seinem Hof ?verheiratet" ist , und ich nur seine Haushälterin bin, so komme ich mir zumindest manchmal vor.
Ich kann meinen Partner nicht dazu bewegen, fachliche Hilfe und Schuldenberatungen in Anspruch zu nehmen, er ist dazu zu stolz. Er hat Eigentum und fühlt sich dafür verantwortlich, egal was es ?kostet" (gesundheitlich und partnerschaftlich).
Wieso kommen manche unermüdlich schaffende Menschen nicht von der Schattenseite des Lebens weg. Das Leben meines Partner (40) ist schon seit Jahren von Krankheiten gezeichnet. Gehörsturz, Bandscheidenvorfall, Asthma, Schlaflosigkeit usw. Ich bin zwar nicht dafür verantwortlich, doch gehe ich daran mit zu Grunde. Es baut sich bei mir Hass auf, gegen alles was uns als Paar, ein harmonisches Leben unmöglich macht. Ich möchte, dass wir mal wirklich etwas ?leben" können, denn leben bedeutet für mich nicht, sich abends und am Wochenende total erschöpft in der Mietswohnung verkriechen, soziale Kontakte vermeiden, weil man sonst ja eingestehen müßte, dass wir uns vieles nicht leisten können.
Ich bin seit 10 Jahren mit meinem Partner zusammen, und wollte ihm so gerne helfen. Doch ich kann mit meinem kleinen Einkommen als Angestellte, zwar unseren Lebensunterhalt bestreiten, habe ihm schon vor Jahren einen Teil meines Ersparten geliehen, was er mir trotz seiner Versprechungen bis jetzt nicht zurückzahlen konnte. Wir leisten uns keinen Urlaub, keinen Luxus, jede kleine Unternehmung scheitert am Geld. Eigentlich leben wir schon seit Jahren nicht mehr, bzw. ich kenne unsere Beziehung gar nicht anders. Mein Partner hat seinen Job, nebenher Landwirtschaft und das wars dann. Er kann nicht mehr (und ich kann auch nicht mehr)
Langsam zerbricht unsere Beziehung an der ewigen Belastung. Da ich so vieles von unserem täglichen Leben alleine finanziell trage, habe ich keine Kraft und auch keine Lust mehr. Ich fühle mich nur noch benutzt, wir sind auch nicht mehr in der Lage miteinander zu reden. Ich will hier raus!!!!!
Es würde mich freuen von unabhäniger Seite ein Feedback zu bekommen. Vielen Dank im voraus.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Wenn Du da raus willst, musst Du gehen. So einfach ist es, wenn man es von außen und ohne (Mit-)gefühl betrachtet. Je näher das Ende Deiner Mail kam, desto verzweifelter hast Du geklungen. Liebst Du ihn noch? Hältst Du an etwas fest, wovon Du weißt, dass es es so nie geben wird? Glaubst Du noch daran, dass Du mit ihm eines Tages das Leben führen kannst, dass Du Dir wünschst? Gibt es noch den gemeinsamen Strang, an dem ihr zieht?

Ich weiß nicht, wo und inwiefern Landwirten finanziell geholfen werden kann. Da bin ich vollkommen ratlos. Schuldenberatung finde ich eine tolle Idee; ich kann mir auch vorstellen, dass die dort nähere und bessere Informationen haben und wissen, wo welche Hilfe zu holen ist. Aber Dein Freund sperrt sich. Kann Stolz so groß sein? Noch dazu ein falscher Stolz. Hilfe anzunehmen bedeutet schließlich nicht, seinen Stolz an den Nagel zu hängen, sondern manchmal, ihn zu wahren.

Sicher hast Du ihn schon darauf gedrängt. Weiß er, wie es Dir geht, wie groß die Verzweifelung ist? Erzähl es ihm. Und sage ihm, dass er Hilfe in Anspruch nehmen muss und kann, ohne sein Gesicht zu verlieren. Du siehst darin den gehbaren Weg; zeig ihm Deine Sichtweise.

Du schreibst, ihr könnt gar nicht mehr mit einander reden. Fang wieder damit an, erzähle von Dir. Versuche dabei, ihm keine Vorwürfe zu machen, denn die führen zu nichts, außer zum Streit.

Alles Gute!
Dana