Problem von Anonym - 38 Jahre

Eine ganze Klasse leidet unter einem Lehrer

Hallo zusammen,

Es geht um meine Tochter (9 Jahre, 3. Klasse). Es fing alles leider schon sehr früh an. Der 1. Klassenlehrer war spitze, verließ die Klasse allerdings schon nach einem Jahr, da er an einer anderen Schule als Rektor eingestellt wurde. Also in der 2. Klasse eine neue Lehrerin. Das war auch noch in Ordnung. Die Leistungen waren gut bis sehr gut. Uns Eltern wurde gesagt, dass es eine überdurchschnittlich gute Klasse ist. In der 3. Klasse kommt natürlich auch wieder ein neuer Lehrer. Und damit fingen die Probleme an. Ich schaue mir seit einem Jahr alles genau an und habe über viele Dinge bisher hinweg gesehen, da die Noten meiner Tochter weiterhin gut waren. Ich wußte, dass die 3. Klasse ziemlich heftig wird, da auch meine ältere Tochter mehr tun musste, um ihre Noten zu halten. Nun ist es aber so, dass meine Tochter mittlerweile nur noch schlechte Noten nach Hause bringt und ein Leistungsabfall von bis zu 2 Noten (In den Hauptfächern) zu verzeichnen ist. Mit einer 3 wäre ich schon zufrieden, aber das ist mittlerweile leider selten der Fall. 4 - 5 ist leider normal. Unsere Stadt ist nicht sehr groß und daher kennen sich viele Mütter (Eltern) auch. Über den Leistungsabfall bei einigen Kindern redet natürlich niemand. Nun habe ich mich an den Elternbeirat gewandt und habe dort erfahren, dass ich mit meinem Problem nicht allein dastehe. Mittlerweile haben sich bereits 9 betroffene Eltern gemeldet und wie ich, z. T. die gleichen Dinge bemängelt. Beruhigt hat es mich dann, dass ich wußte es war eine Arzttochter und auch eine Lehrertochter dabei. Folgende Punkte habe ich in den letzten Wochen zusammen getragen:
1. Der wichtigste Punkt ist neben den schlechten Noten, die Angst meiner Tochter. Der Lehrer ist seit über 40 Jahren im Amt und dies ist seine letzte Klasse vor der Pensionierung. Er ist sehr streng und schreit sehr viel. Meine Tochter hat mir gezeigt, wie sie sitzen müssen. Das gleicht einer Bundeswehreinheit. Wenn sich ein Mädchen eine Haarsträhne aus dem Gesicht macht, wird es auch dafür gerügt und soll still sitzen. In diesem alter ist es für jedes Kind peinlich, von dem Lehrer gerügt zu werden. Meine Tochter hat Angst etwas falsch zu machen. In welcher Zeit leben wir eigentlich?
2. Kinder, deren Eltern sich direkt mit dem Lehrer versucht haben auseinander zu setzen, wurden am nächsten Tag vom Leherer vor der ganzen Klasse darauf angesprochen, mit den Worten:" Deine Mutter muss deshalb nicht gleich anrufen." Die Kinder bekommen das zu spüren.
3. Der Lehrer korrigiert einzelne Aufsätze zusammen mit der gesamten Klasse. D. h. er nimmt ca. 5 Aufsätze und spricht die Probleme in diesen mit der gesamten Klasse durch. Für die Klasse ist natürlich klar, dass die entsprechenden Kinder nicht gerade eine gute Note hatten. Zum Teil verteilen auch die Kinder die korrigierten Arbeiten und können so die Noten der Anderen einsehen.
4. Vor ca. 2 Wochen kam meine Tochter aus der Schule und hat erzählt, dass ein Mitschüler von dem Lehrer am Ohr gezogen wurde. Ich konnte es nicht glauben und habe die Mutter daraufhin angesprochen. Sie konnte es mir nur bestätigen. Nun habe ich mit meiner Tochter intensive Gespräche geführt und bin aus allen Wolken gefallen. Er hat auch schon mit Kreide auf Kinder geworfen, die gerade mal nicht aufgepasst haben. Oder er schlägt mit einem Stock auf dem Tisch. Ich habe meine Tochter gefragt, warum sie mir das nicht erzählt. Ich bekam folgendes zur Antwort:" Wenn du den Herrn .... dann anrufst bekomme ich bestimmt Ärger." Und sie fing an zu weinen. Also, Angst wird hier sehr groß geschrieben.
5. Was das Lernen betrifft, bin ich ebenfalls sehr enttäuscht. Es werden kaum Hausaufgaben aufgegeben. Es wird nur etwas erklärt, die Kinder müssen es dann können und prompt kommt eine Klassenarbeit. Bei meiner Älteren Tochter habe ich in einem Halbjahr mehrere Hefte pro Fach benötigt. Bei meiner kleinen Tochter weiß ich gerade mal, dass sie in Englisch ein neues brauchte. Also, die Übung fehlt total. Ich frage mich auch wann geübt werden soll, denn meine Tochter hat sehr viele Stunden, an den Vertretung stattfindet oder Studenten in der Klasse sind. Das wir in unserem Land neue, gut ausgebildete Lehrer brauchen ist uns bestimmt allen klar. Nur kann ich es nicht verstehen, dass diese Klasse jeden Mittwoch von Studenten unterrichtet werden. Dies allerdings auch nur immer einen Teil der Schulstunden. (Ca. 20 - 30 min.) Die restliche Zeit ist die Klasse alleine, da der Lehrer mit den Studenten dann natürlich in einer Besprechung ist. Freitags hat die Klasse diesen Lehrer gar nicht (somit auch keines der Hauptfächer). Das ist der Lieblingstag meiner Tochter und auch der, vieler Klassenkameraden. Hinzu kommt noch, dass der Lehrer fast nie pünktlich ist. Von einem Vater habe ich erfahren, dass er seine Tochter am 1. Schultag nach den letzten großen Ferien zur Schule bringen wollte und dort 15 min. warten musste bis der Lehrer kam. Wenn ich morgens zu meiner Tochter sage, dass sie sich beeilen soll und nicht soviel trödeln soll, habe ich schon die Antwort bekommen:"Das ist egal Mama, Herr .... ist fast nie pünktlich."
Was soll ich davon halten. Die Zeit fehlt den Schülern, und diese Zeit steht den Schülern auch zu.
Die Elternbeirätin hat mit dem Lehrer Kontakt aufgenommen (sie ist auch selbst betroffen) und unsere Probleme bzw. Wünsche vorgebracht. Die Antwort auf den teilweisen Leistungsabfall der Kinder begründet er so:" Die dritte Klasse ist nun mal schwer und hier teilt sich die Spreu vom Weizen."
Für diesen Lehrer zählt nur der Weizen, aber die Spreu muß schauen wie sie klar kommt.
Teilweise sind die Kinder auch unbeaufsichtigt in dem Klassenzimmer, weil er, natürlich als "erfahrener Lehrer", auch als Prüfungsaufsicht der höheren Klassen eingesetzt wird. Kinder mit 9 oder 10 Jahren sitzen dann natürlich nicht nur still. Wenn er dann mal eine kurze Kontrolle durchführt hagelt es nur Strafarbeiten.
Aus einem Gespräch mit dem Lehrer an einem Eltersprechtag ging für mich ganz klar hervor, dass für ihn nur Leistung zählt. Die Kinder mit sehr guten Noten werden bevorzugt. Mit solchen Äusserungen bin ich bisher immer sehr vorsichtig umgegangen. Hatte heute ein Gespräch mit einem Vater, dessen Tochter im Halbjahreszeugis im Schnitt eine 1,8 hatte. Selbst er sagt, dass die guten Schüler bevorzugt behandelt werden. Wörtlich sagte er noch:" Das schönste für uns alle wäre, ein neuer Lehrer." Am Elternsprechtag hat der Lehrer uns dann mitgeteilt, dass er nach der dritten Klasse hätte aufhören können, aber den 4. Lehrerwechsel wolle er den Kindern nicht antun. Mittlerweile sage ich, es wäre besser gewesen. In dem Gespräch mit dem besagten Vater (er war Elternbeirat in den beiden ersten Jahren) habe ich auch erfahren, dass unsere Klasse einen anderen Lehrer hätte bekommen müssen und auch sollen, aber vom Rektor beschlossen wurde, dass dieser Lehrer vor seiner Pensionierung eine "einfache Klasse" erhalten solle. Ich bin nicht allein betroffen, stehe aber so ziemlich allein auf weiter Flur, da die meisten Eltern geäußert haben nichts zu sagen, da es die Kinder zu spüren bekommen.
Ich bin allerdings der Meinung, dass ich es meinem Kind nicht zumuten kann weiterhin mit Angst und Schrecken zur Schule zu gehen, nur weil ich zu feige bin mich dagegen zu wehren. Nur ist die Frage, wie? Unterstützung werde ich nicht sehr viel erhalten, da schon einige Elter signalisiert haben, sich da besser nicht einzu mischen, das das Kind darunter leiden wird. Aus meiner Sicht ist dieser Lehrer dem ganzen nicht mehr gewachsen und ruht sich auf dem Rücken der Kinder aus, die paar guten Kinder kann er ja aufweisen. Folgende konkrete Fragen hätte ich:
1. Ist es möglich einen Lehrerwechsel vornehmen zu lassen und wenn ja, welche Dinge müssen vorbereitet sein und wie müsste alles in die Wege geleitet werden.
2. Wie können wir generell für die 4. Klasse etwas verändern, damit mehr gelernt, bzw. mehr Rutine in die Übungen kommt und auch der Lehrer weiss, dass es so nicht weitergeht.
Alle Eltern, mit denen ich bereits Kontakt hatte sind jedoch sehr, sehr unzufrieden, bloß traut sich niemand etwas zu sagen und hat mir das auch so konkret mitgeteilt.
Ich hoffe sehr, dass unserer Klasse, vor allem unseren Kindern, jemand helfen kann.
Vielen Dank im Voraus

Anwort von Phine

Hallo,
Da meine Mutter selbst Jahrzehnte als Lehrerin gearbeitet hat, habe ich durch sie viel von solchen Fällen mitbekommen.
Ich denke am sinnvollsten wäre in dem Fall, dass ihr alle mal einen Elternabend macht. Alle betroffenen Eltern, den Schulleiter und den Lehrer um den es geht einladen.
Macht eine Liste mit allen Fällen, die ihr besprechen wollt.
Gebt dem Lehrer die Möglichkeit sich zu äußern, auch mit vorheriger Vorbereitung. Bitte nicht überrumpeln.
Es bringt nichts, wenn alle Eltern sich bei jedem Fall einzeln bei ihm beschweren. Er wird dadurch nur genervt.
Das Ziel dieses Elternabens sollte sein, dass sie mit dem Lehrer in Zukunft Hand in Hand gehen, zum Wohl ihrer Kinder und nicht, dass sie ihn "fertig machen". Vielleicht hilft es auch neben dem Schulleiter noch einen weiteren unparteiischen lehrer hinzu zu holen.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie sich der Lehrer fühlt - resigniert, überfordert, genervt. Ähnlich ging es meiner Mutter (Grundschullehrerin) kurz vor der Rente auch. Jeder geht damit aber andersum.
Möglicherweise merkt der Lehrer gar nicht wie er die Kinder behandelt.
Es ist nicht leicht für einen Lehrer, wenn er die Eltern seiner Schüler regelrecht zum Feind hat. Versuch deine Antiphatie zu vergessen um eine Lösung zu finden. Vielleicht ist es möglich dem Lehrer zu erklären, dass seine Strenge zu Angst bei den Schülern führt. Aber auch solltet ihr im Hinterkopf behalten, dass auch die Schüler, grade in dem Alter den Umgang überhaupt nicht objektiv beurteilen können.
Ältere Lehrer sind immer strenger als jüngere. Die Erfahrung habe nicht nur ich machen müssen. Solche Lehrer, Dozenten oder Vorgesetzte laufen einem im Leben immer über den Weg. Unterstütz deine Tochter. Das hilft ihr auch fürs weitere Leben. Alles Gute!