Problem von anonym - 36 Jahre 04.07.06

Krise im Job

Hallo lieber Kummerkasten,

ich war schon die ganze Zeit auf der Suche nach so einem neutralen, anonymen Ansprechpartner. Super, dass es euch gibt.

Zur Zeit bin ich absolut unglücklich im Job. Und das Schlimme ist, ich weiss nicht was die Ursache ist, nur dass es halt eben so ist. Ich schildere einfach mal die Symptome:

Angefangen hat das vor so ein-einhalb Jahren bei einer Konferenz. Dort hatte ich urplötzlich einen absoluten Widerwillen gegen das ganze Thema, es kam wie ein Blitzschlag aus heiterem Himmel. In der Pause habe ich mich dann am Orangensaft festgehalten und mich von allen Teilnehmern ferngehalten, ich hätte irgendein fachliches Gespräch beim besten Willen nicht ertragen.

Solche Krisen sind seitdem in immer schnellerem Rhythmus gekommen. Ich dachte zunächst, dass ich einfach mal länger Urlaub brauche. Meine Frau und ich haben uns Urlaub angespart und als langgehegten Traum 6 Wochen Neuseeland gegönnt. Es war einfach nur wunderbar, und bei der Rückkehr hatte ich auch wieder viel Energie und eine Menge neue Ideen.

Leider hielt die Entspannung nicht lange an. Wir sind jetzt gerade mal 3 Monate zurück, und diese Krisen kommen inzwischen bei mir im Wochenrhythmus. Mitunter sitze ich eine Stunde vor dem Bildschirm, der Cursor von Word blinkt mich fragend an und ich muss einen Report schreiben. Und ich kriege keinen Finger gerührt.

Das verrückte ist, mein Chef ist ok, Überstunden halten sich sehr in Grenzen, die Bezahlung ist ok. Ich glaube nicht dass es ein Burn-Out Syndrom ist. Energie habe ich noch eine Menge, allerdings ausschließlich im privaten. Ich habe das Thema schon mal vorsichtig bei meinem Vorgesetzten angesprochen, er war sehr verständnisvoll, aber viel ist nicht dabei herausgekommen. Eigentlich gar nichts.

Was ist hier los? Was soll ich machen? Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen? Einen neuen Job suchen? Ich weiss, die Lage auf dem Arbeitsmarkt und man muss froh sein wenn man was hat uswusw. Davon abgesehen bin ich gerade nicht in der Lage, psychisch den Alptraum Bewerbungsmarathon zu durchstehen. Aber irgendwas muss sich tun, sonst zerreisst mich das ganze innerhalb der nächsten Monate.

Am meisten Lust hätte ich darauf, ein Jahr Sabbattical zu machen. Mein Arbeitgeber bietet sowas nicht an. Keine Chance, danach zu fragen. Kündigen und das Jahr selbst finanzieren? Finanziell könnte ich das inzwischen problemlos, aber dann ist man wohl endgültig aus diesem Rattenrennen genannt Berufsleben ausgeschieden? Ist das ganze nur ein Luxusproblem? Dafür gehts mir psychisch gerade definitiv zu schlecht.